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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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renrüstkammer aufhängen, so wie man Har-
nische in der Kirche aufhängt, obgleich sie
nicht alle wider die Türken gebraucht worden.
Man will das an andern thun, was man
selbst an sich zu seiner Zeit gethan wißen will.
Man fürchtet ein schlechtes Compliment in
der andern Welt, wenn man gegen den Ent-
seelten diese Pflichten versäumet hat. Wahr-
lich es liegt sehr was menschliches in dem
Begräbnis, und ich bin ihm sehr gut -- sehr.
Der Graf konnte nicht umhin, mich herzlich
zu umarmen; mehr konnt er nicht.

Die Flüche, womit man in alten Zeiten
diejenigen bedrohete, die Hand an die Tod-
tenhäuser legen würden, wie sehr beweisen sie
den Werth, den man auf Staub, Erd' und
Asche legt! Wer dies Grabmahl stöhrt, soll
die Seinigen all überleben. Schreklicher
Fluch! Er ruhet auf mir, sagte der Graf!
Ich lenkte ab, und sagt' einen Fluch anderer
Art: den sollen die Manes saur ansehen! --
Ist das nicht schrecklicher, als wenn es an
den Wegen heißt: wer hier Toback raucht,
soll sechs Jahr in die Festung! denn dies
heißt, mutatis mutandis, soll ihn sechs Jahr
in der Festung rauchen. Dies Wort zu seiner
Zeit, oder zur Unzeit, munterte den Grafen

auf
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renruͤſtkammer aufhaͤngen, ſo wie man Har-
niſche in der Kirche aufhaͤngt, obgleich ſie
nicht alle wider die Tuͤrken gebraucht worden.
Man will das an andern thun, was man
ſelbſt an ſich zu ſeiner Zeit gethan wißen will.
Man fuͤrchtet ein ſchlechtes Compliment in
der andern Welt, wenn man gegen den Ent-
ſeelten dieſe Pflichten verſaͤumet hat. Wahr-
lich es liegt ſehr was menſchliches in dem
Begraͤbnis, und ich bin ihm ſehr gut — ſehr.
Der Graf konnte nicht umhin, mich herzlich
zu umarmen; mehr konnt er nicht.

Die Fluͤche, womit man in alten Zeiten
diejenigen bedrohete, die Hand an die Tod-
tenhaͤuſer legen wuͤrden, wie ſehr beweiſen ſie
den Werth, den man auf Staub, Erd’ und
Aſche legt! Wer dies Grabmahl ſtoͤhrt, ſoll
die Seinigen all uͤberleben. Schreklicher
Fluch! Er ruhet auf mir, ſagte der Graf!
Ich lenkte ab, und ſagt’ einen Fluch anderer
Art: den ſollen die Manes ſaur anſehen! —
Iſt das nicht ſchrecklicher, als wenn es an
den Wegen heißt: wer hier Toback raucht,
ſoll ſechs Jahr in die Feſtung! denn dies
heißt, mutatis mutandis, ſoll ihn ſechs Jahr
in der Feſtung rauchen. Dies Wort zu ſeiner
Zeit, oder zur Unzeit, munterte den Grafen

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[35/0041] renruͤſtkammer aufhaͤngen, ſo wie man Har- niſche in der Kirche aufhaͤngt, obgleich ſie nicht alle wider die Tuͤrken gebraucht worden. Man will das an andern thun, was man ſelbſt an ſich zu ſeiner Zeit gethan wißen will. Man fuͤrchtet ein ſchlechtes Compliment in der andern Welt, wenn man gegen den Ent- ſeelten dieſe Pflichten verſaͤumet hat. Wahr- lich es liegt ſehr was menſchliches in dem Begraͤbnis, und ich bin ihm ſehr gut — ſehr. Der Graf konnte nicht umhin, mich herzlich zu umarmen; mehr konnt er nicht. Die Fluͤche, womit man in alten Zeiten diejenigen bedrohete, die Hand an die Tod- tenhaͤuſer legen wuͤrden, wie ſehr beweiſen ſie den Werth, den man auf Staub, Erd’ und Aſche legt! Wer dies Grabmahl ſtoͤhrt, ſoll die Seinigen all uͤberleben. Schreklicher Fluch! Er ruhet auf mir, ſagte der Graf! Ich lenkte ab, und ſagt’ einen Fluch anderer Art: den ſollen die Manes ſaur anſehen! — Iſt das nicht ſchrecklicher, als wenn es an den Wegen heißt: wer hier Toback raucht, ſoll ſechs Jahr in die Feſtung! denn dies heißt, mutatis mutandis, ſoll ihn ſechs Jahr in der Feſtung rauchen. Dies Wort zu ſeiner Zeit, oder zur Unzeit, munterte den Grafen auf C 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/41>, abgerufen am 24.11.2024.