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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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heit es ihnen noch näher gelegt hätte. Die
Gottheit kann sich Menschen nicht anders als
durch Menschen offenbaren, und die bleiben
Menschen, wenn gleich sie Gottes Menschen
sind, getrieben vom heiligen Geist. Niemand
hat Gott je gesehen; erhabene große Men-
schen sendet Gott zu Menschen, um ihnen zu
sagen, was sie gleich alle wissen, wenn es ih-
nen nur gesagt wird. Wir sind alles und
nichts. Das Licht der Vernunft, das in uns
ist, muß angezündet werden, sonst bleiben
wir beständig Kinder der Finsternis. Das
natürliche Recht ist, so lange der Mensch
nicht göttlich unterrichtet wird, das, was das
römische Recht sehr treffend von ihm sagt:
was die Natur allen Thieren lehret. Die
Kräfte, die der Mensch noch drüber hat, un-
terscheiden ihn vom Thier. Selbst die Ge-
sellschaft, die Vereinigung, die die Natur dem
Menschen so sichtlich beybringt, indem seine
Jungen weit später zu sich selbst kommen,
als andere Jungen, fordert ihn zur Gesell-
schaft auf; allein wenn es auf einen Streit
ankäme, würde ich denen eher beytreten, wel-
che glauben, daß ein Ohngefehr die Menschen
zusammengebracht, und nicht die Vernunft.
Selbst jezt regieret wohl die Vernunft im

Gro-

heit es ihnen noch naͤher gelegt haͤtte. Die
Gottheit kann ſich Menſchen nicht anders als
durch Menſchen offenbaren, und die bleiben
Menſchen, wenn gleich ſie Gottes Menſchen
ſind, getrieben vom heiligen Geiſt. Niemand
hat Gott je geſehen; erhabene große Men-
ſchen ſendet Gott zu Menſchen, um ihnen zu
ſagen, was ſie gleich alle wiſſen, wenn es ih-
nen nur geſagt wird. Wir ſind alles und
nichts. Das Licht der Vernunft, das in uns
iſt, muß angezuͤndet werden, ſonſt bleiben
wir beſtaͤndig Kinder der Finſternis. Das
natuͤrliche Recht iſt, ſo lange der Menſch
nicht goͤttlich unterrichtet wird, das, was das
roͤmiſche Recht ſehr treffend von ihm ſagt:
was die Natur allen Thieren lehret. Die
Kraͤfte, die der Menſch noch druͤber hat, un-
terſcheiden ihn vom Thier. Selbſt die Ge-
ſellſchaft, die Vereinigung, die die Natur dem
Menſchen ſo ſichtlich beybringt, indem ſeine
Jungen weit ſpaͤter zu ſich ſelbſt kommen,
als andere Jungen, fordert ihn zur Geſell-
ſchaft auf; allein wenn es auf einen Streit
ankaͤme, wuͤrde ich denen eher beytreten, wel-
che glauben, daß ein Ohngefehr die Menſchen
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Selbſt jezt regieret wohl die Vernunft im

Gro-
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[189/0195] heit es ihnen noch naͤher gelegt haͤtte. Die Gottheit kann ſich Menſchen nicht anders als durch Menſchen offenbaren, und die bleiben Menſchen, wenn gleich ſie Gottes Menſchen ſind, getrieben vom heiligen Geiſt. Niemand hat Gott je geſehen; erhabene große Men- ſchen ſendet Gott zu Menſchen, um ihnen zu ſagen, was ſie gleich alle wiſſen, wenn es ih- nen nur geſagt wird. Wir ſind alles und nichts. Das Licht der Vernunft, das in uns iſt, muß angezuͤndet werden, ſonſt bleiben wir beſtaͤndig Kinder der Finſternis. Das natuͤrliche Recht iſt, ſo lange der Menſch nicht goͤttlich unterrichtet wird, das, was das roͤmiſche Recht ſehr treffend von ihm ſagt: was die Natur allen Thieren lehret. Die Kraͤfte, die der Menſch noch druͤber hat, un- terſcheiden ihn vom Thier. Selbſt die Ge- ſellſchaft, die Vereinigung, die die Natur dem Menſchen ſo ſichtlich beybringt, indem ſeine Jungen weit ſpaͤter zu ſich ſelbſt kommen, als andere Jungen, fordert ihn zur Geſell- ſchaft auf; allein wenn es auf einen Streit ankaͤme, wuͤrde ich denen eher beytreten, wel- che glauben, daß ein Ohngefehr die Menſchen zuſammengebracht, und nicht die Vernunft. Selbſt jezt regieret wohl die Vernunft im Gro-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/195>, abgerufen am 24.11.2024.