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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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wird?) daß er Lehrer und Prediger als Zunft-
verwandte ansah, die alles zu thun und zu
lassen verbunden sind, was die Innung mit
sich bringt. Unser Schild, pflegte er zu sagen,
ist die Bibel. Wenn wir ein ander Buch aus-
hängen, eine andere Arbeit treiben, oder die
uns angewiesene Geschäfte nicht nach dem
Zunftprivilegio einrichten, sind wir Pfuscher,
Betrüger. Zwar gab mein Vater im Streite
mit Herrn v. G -- zu, daß wenn Jemand mit
der Bibel eingeschlossen werden sollte, um
daraus ein System herauszubringen, er nie
das unsrige herausbringen würde, im Fall er
nemlich nicht das mindeste von einem Cate-
chismus gehört, und darin gegängelt worden.
Was aus dem System des alten Testaments
werden würde, wär ich begierig zu sehen,
sagte Herr v. G -- und was das System aus
dem neuen betrift, fuhr er fort, und mein
Vater grif ein: so könnte es natürlicher,
kindlicher, herzlicher ausfallen, ob aber
in Hauptsachen von dem unsrigen abwei-
chend, weiß ich nicht
-- Meines Vaters
Losung war aut, aut; er war in keinem Stücke
lahm, und da Herr v. G -- nicht aufhören
konnte zu spötteln und zu lächeln, und da
nicht beten, und dort nicht das Nachtmahl

neh-

wird?) daß er Lehrer und Prediger als Zunft-
verwandte anſah, die alles zu thun und zu
laſſen verbunden ſind, was die Innung mit
ſich bringt. Unſer Schild, pflegte er zu ſagen,
iſt die Bibel. Wenn wir ein ander Buch aus-
haͤngen, eine andere Arbeit treiben, oder die
uns angewieſene Geſchaͤfte nicht nach dem
Zunftprivilegio einrichten, ſind wir Pfuſcher,
Betruͤger. Zwar gab mein Vater im Streite
mit Herrn v. G — zu, daß wenn Jemand mit
der Bibel eingeſchloſſen werden ſollte, um
daraus ein Syſtem herauszubringen, er nie
das unſrige herausbringen wuͤrde, im Fall er
nemlich nicht das mindeſte von einem Cate-
chismus gehoͤrt, und darin gegaͤngelt worden.
Was aus dem Syſtem des alten Teſtaments
werden wuͤrde, waͤr ich begierig zu ſehen,
ſagte Herr v. G — und was das Syſtem aus
dem neuen betrift, fuhr er fort, und mein
Vater grif ein: ſo koͤnnte es natuͤrlicher,
kindlicher, herzlicher ausfallen, ob aber
in Hauptſachen von dem unſrigen abwei-
chend, weiß ich nicht
— Meines Vaters
Loſung war aut, aut; er war in keinem Stuͤcke
lahm, und da Herr v. G — nicht aufhoͤren
konnte zu ſpoͤtteln und zu laͤcheln, und da
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[196/0202] wird?) daß er Lehrer und Prediger als Zunft- verwandte anſah, die alles zu thun und zu laſſen verbunden ſind, was die Innung mit ſich bringt. Unſer Schild, pflegte er zu ſagen, iſt die Bibel. Wenn wir ein ander Buch aus- haͤngen, eine andere Arbeit treiben, oder die uns angewieſene Geſchaͤfte nicht nach dem Zunftprivilegio einrichten, ſind wir Pfuſcher, Betruͤger. Zwar gab mein Vater im Streite mit Herrn v. G — zu, daß wenn Jemand mit der Bibel eingeſchloſſen werden ſollte, um daraus ein Syſtem herauszubringen, er nie das unſrige herausbringen wuͤrde, im Fall er nemlich nicht das mindeſte von einem Cate- chismus gehoͤrt, und darin gegaͤngelt worden. Was aus dem Syſtem des alten Teſtaments werden wuͤrde, waͤr ich begierig zu ſehen, ſagte Herr v. G — und was das Syſtem aus dem neuen betrift, fuhr er fort, und mein Vater grif ein: ſo koͤnnte es natuͤrlicher, kindlicher, herzlicher ausfallen, ob aber in Hauptſachen von dem unſrigen abwei- chend, weiß ich nicht — Meines Vaters Loſung war aut, aut; er war in keinem Stuͤcke lahm, und da Herr v. G — nicht aufhoͤren konnte zu ſpoͤtteln und zu laͤcheln, und da nicht beten, und dort nicht das Nachtmahl neh-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/202>, abgerufen am 27.11.2024.