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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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ständiger Frühling, guter Vater? wenn es
aber ein nordischer wäre, wo man den Früh-
ling blos im Calender und in einer lebhaften
Einbildung hat? Zwar in deinem Lande, wo
man zeitig eine Pfeife in der freyen Luft raucht,
den Wein bey der Quelle trinkt und lange
Manschetten trägt -- Aber wo gehörst du zu
Hause? -- wo? Im Himmel! Guter Va-
ter, da ist aller Menschen Vaterland. "Din-
"ge der Zukunft sind der Geistlichen Be-
"schäftigung."
Das wäre ja ein gefund-
nes Essen für mich, der ich Jagdmüde bin,
und wahrlich kein Linsengericht, das eine Erst-
geburt zu stehen kommt! Wie aber, wenn
der Geistliche über der andern Welt diese ver-
gässe, nur an den Lohn dächte, ohne des Ta-
ges Last und Hitze zu übernehmen? Wenn
er, den Purpur und die köstliche Leinwand
selbst nicht abgerechnet, hier wie einer der sie-
ben Brüder des reichen Mannes herrlich und
in Freuden lebte; wenn ers mit der Ewigkeit
so machte, wie geitzige Leute, die aus Furcht,
in ihrem Lande das Ihrige durch Handel und
Wandel zu verlieren, die überflüßigen Capi-
talien in auswärtige Banquen senden, oder
sie auf sichere Hypotheken eintabuliren laßen,
um ein recht gemächliches Zinsenleben führen

zu

ſtaͤndiger Fruͤhling, guter Vater? wenn es
aber ein nordiſcher waͤre, wo man den Fruͤh-
ling blos im Calender und in einer lebhaften
Einbildung hat? Zwar in deinem Lande, wo
man zeitig eine Pfeife in der freyen Luft raucht,
den Wein bey der Quelle trinkt und lange
Manſchetten traͤgt — Aber wo gehoͤrſt du zu
Hauſe? — wo? Im Himmel! Guter Va-
ter, da iſt aller Menſchen Vaterland. „Din-
„ge der Zukunft ſind der Geiſtlichen Be-
„ſchaͤftigung.“
Das waͤre ja ein gefund-
nes Eſſen fuͤr mich, der ich Jagdmuͤde bin,
und wahrlich kein Linſengericht, das eine Erſt-
geburt zu ſtehen kommt! Wie aber, wenn
der Geiſtliche uͤber der andern Welt dieſe ver-
gaͤſſe, nur an den Lohn daͤchte, ohne des Ta-
ges Laſt und Hitze zu uͤbernehmen? Wenn
er, den Purpur und die koͤſtliche Leinwand
ſelbſt nicht abgerechnet, hier wie einer der ſie-
ben Bruͤder des reichen Mannes herrlich und
in Freuden lebte; wenn ers mit der Ewigkeit
ſo machte, wie geitzige Leute, die aus Furcht,
in ihrem Lande das Ihrige durch Handel und
Wandel zu verlieren, die uͤberfluͤßigen Capi-
talien in auswaͤrtige Banquen ſenden, oder
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[12/0020] ſtaͤndiger Fruͤhling, guter Vater? wenn es aber ein nordiſcher waͤre, wo man den Fruͤh- ling blos im Calender und in einer lebhaften Einbildung hat? Zwar in deinem Lande, wo man zeitig eine Pfeife in der freyen Luft raucht, den Wein bey der Quelle trinkt und lange Manſchetten traͤgt — Aber wo gehoͤrſt du zu Hauſe? — wo? Im Himmel! Guter Va- ter, da iſt aller Menſchen Vaterland. „Din- „ge der Zukunft ſind der Geiſtlichen Be- „ſchaͤftigung.“ Das waͤre ja ein gefund- nes Eſſen fuͤr mich, der ich Jagdmuͤde bin, und wahrlich kein Linſengericht, das eine Erſt- geburt zu ſtehen kommt! Wie aber, wenn der Geiſtliche uͤber der andern Welt dieſe ver- gaͤſſe, nur an den Lohn daͤchte, ohne des Ta- ges Laſt und Hitze zu uͤbernehmen? Wenn er, den Purpur und die koͤſtliche Leinwand ſelbſt nicht abgerechnet, hier wie einer der ſie- ben Bruͤder des reichen Mannes herrlich und in Freuden lebte; wenn ers mit der Ewigkeit ſo machte, wie geitzige Leute, die aus Furcht, in ihrem Lande das Ihrige durch Handel und Wandel zu verlieren, die uͤberfluͤßigen Capi- talien in auswaͤrtige Banquen ſenden, oder ſie auf ſichere Hypotheken eintabuliren laßen, um ein recht gemaͤchliches Zinſenleben fuͤhren zu

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/20>, abgerufen am 21.11.2024.