Sinn, und ist mehr, als in Einer Rücksicht, wenn er will, im Stande, sein Volk dem Rei- che Gottes näher zu bringen. Wenn er will, sagte Herr v. G --, wird er aber wollen? wird er Gott dem Herrn seinen Stuhl abtre- ten und seyn wie Unser einer? -- -- --
Wir sollten immer einfacher werden, und uns in den Stand setzen, wenig zu brauchen: dadurch würden wir der Härte unserer Obern trotzen, gegen Mein und Dein gleichgültiger werden und allmählig zum Reiche Gottes kommen, welches nicht bestehet in Essen und Trinken, sondern in Liebe --
In dem Gesetz: was du nicht wilst, daß dir andere thun, thu' ihnen auch nicht, liegt das ganze Criminal- und der größte Theil des bürgerlichen Rechts. Gott ehr mir un- sere curschen Gesetztafeln! Sie sind ziemlich im Kurzen! allein die Hülfsvölker! daß sich Gott erbarm! wahrlich auch hier sollte das Reich Gottes näher kommen, und der Mensch sich aufs Einfache zurückstimmen; denn in Wahrheit! überall ist nur eins noth! --
Wenns so fiel, war alles treflich. So bald aber Herr v. G -- anfieng: er wünsche, daß heute alle Könige Herzoge von Curland
wür-
Sinn, und iſt mehr, als in Einer Ruͤckſicht, wenn er will, im Stande, ſein Volk dem Rei- che Gottes naͤher zu bringen. Wenn er will, ſagte Herr v. G —, wird er aber wollen? wird er Gott dem Herrn ſeinen Stuhl abtre- ten und ſeyn wie Unſer einer? — — —
Wir ſollten immer einfacher werden, und uns in den Stand ſetzen, wenig zu brauchen: dadurch wuͤrden wir der Haͤrte unſerer Obern trotzen, gegen Mein und Dein gleichguͤltiger werden und allmaͤhlig zum Reiche Gottes kommen, welches nicht beſtehet in Eſſen und Trinken, ſondern in Liebe —
In dem Geſetz: was du nicht wilſt, daß dir andere thun, thu’ ihnen auch nicht, liegt das ganze Criminal- und der groͤßte Theil des buͤrgerlichen Rechts. Gott ehr mir un- ſere curſchen Geſetztafeln! Sie ſind ziemlich im Kurzen! allein die Huͤlfsvoͤlker! daß ſich Gott erbarm! wahrlich auch hier ſollte das Reich Gottes naͤher kommen, und der Menſch ſich aufs Einfache zuruͤckſtimmen; denn in Wahrheit! uͤberall iſt nur eins noth! —
Wenns ſo fiel, war alles treflich. So bald aber Herr v. G — anfieng: er wuͤnſche, daß heute alle Koͤnige Herzoge von Curland
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Sinn, und iſt mehr, als in Einer Ruͤckſicht,
wenn er will, im Stande, ſein Volk dem Rei-
che Gottes naͤher zu bringen. Wenn er will,
ſagte Herr v. G —, wird er aber wollen?
wird er Gott dem Herrn ſeinen Stuhl abtre-
ten und ſeyn wie Unſer einer? — — —
Wir ſollten immer einfacher werden, und
uns in den Stand ſetzen, wenig zu brauchen:
dadurch wuͤrden wir der Haͤrte unſerer Obern
trotzen, gegen Mein und Dein gleichguͤltiger
werden und allmaͤhlig zum Reiche Gottes
kommen, welches nicht beſtehet in Eſſen und
Trinken, ſondern in Liebe —
In dem Geſetz: was du nicht wilſt, daß
dir andere thun, thu’ ihnen auch nicht, liegt
das ganze Criminal- und der groͤßte Theil
des buͤrgerlichen Rechts. Gott ehr mir un-
ſere curſchen Geſetztafeln! Sie ſind ziemlich
im Kurzen! allein die Huͤlfsvoͤlker! daß ſich
Gott erbarm! wahrlich auch hier ſollte das
Reich Gottes naͤher kommen, und der Menſch
ſich aufs Einfache zuruͤckſtimmen; denn in
Wahrheit! uͤberall iſt nur eins noth! —
Wenns ſo fiel, war alles treflich. So
bald aber Herr v. G — anfieng: er wuͤnſche,
daß heute alle Koͤnige Herzoge von Curland
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/182>, abgerufen am 25.11.2024.
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