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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Herr, Herr! des Morgens, des Abends und
vor und nach Tische sangen und beteten; nicht
die Vater unsers, nicht die das Walts ma-
chens aus, sondern die den Willen thun des
Vaters Jesu Christi im Himmel, sind hier auf
gutem, auf ewigem Wege. Da bekamen in
die Länge und in die Quer, die sich über den
Herrn v. G -- aufgehalten, weil er lange
nicht communicirt, und kein Kirchengänger
gewesen. Es war deinem Vater nicht anzu-
sehen, daß er sein ganzes hebräisch vom Con-
versus hatte, und das heißt, eben nicht weit
her. Er sagte uns Christenleuten so manches
theure werthe Wort, und wahrlich, mein
Sohn, er hatt' nicht Unrecht. Die Ortodoxie
des Herrn v. G -- will ich an seinen Ort stel-
len. Gott gebe, wenn es nicht zur Rechten
ist, es wenigstens nicht ganz zur Linken, son-
dern von der Seite sey. Der Herr von G --
bekannte und leugnete nicht. Ich bin keiner,
sagt er rein heraus, und ohne Sprüchwort.
Wenn man aber die jetzige neue Mode, Chri-
sten zu seyn, erweget, die unsere junge Herrn
(Gott nehm dich in seinen Schutz) von eini-
gen Akademien mitbringen; (Heil mit Kö-
nigsberg und Göttingen für und für!) so
könnt' es wohl heißen: dein Silber, zu re-

den

Herr, Herr! des Morgens, des Abends und
vor und nach Tiſche ſangen und beteten; nicht
die Vater unſers, nicht die das Walts ma-
chens aus, ſondern die den Willen thun des
Vaters Jeſu Chriſti im Himmel, ſind hier auf
gutem, auf ewigem Wege. Da bekamen in
die Laͤnge und in die Quer, die ſich uͤber den
Herrn v. G — aufgehalten, weil er lange
nicht communicirt, und kein Kirchengaͤnger
geweſen. Es war deinem Vater nicht anzu-
ſehen, daß er ſein ganzes hebraͤiſch vom Con-
verſus hatte, und das heißt, eben nicht weit
her. Er ſagte uns Chriſtenleuten ſo manches
theure werthe Wort, und wahrlich, mein
Sohn, er hatt’ nicht Unrecht. Die Ortodoxie
des Herrn v. G — will ich an ſeinen Ort ſtel-
len. Gott gebe, wenn es nicht zur Rechten
iſt, es wenigſtens nicht ganz zur Linken, ſon-
dern von der Seite ſey. Der Herr von G —
bekannte und leugnete nicht. Ich bin keiner,
ſagt er rein heraus, und ohne Spruͤchwort.
Wenn man aber die jetzige neue Mode, Chri-
ſten zu ſeyn, erweget, die unſere junge Herrn
(Gott nehm dich in ſeinen Schutz) von eini-
gen Akademien mitbringen; (Heil mit Koͤ-
nigsberg und Goͤttingen fuͤr und fuͤr!) ſo
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[154/0160] Herr, Herr! des Morgens, des Abends und vor und nach Tiſche ſangen und beteten; nicht die Vater unſers, nicht die das Walts ma- chens aus, ſondern die den Willen thun des Vaters Jeſu Chriſti im Himmel, ſind hier auf gutem, auf ewigem Wege. Da bekamen in die Laͤnge und in die Quer, die ſich uͤber den Herrn v. G — aufgehalten, weil er lange nicht communicirt, und kein Kirchengaͤnger geweſen. Es war deinem Vater nicht anzu- ſehen, daß er ſein ganzes hebraͤiſch vom Con- verſus hatte, und das heißt, eben nicht weit her. Er ſagte uns Chriſtenleuten ſo manches theure werthe Wort, und wahrlich, mein Sohn, er hatt’ nicht Unrecht. Die Ortodoxie des Herrn v. G — will ich an ſeinen Ort ſtel- len. Gott gebe, wenn es nicht zur Rechten iſt, es wenigſtens nicht ganz zur Linken, ſon- dern von der Seite ſey. Der Herr von G — bekannte und leugnete nicht. Ich bin keiner, ſagt er rein heraus, und ohne Spruͤchwort. Wenn man aber die jetzige neue Mode, Chri- ſten zu ſeyn, erweget, die unſere junge Herrn (Gott nehm dich in ſeinen Schutz) von eini- gen Akademien mitbringen; (Heil mit Koͤ- nigsberg und Goͤttingen fuͤr und fuͤr!) ſo koͤnnt’ es wohl heißen: dein Silber, zu re- den

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/160>, abgerufen am 22.11.2024.