Mein Vater setzte diese Allegorie nicht weiter fort. Herr v. G -- fiel auf die Bemer- kung meines Vaters.
Freylich Pastor! fieng er an, wenn uns die Vernunft wieder ins Paradies bringt, werden wir solche Narren nicht seyn, als un- sere ersten Eltern! -- Die Fürsten, fuhr Herr v. G -- fort, thaten ehemals alles mit Be- willigung der Stände, darum Wir von Got- tes Gnaden. Jezt ist von allem dem nur der Pluralis übrig, der so gar gebraucht wird, wenn sie sich vermählen. Wir haben uns ent- schlossen, unser Beylager auf den und den -- geliebts Gott zu halten. Wir sind durch die Entbindung unserer Gemahlin eines Thron- erben wegen höchlich erfreut -- Als ob? fragte Herr v. G -- so wie mein Vater bey ei- ner andern Gelegenheit; allein mein Vater antwortete nicht: Ja wohl!
Vielmehr war mein Vater der Meynung, dies käme daher, weil sie den Menschen im
Plu-
Nicht anders!
Und wenn es reißt, ſind wenigſtens zwey Enden!
die man verbinden kann,
Durch einen Knoten!
Mein Vater ſetzte dieſe Allegorie nicht weiter fort. Herr v. G — fiel auf die Bemer- kung meines Vaters.
Freylich Paſtor! fieng er an, wenn uns die Vernunft wieder ins Paradies bringt, werden wir ſolche Narren nicht ſeyn, als un- ſere erſten Eltern! — Die Fuͤrſten, fuhr Herr v. G — fort, thaten ehemals alles mit Be- willigung der Staͤnde, darum Wir von Got- tes Gnaden. Jezt iſt von allem dem nur der Pluralis uͤbrig, der ſo gar gebraucht wird, wenn ſie ſich vermaͤhlen. Wir haben uns ent- ſchloſſen, unſer Beylager auf den und den — geliebts Gott zu halten. Wir ſind durch die Entbindung unſerer Gemahlin eines Thron- erben wegen hoͤchlich erfreut — Als ob? fragte Herr v. G — ſo wie mein Vater bey ei- ner andern Gelegenheit; allein mein Vater antwortete nicht: Ja wohl!
Vielmehr war mein Vater der Meynung, dies kaͤme daher, weil ſie den Menſchen im
Plu-
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Nicht anders!
Und wenn es reißt, ſind wenigſtens zwey
Enden!
die man verbinden kann,
Durch einen Knoten!
Mein Vater ſetzte dieſe Allegorie nicht
weiter fort. Herr v. G — fiel auf die Bemer-
kung meines Vaters.
Freylich Paſtor! fieng er an, wenn uns
die Vernunft wieder ins Paradies bringt,
werden wir ſolche Narren nicht ſeyn, als un-
ſere erſten Eltern! — Die Fuͤrſten, fuhr Herr
v. G — fort, thaten ehemals alles mit Be-
willigung der Staͤnde, darum Wir von Got-
tes Gnaden. Jezt iſt von allem dem nur der
Pluralis uͤbrig, der ſo gar gebraucht wird,
wenn ſie ſich vermaͤhlen. Wir haben uns ent-
ſchloſſen, unſer Beylager auf den und den —
geliebts Gott zu halten. Wir ſind durch die
Entbindung unſerer Gemahlin eines Thron-
erben wegen hoͤchlich erfreut — Als ob?
fragte Herr v. G — ſo wie mein Vater bey ei-
ner andern Gelegenheit; allein mein Vater
antwortete nicht:
Ja wohl!
Vielmehr war mein Vater der Meynung,
dies kaͤme daher, weil ſie den Menſchen im
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/200>, abgerufen am 23.11.2024.
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