Der Dichter ist für gleich und recht aus der goldnen Zeit her. Er hebt alles Ansehn auf. Den Großen läßt er einen Kittel anzie- hen, den Unbedeutenden einen blanken Rock! Das beste ist, es kostet ihn nichts. Er ebenet und gleicht alles, und da sieht man sonnen- klar, daß kein Ansehn in der Welt ist! Er ahmet Gott nach: denn auch vom Dichter kann es heißen:
Es ist dem Dichter alles gleich, Den Großen klein und arm zu machen; Den Armen aber groß und reich! Er ist der rechte Wundermann --
Da liegt die Ursache, warum nur gewöhnlich arme Leute dichten?
Das Pfingstfest nannte sie Geniefest, und hielt es für nothwendig, daß in diesen heili- gen Tagen Wein getrunken würde. Selbst Champagner, wenn nicht anders. In Ostern aß sie ein Lamm mit Brunnenkresse. Ueber- haupt verwahrte sie alle Erstgeburt, so die Mut- ter gebrochen, auf Festtage. Die Erstgeburt war ihr heilig. Auch selbst das erste Glas aus einer Flasche war ihr wie Erstgeburt werth. Sie gab es dem, den sie lieb hatte.
Sehr war sie für ihr Geschlecht; indessen war Adam doch die Erstgeburt, das konnte sie
nicht
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Der Dichter iſt fuͤr gleich und recht aus der goldnen Zeit her. Er hebt alles Anſehn auf. Den Großen laͤßt er einen Kittel anzie- hen, den Unbedeutenden einen blanken Rock! Das beſte iſt, es koſtet ihn nichts. Er ebenet und gleicht alles, und da ſieht man ſonnen- klar, daß kein Anſehn in der Welt iſt! Er ahmet Gott nach: denn auch vom Dichter kann es heißen:
Es iſt dem Dichter alles gleich, Den Großen klein und arm zu machen; Den Armen aber groß und reich! Er iſt der rechte Wundermann —
Da liegt die Urſache, warum nur gewoͤhnlich arme Leute dichten?
Das Pfingſtfeſt nannte ſie Geniefeſt, und hielt es fuͤr nothwendig, daß in dieſen heili- gen Tagen Wein getrunken wuͤrde. Selbſt Champagner, wenn nicht anders. In Oſtern aß ſie ein Lamm mit Brunnenkreſſe. Ueber- haupt verwahrte ſie alle Erſtgeburt, ſo die Mut- ter gebrochen, auf Feſttage. Die Erſtgeburt war ihr heilig. Auch ſelbſt das erſte Glas aus einer Flaſche war ihr wie Erſtgeburt werth. Sie gab es dem, den ſie lieb hatte.
Sehr war ſie fuͤr ihr Geſchlecht; indeſſen war Adam doch die Erſtgeburt, das konnte ſie
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Der Dichter iſt fuͤr gleich und recht aus
der goldnen Zeit her. Er hebt alles Anſehn
auf. Den Großen laͤßt er einen Kittel anzie-
hen, den Unbedeutenden einen blanken Rock!
Das beſte iſt, es koſtet ihn nichts. Er ebenet
und gleicht alles, und da ſieht man ſonnen-
klar, daß kein Anſehn in der Welt iſt! Er
ahmet Gott nach: denn auch vom Dichter
kann es heißen:
Es iſt dem Dichter alles gleich,
Den Großen klein und arm zu machen;
Den Armen aber groß und reich!
Er iſt der rechte Wundermann —
Da liegt die Urſache, warum nur gewoͤhnlich
arme Leute dichten?
Das Pfingſtfeſt nannte ſie Geniefeſt, und
hielt es fuͤr nothwendig, daß in dieſen heili-
gen Tagen Wein getrunken wuͤrde. Selbſt
Champagner, wenn nicht anders. In Oſtern
aß ſie ein Lamm mit Brunnenkreſſe. Ueber-
haupt verwahrte ſie alle Erſtgeburt, ſo die Mut-
ter gebrochen, auf Feſttage. Die Erſtgeburt
war ihr heilig. Auch ſelbſt das erſte Glas
aus einer Flaſche war ihr wie Erſtgeburt
werth. Sie gab es dem, den ſie lieb hatte.
Sehr war ſie fuͤr ihr Geſchlecht; indeſſen
war Adam doch die Erſtgeburt, das konnte ſie
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/137>, abgerufen am 24.11.2024.
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