gehabt? Ob Adam mit einem Nabel verse- hen gewesen? wenn gleich der Text darnach nicht war! -- Es war eine Stille, wo man das Wort fast in der Seele hören konnte. Die Frau v --, die so tief zu seufzen gewohnt ist, daß die Wänd' es hören und wiederhallen, als wunderten sie sich drob! -- still! ganz still! O mein Sohn! dein Vater ist ein Feuer- schlagender geistreicher Mann! Schade! daß er sein hebräisch nicht aus der ersten Hand hat! und abermals schade! daß man nicht weiß, wo er her ist! Sein Text ist Stahl und Feuerstein. Er schlägt, und es fallen Funken, des Küchenzettels unerachtet, den er über jede Predigt macht. Ich habe geweint bitterlich, und die ganze Kirchen- oder Trauer- versammlung weinte so. Er schalt nicht, er drohete nicht. Er stellte dem es heim, der da recht richtet. Wenn ich doch schreiben könn- te, was er sagte. Es war alles, wie in Ver- sen, so leicht! so schön!
Laßt uns ungebeten an ein Mitglied einer benachbarten Gemeine denken, des- sen Erforschungs-dessen Prüfungsjahre selig zu Ende gegangen, und der den ewi- gen Weg der Wahrheit und des Lebens angetreten! -- Er kam nicht zu mir, so
wie
gehabt? Ob Adam mit einem Nabel verſe- hen geweſen? wenn gleich der Text darnach nicht war! — Es war eine Stille, wo man das Wort faſt in der Seele hoͤren konnte. Die Frau v —, die ſo tief zu ſeufzen gewohnt iſt, daß die Waͤnd’ es hoͤren und wiederhallen, als wunderten ſie ſich drob! — ſtill! ganz ſtill! O mein Sohn! dein Vater iſt ein Feuer- ſchlagender geiſtreicher Mann! Schade! daß er ſein hebraͤiſch nicht aus der erſten Hand hat! und abermals ſchade! daß man nicht weiß, wo er her iſt! Sein Text iſt Stahl und Feuerſtein. Er ſchlaͤgt, und es fallen Funken, des Kuͤchenzettels unerachtet, den er uͤber jede Predigt macht. Ich habe geweint bitterlich, und die ganze Kirchen- oder Trauer- verſammlung weinte ſo. Er ſchalt nicht, er drohete nicht. Er ſtellte dem es heim, der da recht richtet. Wenn ich doch ſchreiben koͤnn- te, was er ſagte. Es war alles, wie in Ver- ſen, ſo leicht! ſo ſchoͤn!
Laßt uns ungebeten an ein Mitglied einer benachbarten Gemeine denken, deſ- ſen Erforſchungs-deſſen Pruͤfungsjahre ſelig zu Ende gegangen, und der den ewi- gen Weg der Wahrheit und des Lebens angetreten! — Er kam nicht zu mir, ſo
wie
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0162"n="156"/>
gehabt? Ob Adam mit einem Nabel verſe-<lb/>
hen geweſen? wenn gleich der Text darnach<lb/>
nicht war! — Es war eine Stille, wo man<lb/>
das Wort faſt in der Seele hoͤren konnte.<lb/>
Die <hirendition="#fr">Frau v</hi>—, die ſo tief zu ſeufzen gewohnt<lb/>
iſt, daß die Waͤnd’ es hoͤren und wiederhallen,<lb/>
als wunderten ſie ſich drob! —ſtill! ganz<lb/>ſtill! O mein Sohn! dein Vater iſt ein Feuer-<lb/>ſchlagender geiſtreicher Mann! Schade! daß<lb/>
er ſein hebraͤiſch nicht aus der erſten Hand<lb/>
hat! und abermals ſchade! daß man nicht<lb/>
weiß, wo er her iſt! Sein Text iſt Stahl<lb/>
und Feuerſtein. Er ſchlaͤgt, und es fallen<lb/>
Funken, des Kuͤchenzettels unerachtet, den er<lb/>
uͤber jede Predigt macht. Ich habe geweint<lb/>
bitterlich, und die ganze Kirchen- oder Trauer-<lb/>
verſammlung weinte ſo. Er ſchalt nicht, er<lb/>
drohete nicht. Er ſtellte dem es heim, der da<lb/>
recht richtet. Wenn ich doch ſchreiben koͤnn-<lb/>
te, was er ſagte. Es war alles, wie in Ver-<lb/>ſen, ſo leicht! ſo ſchoͤn!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Laßt uns ungebeten an ein Mitglied<lb/>
einer benachbarten Gemeine denken, deſ-<lb/>ſen Erforſchungs-deſſen Pruͤfungsjahre<lb/>ſelig zu Ende gegangen, und der den ewi-<lb/>
gen Weg der Wahrheit und des Lebens<lb/>
angetreten! — Er kam nicht zu mir, ſo</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">wie</hi></fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[156/0162]
gehabt? Ob Adam mit einem Nabel verſe-
hen geweſen? wenn gleich der Text darnach
nicht war! — Es war eine Stille, wo man
das Wort faſt in der Seele hoͤren konnte.
Die Frau v —, die ſo tief zu ſeufzen gewohnt
iſt, daß die Waͤnd’ es hoͤren und wiederhallen,
als wunderten ſie ſich drob! — ſtill! ganz
ſtill! O mein Sohn! dein Vater iſt ein Feuer-
ſchlagender geiſtreicher Mann! Schade! daß
er ſein hebraͤiſch nicht aus der erſten Hand
hat! und abermals ſchade! daß man nicht
weiß, wo er her iſt! Sein Text iſt Stahl
und Feuerſtein. Er ſchlaͤgt, und es fallen
Funken, des Kuͤchenzettels unerachtet, den er
uͤber jede Predigt macht. Ich habe geweint
bitterlich, und die ganze Kirchen- oder Trauer-
verſammlung weinte ſo. Er ſchalt nicht, er
drohete nicht. Er ſtellte dem es heim, der da
recht richtet. Wenn ich doch ſchreiben koͤnn-
te, was er ſagte. Es war alles, wie in Ver-
ſen, ſo leicht! ſo ſchoͤn!
Laßt uns ungebeten an ein Mitglied
einer benachbarten Gemeine denken, deſ-
ſen Erforſchungs-deſſen Pruͤfungsjahre
ſelig zu Ende gegangen, und der den ewi-
gen Weg der Wahrheit und des Lebens
angetreten! — Er kam nicht zu mir, ſo
wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/162>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.