Römers, da er seinem Vaterlande einen Kuß gab, ist nichts dagegen.
Der Sohn und seine Braut, oder Federn und Wapen, hielten eine mit Blumen durch- flochtene Schnur. Sie zogen jedes sein Ende mit Macht, und siehe da, sie reißt und beyde sind im Sinken -- zwo Tauben fliegen mit Oehlzweigen über der ganzen Gesellschaft. Und nun noch ein Engel ohne Sterbhemde, ohn Schlafrocksmäßig um den Geist hängen- des fliegendes Körperchen, ein Engel in einer noch angemeßenern Uniform, in einem so Orignalengelgewande -- alles englisch an ihm, wie schön er in die Höhe sieht! Wie schön! Es war der jüngste, der Benjamin un- ter seinen Brüdern. Wenn ich doch diese Uni- form beschreiben könnte! -- -- Schade! er hat ein Ordensbändchen, worauf das luthe- rische Wort steht: Viuit. Freilich mehr, als pro gloria et patria.
Allein ein Ordensengel! O des Ordens, der Wapen! der Federbüsche!
Das zweite Zimmer mit dem Accent: ich gesteh' es, ich hätt' es für mein Leben gern. --
Lauter sterbende Köpfe! Roch ist Zeit zu- rückzutreten, gnädige Frau -- allein die letzte
Zeit
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Roͤmers, da er ſeinem Vaterlande einen Kuß gab, iſt nichts dagegen.
Der Sohn und ſeine Braut, oder Federn und Wapen, hielten eine mit Blumen durch- flochtene Schnur. Sie zogen jedes ſein Ende mit Macht, und ſiehe da, ſie reißt und beyde ſind im Sinken — zwo Tauben fliegen mit Oehlzweigen uͤber der ganzen Geſellſchaft. Und nun noch ein Engel ohne Sterbhemde, ohn Schlafrocksmaͤßig um den Geiſt haͤngen- des fliegendes Koͤrperchen, ein Engel in einer noch angemeßenern Uniform, in einem ſo Orignalengelgewande — alles engliſch an ihm, wie ſchoͤn er in die Hoͤhe ſieht! Wie ſchoͤn! Es war der juͤngſte, der Benjamin un- ter ſeinen Bruͤdern. Wenn ich doch dieſe Uni- form beſchreiben koͤnnte! — — Schade! er hat ein Ordensbaͤndchen, worauf das luthe- riſche Wort ſteht: Viuit. Freilich mehr, als pro gloria et patria.
Allein ein Ordensengel! O des Ordens, der Wapen! der Federbuͤſche!
Das zweite Zimmer mit dem Accent: ich geſteh’ es, ich haͤtt’ es fuͤr mein Leben gern. —
Lauter ſterbende Koͤpfe! Roch iſt Zeit zu- ruͤckzutreten, gnaͤdige Frau — allein die letzte
Zeit
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Roͤmers, da er ſeinem Vaterlande einen Kuß
gab, iſt nichts dagegen.
Der Sohn und ſeine Braut, oder Federn
und Wapen, hielten eine mit Blumen durch-
flochtene Schnur. Sie zogen jedes ſein Ende
mit Macht, und ſiehe da, ſie reißt und beyde
ſind im Sinken — zwo Tauben fliegen mit
Oehlzweigen uͤber der ganzen Geſellſchaft.
Und nun noch ein Engel ohne Sterbhemde,
ohn Schlafrocksmaͤßig um den Geiſt haͤngen-
des fliegendes Koͤrperchen, ein Engel in einer
noch angemeßenern Uniform, in einem ſo
Orignalengelgewande — alles engliſch an
ihm, wie ſchoͤn er in die Hoͤhe ſieht! Wie
ſchoͤn! Es war der juͤngſte, der Benjamin un-
ter ſeinen Bruͤdern. Wenn ich doch dieſe Uni-
form beſchreiben koͤnnte! — — Schade! er
hat ein Ordensbaͤndchen, worauf das luthe-
riſche Wort ſteht: Viuit. Freilich mehr, als
pro gloria et patria.
Allein ein Ordensengel! O des Ordens,
der Wapen! der Federbuͤſche!
Das zweite Zimmer
mit dem Accent: ich geſteh’ es, ich haͤtt’ es
fuͤr mein Leben gern. —
Lauter ſterbende Koͤpfe! Roch iſt Zeit zu-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/77>, abgerufen am 23.11.2024.
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