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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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giums gedankt, und ihn dieses Danks halber
auf eine Viertelstunde in Verlegenheit gesetzt
hätte; Gotthard wäre noch weit vergnügter
gewesen. Bruder, sagt' er, wie wir weg-
giengen, Gesellschaften solcher Art machen
weit klüger, als Collegia. Das Erkenntniß
aus Büchern ist todt; das aus Gesellschaften
lebendig. Es hat eine öffentliche Probe aus-
gehalten, es ist abvotirt. -- --

Nach Göttingen.

Berlin den -- -- 17 --

Den König, den König, nicht einen Kö-
nig, den König hab' ich gesehen! Gern möcht'
ich sagen, König, wenns nicht undeutsch wäre.
Von Angesicht zu Angesicht, lieber Vater, ge-
sehen! Das nenn' ich sehen, wenn man so
hört, würd' ich sagen: er predigt gewaltig-
lich. Dich, mein Vater, hab' ich so gehört,
wie den König gesehen! Solch ein Aug -- hat
er Augen? Sterne hat er, Sonnen, die ihr
eigen Licht haben und Strahlen werfen. Er
ist die Experimentalphysick zu deinen Grund-
sätzen über den monarchischen Staat. Herr
v. G. der ältere, das wett' ich, würde huldi-
gen, wo nicht mit den beyden Schwurfingern,

so

giums gedankt, und ihn dieſes Danks halber
auf eine Viertelſtunde in Verlegenheit geſetzt
haͤtte; Gotthard waͤre noch weit vergnuͤgter
geweſen. Bruder, ſagt’ er, wie wir weg-
giengen, Geſellſchaften ſolcher Art machen
weit kluͤger, als Collegia. Das Erkenntniß
aus Buͤchern iſt todt; das aus Geſellſchaften
lebendig. Es hat eine oͤffentliche Probe aus-
gehalten, es iſt abvotirt. — —

Nach Goͤttingen.

Berlin den — — 17 —

Den Koͤnig, den Koͤnig, nicht einen Koͤ-
nig, den Koͤnig hab’ ich geſehen! Gern moͤcht’
ich ſagen, Koͤnig, wenns nicht undeutſch waͤre.
Von Angeſicht zu Angeſicht, lieber Vater, ge-
ſehen! Das nenn’ ich ſehen, wenn man ſo
hoͤrt, wuͤrd’ ich ſagen: er predigt gewaltig-
lich. Dich, mein Vater, hab’ ich ſo gehoͤrt,
wie den Koͤnig geſehen! Solch ein Aug — hat
er Augen? Sterne hat er, Sonnen, die ihr
eigen Licht haben und Strahlen werfen. Er
iſt die Experimentalphyſick zu deinen Grund-
ſaͤtzen uͤber den monarchiſchen Staat. Herr
v. G. der aͤltere, das wett’ ich, wuͤrde huldi-
gen, wo nicht mit den beyden Schwurfingern,

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[422/0430] giums gedankt, und ihn dieſes Danks halber auf eine Viertelſtunde in Verlegenheit geſetzt haͤtte; Gotthard waͤre noch weit vergnuͤgter geweſen. Bruder, ſagt’ er, wie wir weg- giengen, Geſellſchaften ſolcher Art machen weit kluͤger, als Collegia. Das Erkenntniß aus Buͤchern iſt todt; das aus Geſellſchaften lebendig. Es hat eine oͤffentliche Probe aus- gehalten, es iſt abvotirt. — — Nach Goͤttingen. Berlin den — — 17 — Den Koͤnig, den Koͤnig, nicht einen Koͤ- nig, den Koͤnig hab’ ich geſehen! Gern moͤcht’ ich ſagen, Koͤnig, wenns nicht undeutſch waͤre. Von Angeſicht zu Angeſicht, lieber Vater, ge- ſehen! Das nenn’ ich ſehen, wenn man ſo hoͤrt, wuͤrd’ ich ſagen: er predigt gewaltig- lich. Dich, mein Vater, hab’ ich ſo gehoͤrt, wie den Koͤnig geſehen! Solch ein Aug — hat er Augen? Sterne hat er, Sonnen, die ihr eigen Licht haben und Strahlen werfen. Er iſt die Experimentalphyſick zu deinen Grund- ſaͤtzen uͤber den monarchiſchen Staat. Herr v. G. der aͤltere, das wett’ ich, wuͤrde huldi- gen, wo nicht mit den beyden Schwurfingern, ſo

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/430>, abgerufen am 25.11.2024.