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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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genug hieng, auf ein Mädchen von sieben
Jahren gefallen, die unten spielte, und zwar
so, daß sie sie bedeckte. Von solchem Glücke
konnte dein Grosvater nicht sagen. Das
heißt Glück.
Da hätte auch der Himmel
fallen können, und nicht blos eine Glocke!
Dies Mädchen wäre keine Frau für dich ge-
worden. Mag sie doch der Herzog heyra-
then, wenn er Lust und Liebe zum Dinge
hat! -- --

Bücher und Kinder kosten am meisten, und
es ist unrecht, dem geistlichen Stande den Cre-
dit drüber zu benehmen. Die alten Predi-
ger ließen etwas Bart zur Art stehen, und
diese Weise gar eben, wäre so etwas in mei-
nen Kram. Vielen unserer Candidaten würde
es Mühe kosten, diesen Aufwand zu machen.
Der Bart wird sich zeitig bey dir einfinden!
Es ist kein ungebetener Gast, er sey willkom-
men! --

So bald du den Kopf auf einer Seite,
und nicht gerade zu trugst, merkt' ich gleich,
du wärst verliebt. So trägt ihn der Ver-
liebte. Du fingest an, im Tenor zu fallen.
Gut, dacht' ich, er hat das Weltbürger-
Recht gewonnen. Ich wußte, mein Blick
könne nicht fehl schlagen, und du wärest

nicht

genug hieng, auf ein Maͤdchen von ſieben
Jahren gefallen, die unten ſpielte, und zwar
ſo, daß ſie ſie bedeckte. Von ſolchem Gluͤcke
konnte dein Grosvater nicht ſagen. Das
heißt Gluͤck.
Da haͤtte auch der Himmel
fallen koͤnnen, und nicht blos eine Glocke!
Dies Maͤdchen waͤre keine Frau fuͤr dich ge-
worden. Mag ſie doch der Herzog heyra-
then, wenn er Luſt und Liebe zum Dinge
hat! — —

Buͤcher und Kinder koſten am meiſten, und
es iſt unrecht, dem geiſtlichen Stande den Cre-
dit druͤber zu benehmen. Die alten Predi-
ger ließen etwas Bart zur Art ſtehen, und
dieſe Weiſe gar eben, waͤre ſo etwas in mei-
nen Kram. Vielen unſerer Candidaten wuͤrde
es Muͤhe koſten, dieſen Aufwand zu machen.
Der Bart wird ſich zeitig bey dir einfinden!
Es iſt kein ungebetener Gaſt, er ſey willkom-
men! —

So bald du den Kopf auf einer Seite,
und nicht gerade zu trugſt, merkt’ ich gleich,
du waͤrſt verliebt. So traͤgt ihn der Ver-
liebte. Du fingeſt an, im Tenor zu fallen.
Gut, dacht’ ich, er hat das Weltbuͤrger-
Recht gewonnen. Ich wußte, mein Blick
koͤnne nicht fehl ſchlagen, und du waͤreſt

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[146/0152] genug hieng, auf ein Maͤdchen von ſieben Jahren gefallen, die unten ſpielte, und zwar ſo, daß ſie ſie bedeckte. Von ſolchem Gluͤcke konnte dein Grosvater nicht ſagen. Das heißt Gluͤck. Da haͤtte auch der Himmel fallen koͤnnen, und nicht blos eine Glocke! Dies Maͤdchen waͤre keine Frau fuͤr dich ge- worden. Mag ſie doch der Herzog heyra- then, wenn er Luſt und Liebe zum Dinge hat! — — Buͤcher und Kinder koſten am meiſten, und es iſt unrecht, dem geiſtlichen Stande den Cre- dit druͤber zu benehmen. Die alten Predi- ger ließen etwas Bart zur Art ſtehen, und dieſe Weiſe gar eben, waͤre ſo etwas in mei- nen Kram. Vielen unſerer Candidaten wuͤrde es Muͤhe koſten, dieſen Aufwand zu machen. Der Bart wird ſich zeitig bey dir einfinden! Es iſt kein ungebetener Gaſt, er ſey willkom- men! — So bald du den Kopf auf einer Seite, und nicht gerade zu trugſt, merkt’ ich gleich, du waͤrſt verliebt. So traͤgt ihn der Ver- liebte. Du fingeſt an, im Tenor zu fallen. Gut, dacht’ ich, er hat das Weltbuͤrger- Recht gewonnen. Ich wußte, mein Blick koͤnne nicht fehl ſchlagen, und du waͤreſt nicht

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/152>, abgerufen am 27.11.2024.