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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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habe! Was ich dir sagen wollte: Saul
suchte die Eselin seines Vaters, und fand
ein Königreich. Joseph träumte sich zum
Herrn über ganz Egyptenland, der nicht ein
Kornjude, wie etliche wollen, sondern ein fei-
ner Finanz-Minister ward. Es ist sehr gut,
daß es dem Menschen nicht immer nach sei-
nen Wünschen geht. Gott behält sich ein
Votum bey ihm vor, und anstatt, daß ein
Mensch betrübt seyn sollte, daß ihm ein Po-
sten abgeschlagen wird, sollt er sich freuen,
daß Gott der Herr sich in die Sache einge-
mischt. Wenn man die Zeit abwarten kann,
wird Wasser in Wein verwandelt. Wer
weiß, ob Horeb oder Gethsemane der beste
Berg ist? Du willst in die Rathsstube, und
weißt nicht, daß du in die Mördergrube ge-
rathen würdest; du willst Geld, und bedenkst
nicht, daß Geitz die Wurzel alles Uebels ist?
Du klagst über öftern Anfall von Kolik, und
weißt nicht, daß wenn der Stöhner nicht
lange lebt, der Prahlhans gewiß nicht. Ich
zittre vor einem großen Glück, wie dein
Grosvater seliger. Wenn es recht warm ge-
wesen, donnert und blitzt es. Da erzählt
mir jüngst der Candidat mit den langen
Manschetten, daß eine Glocke, die nicht fest

genug
K

habe! Was ich dir ſagen wollte: Saul
ſuchte die Eſelin ſeines Vaters, und fand
ein Koͤnigreich. Joſeph traͤumte ſich zum
Herrn uͤber ganz Egyptenland, der nicht ein
Kornjude, wie etliche wollen, ſondern ein fei-
ner Finanz-Miniſter ward. Es iſt ſehr gut,
daß es dem Menſchen nicht immer nach ſei-
nen Wuͤnſchen geht. Gott behaͤlt ſich ein
Votum bey ihm vor, und anſtatt, daß ein
Menſch betruͤbt ſeyn ſollte, daß ihm ein Po-
ſten abgeſchlagen wird, ſollt er ſich freuen,
daß Gott der Herr ſich in die Sache einge-
miſcht. Wenn man die Zeit abwarten kann,
wird Waſſer in Wein verwandelt. Wer
weiß, ob Horeb oder Gethſemane der beſte
Berg iſt? Du willſt in die Rathsſtube, und
weißt nicht, daß du in die Moͤrdergrube ge-
rathen wuͤrdeſt; du willſt Geld, und bedenkſt
nicht, daß Geitz die Wurzel alles Uebels iſt?
Du klagſt uͤber oͤftern Anfall von Kolik, und
weißt nicht, daß wenn der Stoͤhner nicht
lange lebt, der Prahlhans gewiß nicht. Ich
zittre vor einem großen Gluͤck, wie dein
Grosvater ſeliger. Wenn es recht warm ge-
weſen, donnert und blitzt es. Da erzaͤhlt
mir juͤngſt der Candidat mit den langen
Manſchetten, daß eine Glocke, die nicht feſt

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[145/0151] habe! Was ich dir ſagen wollte: Saul ſuchte die Eſelin ſeines Vaters, und fand ein Koͤnigreich. Joſeph traͤumte ſich zum Herrn uͤber ganz Egyptenland, der nicht ein Kornjude, wie etliche wollen, ſondern ein fei- ner Finanz-Miniſter ward. Es iſt ſehr gut, daß es dem Menſchen nicht immer nach ſei- nen Wuͤnſchen geht. Gott behaͤlt ſich ein Votum bey ihm vor, und anſtatt, daß ein Menſch betruͤbt ſeyn ſollte, daß ihm ein Po- ſten abgeſchlagen wird, ſollt er ſich freuen, daß Gott der Herr ſich in die Sache einge- miſcht. Wenn man die Zeit abwarten kann, wird Waſſer in Wein verwandelt. Wer weiß, ob Horeb oder Gethſemane der beſte Berg iſt? Du willſt in die Rathsſtube, und weißt nicht, daß du in die Moͤrdergrube ge- rathen wuͤrdeſt; du willſt Geld, und bedenkſt nicht, daß Geitz die Wurzel alles Uebels iſt? Du klagſt uͤber oͤftern Anfall von Kolik, und weißt nicht, daß wenn der Stoͤhner nicht lange lebt, der Prahlhans gewiß nicht. Ich zittre vor einem großen Gluͤck, wie dein Grosvater ſeliger. Wenn es recht warm ge- weſen, donnert und blitzt es. Da erzaͤhlt mir juͤngſt der Candidat mit den langen Manſchetten, daß eine Glocke, die nicht feſt genug K

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/151>, abgerufen am 27.11.2024.