bis zur Stunde, da es heißt: Steht auf! Du warst zur Wiedergeburt gewöhnt, wahr- lich, du wirst wiederkommen! Ey, du from- me und getreue! du bist über wenig treu ge- wesen! Du wirst zu vielem kommen! Du warst reines Herzens, du wirst Gott schauen, du preisest Gott mit deinem Leibe und deinem Geiste, welche sind Gottes -- Was gesäet war in Schwachheit, wird auferstehn in Kraft! -- Eva aß, und gab ihrem Mann auch davon, und er aß, und doch war Eva das Weib aller Weiber, die Mutter aller Le- bendigen. Gute einfältige fromme Seele! Gott gesegne dich! Vergeß ich dein; so ver- gesse mein Herz Meiner! Mein Vertrauter, der aus einem Becher mit mir trinkt, sey ein Judas, der Gift unter meinen Kuß mi- sche! In meiner Rechtssache spreche ein schielender kleiner Bube aus einem Oberge- richt! Der in der Curländerin Sache sprach, richte auch meine Sache, wenn von Ehr und gutem Namen die Red ist! Mit Thränen will ich erndten, was ich mit Freuden säete! -- Dein Mann, mein Vater, versplitterte oft das beste Stück Bauholz, woraus ein andrer eine Kirchenstütze gehauen hätte, wenn ers im gemeinen Leben brauchte. Er wechselte
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bis zur Stunde, da es heißt: Steht auf! Du warſt zur Wiedergeburt gewoͤhnt, wahr- lich, du wirſt wiederkommen! Ey, du from- me und getreue! du biſt uͤber wenig treu ge- weſen! Du wirſt zu vielem kommen! Du warſt reines Herzens, du wirſt Gott ſchauen, du preiſeſt Gott mit deinem Leibe und deinem Geiſte, welche ſind Gottes — Was geſaͤet war in Schwachheit, wird auferſtehn in Kraft! — Eva aß, und gab ihrem Mann auch davon, und er aß, und doch war Eva das Weib aller Weiber, die Mutter aller Le- bendigen. Gute einfaͤltige fromme Seele! Gott geſegne dich! Vergeß ich dein; ſo ver- geſſe mein Herz Meiner! Mein Vertrauter, der aus einem Becher mit mir trinkt, ſey ein Judas, der Gift unter meinen Kuß mi- ſche! In meiner Rechtsſache ſpreche ein ſchielender kleiner Bube aus einem Oberge- richt! Der in der Curlaͤnderin Sache ſprach, richte auch meine Sache, wenn von Ehr und gutem Namen die Red iſt! Mit Thraͤnen will ich erndten, was ich mit Freuden ſaͤete! — Dein Mann, mein Vater, verſplitterte oft das beſte Stuͤck Bauholz, woraus ein andrer eine Kirchenſtuͤtze gehauen haͤtte, wenn ers im gemeinen Leben brauchte. Er wechſelte
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bis zur Stunde, da es heißt: Steht auf!
Du warſt zur Wiedergeburt gewoͤhnt, wahr-
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me und getreue! du biſt uͤber wenig treu ge-
weſen! Du wirſt zu vielem kommen! Du
warſt reines Herzens, du wirſt Gott ſchauen,
du preiſeſt Gott mit deinem Leibe und deinem
Geiſte, welche ſind Gottes — Was geſaͤet
war in Schwachheit, wird auferſtehn in
Kraft! — Eva aß, und gab ihrem Mann
auch davon, und er aß, und doch war Eva
das Weib aller Weiber, die Mutter aller Le-
bendigen. Gute einfaͤltige fromme Seele!
Gott geſegne dich! Vergeß ich dein; ſo ver-
geſſe mein Herz Meiner! Mein Vertrauter,
der aus einem Becher mit mir trinkt, ſey
ein Judas, der Gift unter meinen Kuß mi-
ſche! In meiner Rechtsſache ſpreche ein
ſchielender kleiner Bube aus einem Oberge-
richt! Der in der Curlaͤnderin Sache ſprach,
richte auch meine Sache, wenn von Ehr und
gutem Namen die Red iſt! Mit Thraͤnen will
ich erndten, was ich mit Freuden ſaͤete! —
Dein Mann, mein Vater, verſplitterte oft
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/155>, abgerufen am 27.11.2024.
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