Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

so doch innerlich -- bis recht zum Herzen
dringt, glaub' ich keine Huldigung; sie ge-
schähe dem König, oder sonst wem. Mein
Reisegefehrter ist in Beziehung der Monar-
chie dem Bilde seines Vaters ähnlich. (Ich be-
halte mit Fleiß deine Distinktion bey, nicht
ihm sondern seinem Bilde ähnlich -- nicht
die andre Welt empfinden, heißt es, sondern
die Kräfte der andern Welt --). Der
dem Bilde seines Vaters ähnliche Sohn,
stand, sah und war weg -- weg war er! --
Er hätte nicht angelegt, wenn das Wild ihm
zu Fuß gefallen und gehuldigt hätte. -- Was
wahr ist, ist wahr, sagte der gute Wildfänger
zu Hause, nachdem er sich von der Königli-
chen lieben Sonnen Licht und Pracht im
Schatten erhohlt hatte. Was wahr ist, ist
wahr. Ein besonder Ding, König zu seyn!
Was wahr ist, ist wahr! Dieser da! Gros,
sehr gros, wie ein Löwe! (um beym Wild zu
bleiben) und wenn er Liebhaber von der Jagd
wäre -- -- "und wenn er aufhören
"möchte, der König zu seyn
!" Ob ich
ihn recht beym Wort gefaßt', ob ich recht ein-
gegriffen, stell' ich deiner reifern Entscheidung
anheim. Vater! die Augen! die Augen!
Die Nase, Stirn, Hand, Gang, alles Kö-

nig-
D d 4

ſo doch innerlich — bis recht zum Herzen
dringt, glaub’ ich keine Huldigung; ſie ge-
ſchaͤhe dem Koͤnig, oder ſonſt wem. Mein
Reiſegefehrter iſt in Beziehung der Monar-
chie dem Bilde ſeines Vaters aͤhnlich. (Ich be-
halte mit Fleiß deine Diſtinktion bey, nicht
ihm ſondern ſeinem Bilde aͤhnlich — nicht
die andre Welt empfinden, heißt es, ſondern
die Kraͤfte der andern Welt —). Der
dem Bilde ſeines Vaters aͤhnliche Sohn,
ſtand, ſah und war weg — weg war er! —
Er haͤtte nicht angelegt, wenn das Wild ihm
zu Fuß gefallen und gehuldigt haͤtte. — Was
wahr iſt, iſt wahr, ſagte der gute Wildfaͤnger
zu Hauſe, nachdem er ſich von der Koͤnigli-
chen lieben Sonnen Licht und Pracht im
Schatten erhohlt hatte. Was wahr iſt, iſt
wahr. Ein beſonder Ding, Koͤnig zu ſeyn!
Was wahr iſt, iſt wahr! Dieſer da! Gros,
ſehr gros, wie ein Loͤwe! (um beym Wild zu
bleiben) und wenn er Liebhaber von der Jagd
waͤre — — „und wenn er aufhoͤren
„moͤchte, der Koͤnig zu ſeyn
!“ Ob ich
ihn recht beym Wort gefaßt’, ob ich recht ein-
gegriffen, ſtell’ ich deiner reifern Entſcheidung
anheim. Vater! die Augen! die Augen!
Die Naſe, Stirn, Hand, Gang, alles Koͤ-

