Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

deckel heben, dacht ich (ihre eigene Worte)
und mitsingen:

Mein Mund wird nichts als Lachen,
und meiner Zungenklang
wird lauter Lieder machen,
Gott unserm Heyl zu Dank! --

Nach der Rede ward gesungen:
Es ist gewiß ein' große Gnad etc.
Bey der vierten Strophe, schreibt die Pastorin,
empfand ich, wie wohl gewählt dies Lied war:

Da wird Gott alls in Allem seyn;
da wird dann recht erklingen
der Sang der heilgen Engelein,
die Gott ein Loblied singen
von Ewigkeit zu Ewigkeit --

Sie ward, wie sie angeordnet, in die Erde
gelegt, bey meinem Vater. Hier werden sie
Hand in Hand ihren schönen Morgen erwar-
ten, wenn das Verwesliche wird anziehen das
Unverwesliche, und das Sterbliche die Un-
sterblichkeit! Außer den Begleitern, die sie
erbeten hatte, war die ganze Gemeine jung
und alt gegenwärtig. Man hatte keine
Schaufel nöthig sie zu bedecken. Jedes warf
eine Hand voll Erde sanft auf ihren Sarg.
Der Greis flehte um einen seligen Tod! Der
Mann, um die glückliche Entbindung seines

Wei-

deckel heben, dacht ich (ihre eigene Worte)
und mitſingen:

Mein Mund wird nichts als Lachen,
und meiner Zungenklang
wird lauter Lieder machen,
Gott unſerm Heyl zu Dank! —

Nach der Rede ward geſungen:
Es iſt gewiß ein’ große Gnad ꝛc.
Bey der vierten Strophe, ſchreibt die Paſtorin,
empfand ich, wie wohl gewaͤhlt dies Lied war:

Da wird Gott alls in Allem ſeyn;
da wird dann recht erklingen
der Sang der heilgen Engelein,
die Gott ein Loblied ſingen
von Ewigkeit zu Ewigkeit —

Sie ward, wie ſie angeordnet, in die Erde
gelegt, bey meinem Vater. Hier werden ſie
Hand in Hand ihren ſchoͤnen Morgen erwar-
ten, wenn das Verwesliche wird anziehen das
Unverwesliche, und das Sterbliche die Un-
ſterblichkeit! Außer den Begleitern, die ſie
erbeten hatte, war die ganze Gemeine jung
und alt gegenwaͤrtig. Man hatte keine
Schaufel noͤthig ſie zu bedecken. Jedes warf
eine Hand voll Erde ſanft auf ihren Sarg.
Der Greis flehte um einen ſeligen Tod! Der
Mann, um die gluͤckliche Entbindung ſeines

Wei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0126" n="120"/>
deckel heben, dacht ich (ihre eigene Worte)<lb/>
und mit&#x017F;ingen:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Mein Mund wird nichts als Lachen,</l><lb/>
          <l>und meiner Zungenklang</l><lb/>
          <l>wird lauter Lieder machen,</l><lb/>
          <l>Gott un&#x017F;erm Heyl zu Dank! &#x2014;</l>
        </lg><lb/>
        <p>Nach der Rede ward ge&#x017F;ungen:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t gewiß ein&#x2019; große Gnad &#xA75B;c.</hi></hi><lb/>
Bey der vierten Strophe, &#x017F;chreibt die Pa&#x017F;torin,<lb/>
empfand ich, wie wohl gewa&#x0364;hlt dies Lied war:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Da wird Gott alls in Allem &#x017F;eyn;</l><lb/>
          <l>da wird dann recht erklingen</l><lb/>
          <l>der Sang der heilgen Engelein,</l><lb/>
          <l>die Gott ein Loblied &#x017F;ingen</l><lb/>
          <l>von Ewigkeit zu Ewigkeit &#x2014;</l>
        </lg><lb/>
        <p>Sie ward, wie &#x017F;ie angeordnet, in die Erde<lb/>
gelegt, bey meinem Vater. Hier werden &#x017F;ie<lb/>
Hand in Hand ihren &#x017F;cho&#x0364;nen Morgen erwar-<lb/>
ten, wenn das Verwesliche wird anziehen das<lb/>
Unverwesliche, und das Sterbliche die Un-<lb/>
&#x017F;terblichkeit! Außer den Begleitern, die &#x017F;ie<lb/>
erbeten hatte, war die ganze Gemeine jung<lb/>
und alt gegenwa&#x0364;rtig. Man hatte keine<lb/>
Schaufel no&#x0364;thig &#x017F;ie zu bedecken. Jedes warf<lb/>
eine Hand voll Erde &#x017F;anft auf ihren Sarg.<lb/>
Der Greis flehte um einen &#x017F;eligen Tod! Der<lb/>
Mann, um die glu&#x0364;ckliche Entbindung &#x017F;eines<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wei-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0126] deckel heben, dacht ich (ihre eigene Worte) und mitſingen: Mein Mund wird nichts als Lachen, und meiner Zungenklang wird lauter Lieder machen, Gott unſerm Heyl zu Dank! — Nach der Rede ward geſungen: Es iſt gewiß ein’ große Gnad ꝛc. Bey der vierten Strophe, ſchreibt die Paſtorin, empfand ich, wie wohl gewaͤhlt dies Lied war: Da wird Gott alls in Allem ſeyn; da wird dann recht erklingen der Sang der heilgen Engelein, die Gott ein Loblied ſingen von Ewigkeit zu Ewigkeit — Sie ward, wie ſie angeordnet, in die Erde gelegt, bey meinem Vater. Hier werden ſie Hand in Hand ihren ſchoͤnen Morgen erwar- ten, wenn das Verwesliche wird anziehen das Unverwesliche, und das Sterbliche die Un- ſterblichkeit! Außer den Begleitern, die ſie erbeten hatte, war die ganze Gemeine jung und alt gegenwaͤrtig. Man hatte keine Schaufel noͤthig ſie zu bedecken. Jedes warf eine Hand voll Erde ſanft auf ihren Sarg. Der Greis flehte um einen ſeligen Tod! Der Mann, um die gluͤckliche Entbindung ſeines Wei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/126
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/126>, abgerufen am 24.11.2024.