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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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eigentlich hieher gehört, hat nichts ange-
halten.
Ist denn der Todte nicht blos vor-
ausgezogen? Er hat Extrapost genommen;
wir gehen mit eignen Pferden. Werden wir
denn nicht zu ihm kommen? Je stiller der
Durchgang, je beßer! Ich für mein Theil
liebe sehr die Reisen incognito, ohne Geräusch.
Warum wollen wir denn nicht die lieben Un-
srigen incognito sterben lassen? Wir sehen
uns wieder. Ist in der Welt eine Lücke durch
unsern Freund, durch unsre Geliebte, worden?
Fehlt denn ein anderer? Ist Alexander selbst
in der Welt vermißt, der doch wohl unstreitig
ein Weltmann war? Haben Sie, mein Kind,
in Curland gewußt, daß ich Frau und Kinder
verlohren? Laßt uns doch nicht vergessen,
daß wir in der Welt und nicht in der Familie
sind -- das war ungefähr, was der Graf
und der Prediger mir ans Herz legten. Hier
ist der Extrakt meiner Exception.

Der Zeit kann und muß nichts vorgreifen;
nicht Religion, nicht Weisheit. Sie leidet es
nicht, und nur sie kann den Schmerz, den al-
lergerechtesten Schmerz, lindern. Zeit und
Ewigkeit liegen nicht so voneinander, wie Kö-
nigsberg von Paris, wo ich Extrapost und
langsam fahren kann. Die Idee, den Freund,

die

eigentlich hieher gehoͤrt, hat nichts ange-
halten.
Iſt denn der Todte nicht blos vor-
ausgezogen? Er hat Extrapoſt genommen;
wir gehen mit eignen Pferden. Werden wir
denn nicht zu ihm kommen? Je ſtiller der
Durchgang, je beßer! Ich fuͤr mein Theil
liebe ſehr die Reiſen incognito, ohne Geraͤuſch.
Warum wollen wir denn nicht die lieben Un-
ſrigen incognito ſterben laſſen? Wir ſehen
uns wieder. Iſt in der Welt eine Luͤcke durch
unſern Freund, durch unſre Geliebte, worden?
Fehlt denn ein anderer? Iſt Alexander ſelbſt
in der Welt vermißt, der doch wohl unſtreitig
ein Weltmann war? Haben Sie, mein Kind,
in Curland gewußt, daß ich Frau und Kinder
verlohren? Laßt uns doch nicht vergeſſen,
daß wir in der Welt und nicht in der Familie
ſind — das war ungefaͤhr, was der Graf
und der Prediger mir ans Herz legten. Hier
iſt der Extrakt meiner Exception.

Der Zeit kann und muß nichts vorgreifen;
nicht Religion, nicht Weisheit. Sie leidet es
nicht, und nur ſie kann den Schmerz, den al-
lergerechteſten Schmerz, lindern. Zeit und
Ewigkeit liegen nicht ſo voneinander, wie Koͤ-
nigsberg von Paris, wo ich Extrapoſt und
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[42/0048] eigentlich hieher gehoͤrt, hat nichts ange- halten. Iſt denn der Todte nicht blos vor- ausgezogen? Er hat Extrapoſt genommen; wir gehen mit eignen Pferden. Werden wir denn nicht zu ihm kommen? Je ſtiller der Durchgang, je beßer! Ich fuͤr mein Theil liebe ſehr die Reiſen incognito, ohne Geraͤuſch. Warum wollen wir denn nicht die lieben Un- ſrigen incognito ſterben laſſen? Wir ſehen uns wieder. Iſt in der Welt eine Luͤcke durch unſern Freund, durch unſre Geliebte, worden? Fehlt denn ein anderer? Iſt Alexander ſelbſt in der Welt vermißt, der doch wohl unſtreitig ein Weltmann war? Haben Sie, mein Kind, in Curland gewußt, daß ich Frau und Kinder verlohren? Laßt uns doch nicht vergeſſen, daß wir in der Welt und nicht in der Familie ſind — das war ungefaͤhr, was der Graf und der Prediger mir ans Herz legten. Hier iſt der Extrakt meiner Exception. Der Zeit kann und muß nichts vorgreifen; nicht Religion, nicht Weisheit. Sie leidet es nicht, und nur ſie kann den Schmerz, den al- lergerechteſten Schmerz, lindern. Zeit und Ewigkeit liegen nicht ſo voneinander, wie Koͤ- nigsberg von Paris, wo ich Extrapoſt und langſam fahren kann. Die Idee, den Freund, die

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/48>, abgerufen am 23.11.2024.