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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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wie er sagte, ihn nicht breitschlagen oder zum
besten haben wollen. Mein Vater hatte ihm
einige Stellen aus den Alten verdeutschet, und
Herr v. G -- war so gütig, sie ein Brennglas
zu nennen, wodurch wir die Sonne an die
Pfeife zögen. Er liebte nicht, mit Schrift-
stellern umzugehen. Die sich frisch und ge-
sund lesen lassen, sagte er, sind, wie ich gehört
habe, stockstill in Gesellschaft -- Man sage
ein Hephata nach dem andern, die Zunge wird
nicht los. Herr v. G -- selbst war, ehe er
schrieb, noch schwieriger, wie mein Vater,
hatt' er indessen die Feder einmahl ergriffen;
giengs, seinem eigenen Ausdruck zu folge,
wie aus der Pistole. Er strich so wenig, wie
meine Mutter, und nie hatt' er ein Blatt zer-
rissen, um es besser zu schreiben. Warum
soll ich mich mit mir selbst schlagen? warum
mich selbst herausfordern? Ich bin sehr für
den Hausfrieden, das ist, für den mit mir
selbst. Nie macht' er ein Couvert. Am lieb-
sten schrieb er auf unbeschnittenem Papier.
Gemeinhin schrieb er mit umgekehrter Feder.
Kehrt man denn nicht, sagt' er, den Hut um,
wenn die Sonne scheint? Die Ursache war,
weil er nicht gern Federn schneiden mochte,
und da meynt' ers denn so ehrlich mit jeder

neuen
L 3

wie er ſagte, ihn nicht breitſchlagen oder zum
beſten haben wollen. Mein Vater hatte ihm
einige Stellen aus den Alten verdeutſchet, und
Herr v. G — war ſo guͤtig, ſie ein Brennglas
zu nennen, wodurch wir die Sonne an die
Pfeife zoͤgen. Er liebte nicht, mit Schrift-
ſtellern umzugehen. Die ſich friſch und ge-
ſund leſen laſſen, ſagte er, ſind, wie ich gehoͤrt
habe, ſtockſtill in Geſellſchaft — Man ſage
ein Hephata nach dem andern, die Zunge wird
nicht los. Herr v. G — ſelbſt war, ehe er
ſchrieb, noch ſchwieriger, wie mein Vater,
hatt’ er indeſſen die Feder einmahl ergriffen;
giengs, ſeinem eigenen Ausdruck zu folge,
wie aus der Piſtole. Er ſtrich ſo wenig, wie
meine Mutter, und nie hatt’ er ein Blatt zer-
riſſen, um es beſſer zu ſchreiben. Warum
ſoll ich mich mit mir ſelbſt ſchlagen? warum
mich ſelbſt herausfordern? Ich bin ſehr fuͤr
den Hausfrieden, das iſt, fuͤr den mit mir
ſelbſt. Nie macht’ er ein Couvert. Am lieb-
ſten ſchrieb er auf unbeſchnittenem Papier.
Gemeinhin ſchrieb er mit umgekehrter Feder.
Kehrt man denn nicht, ſagt’ er, den Hut um,
wenn die Sonne ſcheint? Die Urſache war,
weil er nicht gern Federn ſchneiden mochte,
und da meynt’ ers denn ſo ehrlich mit jeder

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[165/0171] wie er ſagte, ihn nicht breitſchlagen oder zum beſten haben wollen. Mein Vater hatte ihm einige Stellen aus den Alten verdeutſchet, und Herr v. G — war ſo guͤtig, ſie ein Brennglas zu nennen, wodurch wir die Sonne an die Pfeife zoͤgen. Er liebte nicht, mit Schrift- ſtellern umzugehen. Die ſich friſch und ge- ſund leſen laſſen, ſagte er, ſind, wie ich gehoͤrt habe, ſtockſtill in Geſellſchaft — Man ſage ein Hephata nach dem andern, die Zunge wird nicht los. Herr v. G — ſelbſt war, ehe er ſchrieb, noch ſchwieriger, wie mein Vater, hatt’ er indeſſen die Feder einmahl ergriffen; giengs, ſeinem eigenen Ausdruck zu folge, wie aus der Piſtole. Er ſtrich ſo wenig, wie meine Mutter, und nie hatt’ er ein Blatt zer- riſſen, um es beſſer zu ſchreiben. Warum ſoll ich mich mit mir ſelbſt ſchlagen? warum mich ſelbſt herausfordern? Ich bin ſehr fuͤr den Hausfrieden, das iſt, fuͤr den mit mir ſelbſt. Nie macht’ er ein Couvert. Am lieb- ſten ſchrieb er auf unbeſchnittenem Papier. Gemeinhin ſchrieb er mit umgekehrter Feder. Kehrt man denn nicht, ſagt’ er, den Hut um, wenn die Sonne ſcheint? Die Urſache war, weil er nicht gern Federn ſchneiden mochte, und da meynt’ ers denn ſo ehrlich mit jeder neuen L 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/171>, abgerufen am 25.11.2024.