nig-
D d 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0431" n="423"/>
&#x017F;o doch innerlich &#x2014; bis recht zum Herzen<lb/>
dringt, glaub&#x2019; ich keine Huldigung; &#x017F;ie ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;he dem Ko&#x0364;nig, oder &#x017F;on&#x017F;t wem. Mein<lb/>
Rei&#x017F;egefehrter i&#x017F;t in Beziehung der Monar-<lb/>
chie dem Bilde &#x017F;eines Vaters a&#x0364;hnlich. (Ich be-<lb/>
halte mit Fleiß deine Di&#x017F;tinktion bey, nicht<lb/><hi rendition="#fr">ihm</hi> &#x017F;ondern &#x017F;einem <hi rendition="#fr">Bilde</hi> a&#x0364;hnlich &#x2014; nicht<lb/>
die andre Welt empfinden, heißt es, &#x017F;ondern<lb/><hi rendition="#fr">die Kra&#x0364;fte der andern Welt</hi> &#x2014;). Der<lb/>
dem Bilde &#x017F;eines Vaters a&#x0364;hnliche Sohn,<lb/>
&#x017F;tand, &#x017F;ah und war weg &#x2014; weg war er! &#x2014;<lb/>
Er ha&#x0364;tte nicht angelegt, wenn das Wild ihm<lb/>
zu Fuß gefallen und gehuldigt ha&#x0364;tte. &#x2014; Was<lb/>
wahr i&#x017F;t, i&#x017F;t wahr, &#x017F;agte der gute Wildfa&#x0364;nger<lb/>
zu Hau&#x017F;e, nachdem er &#x017F;ich von der Ko&#x0364;nigli-<lb/>
chen lieben Sonnen Licht und Pracht im<lb/>
Schatten erhohlt hatte. Was wahr i&#x017F;t, i&#x017F;t<lb/>
wahr. Ein be&#x017F;onder Ding, Ko&#x0364;nig zu &#x017F;eyn!<lb/>
Was wahr i&#x017F;t, i&#x017F;t wahr! Die&#x017F;er da! Gros,<lb/>
&#x017F;ehr gros, wie ein Lo&#x0364;we! (um beym Wild zu<lb/>
bleiben) und wenn er Liebhaber von der Jagd<lb/>
wa&#x0364;re &#x2014; &#x2014; &#x201E;<hi rendition="#fr">und wenn er aufho&#x0364;ren<lb/>
&#x201E;mo&#x0364;chte, der Ko&#x0364;nig zu &#x017F;eyn</hi>!&#x201C; Ob ich<lb/>
ihn recht beym Wort gefaßt&#x2019;, ob ich recht ein-<lb/>
gegriffen, &#x017F;tell&#x2019; ich deiner reifern Ent&#x017F;cheidung<lb/>
anheim. Vater! die Augen! die Augen!<lb/>
Die Na&#x017F;e, Stirn, Hand, Gang, alles Ko&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 4</fw><fw place="bottom" type="catch">nig-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0431] ſo doch innerlich — bis recht zum Herzen dringt, glaub’ ich keine Huldigung; ſie ge- ſchaͤhe dem Koͤnig, oder ſonſt wem. Mein Reiſegefehrter iſt in Beziehung der Monar- chie dem Bilde ſeines Vaters aͤhnlich. (Ich be- halte mit Fleiß deine Diſtinktion bey, nicht ihm ſondern ſeinem Bilde aͤhnlich — nicht die andre Welt empfinden, heißt es, ſondern die Kraͤfte der andern Welt —). Der dem Bilde ſeines Vaters aͤhnliche Sohn, ſtand, ſah und war weg — weg war er! — Er haͤtte nicht angelegt, wenn das Wild ihm zu Fuß gefallen und gehuldigt haͤtte. — Was wahr iſt, iſt wahr, ſagte der gute Wildfaͤnger zu Hauſe, nachdem er ſich von der Koͤnigli- chen lieben Sonnen Licht und Pracht im Schatten erhohlt hatte. Was wahr iſt, iſt wahr. Ein beſonder Ding, Koͤnig zu ſeyn! Was wahr iſt, iſt wahr! Dieſer da! Gros, ſehr gros, wie ein Loͤwe! (um beym Wild zu bleiben) und wenn er Liebhaber von der Jagd waͤre — — „und wenn er aufhoͤren „moͤchte, der Koͤnig zu ſeyn!“ Ob ich ihn recht beym Wort gefaßt’, ob ich recht ein- gegriffen, ſtell’ ich deiner reifern Entſcheidung anheim. Vater! die Augen! die Augen! Die Naſe, Stirn, Hand, Gang, alles Koͤ- nig- D d 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/431
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/431>, abgerufen am 25.08.2024.