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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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"in Todesnoth gewest. Von den Juden hab'
"ich fünfmahl empfangen vierzig Streiche,
"weniger eins. Ich bin dreymahl gestäupet,
"einmahl gesteiniget, dreymal hab' ich Schif-
"bruch erlitten, Tag und Nacht hab' ich zu-
"gebracht in der Tiefe des Meeres. Ich ha-
"be oft gereiset, ich bin in Fährlichkeit gewe-
"sen zu Wasser, in Fährlichkeit unter den
Mördern, in Fährlichkeit unter den Jüden,
"in Fährlichkeit unter den Heiden, in Fähr-
"lichkeit in Städten, in Fährlichkeit in der
"Wüsten, in Fährlichkeit auf dem Meer, in
"Fährlichkeit unter den falschen Brüdern.
"In Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in
"Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost
"und Blöße. Ohne was sich sonst zuträget,
"nemlich daß ich täglich werde angelaufen,
"und trage Sorge für alle Gemeinen."

O des vortreflichen Paulus! O des theu-
ren auserwählten Rüstzeuges, des Superin-
tendenten unter den Aposteln! Da bin ich
eben, wo ich hin wollte. Kann sich, lieber
Sohn, Sankt Paulus rühmen seiner Supe-
rintendentur, warum sollten wir vergeßen,
daß wir aus dem Stamme Levi sind, und daß
ich fünf Pastorahnen von Vater- und vier
von mütterlicher Seite zählen kann, daß einer

meiner

„in Todesnoth geweſt. Von den Juden hab’
„ich fuͤnfmahl empfangen vierzig Streiche,
„weniger eins. Ich bin dreymahl geſtaͤupet,
„einmahl geſteiniget, dreymal hab’ ich Schif-
„bruch erlitten, Tag und Nacht hab’ ich zu-
„gebracht in der Tiefe des Meeres. Ich ha-
„be oft gereiſet, ich bin in Faͤhrlichkeit gewe-
„ſen zu Waſſer, in Faͤhrlichkeit unter den
Moͤrdern, in Faͤhrlichkeit unter den Juͤden,
„in Faͤhrlichkeit unter den Heiden, in Faͤhr-
„lichkeit in Staͤdten, in Faͤhrlichkeit in der
„Wuͤſten, in Faͤhrlichkeit auf dem Meer, in
„Faͤhrlichkeit unter den falſchen Bruͤdern.
„In Muͤhe und Arbeit, in viel Wachen, in
„Hunger und Durſt, in viel Faſten, in Froſt
„und Bloͤße. Ohne was ſich ſonſt zutraͤget,
„nemlich daß ich taͤglich werde angelaufen,
„und trage Sorge fuͤr alle Gemeinen.“

O des vortreflichen Paulus! O des theu-
ren auserwaͤhlten Ruͤſtzeuges, des Superin-
tendenten unter den Apoſteln! Da bin ich
eben, wo ich hin wollte. Kann ſich, lieber
Sohn, Sankt Paulus ruͤhmen ſeiner Supe-
rintendentur, warum ſollten wir vergeßen,
daß wir aus dem Stamme Levi ſind, und daß
ich fuͤnf Paſtorahnen von Vater- und vier
von muͤtterlicher Seite zaͤhlen kann, daß einer

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[398/0406] „in Todesnoth geweſt. Von den Juden hab’ „ich fuͤnfmahl empfangen vierzig Streiche, „weniger eins. Ich bin dreymahl geſtaͤupet, „einmahl geſteiniget, dreymal hab’ ich Schif- „bruch erlitten, Tag und Nacht hab’ ich zu- „gebracht in der Tiefe des Meeres. Ich ha- „be oft gereiſet, ich bin in Faͤhrlichkeit gewe- „ſen zu Waſſer, in Faͤhrlichkeit unter den Moͤrdern, in Faͤhrlichkeit unter den Juͤden, „in Faͤhrlichkeit unter den Heiden, in Faͤhr- „lichkeit in Staͤdten, in Faͤhrlichkeit in der „Wuͤſten, in Faͤhrlichkeit auf dem Meer, in „Faͤhrlichkeit unter den falſchen Bruͤdern. „In Muͤhe und Arbeit, in viel Wachen, in „Hunger und Durſt, in viel Faſten, in Froſt „und Bloͤße. Ohne was ſich ſonſt zutraͤget, „nemlich daß ich taͤglich werde angelaufen, „und trage Sorge fuͤr alle Gemeinen.“ O des vortreflichen Paulus! O des theu- ren auserwaͤhlten Ruͤſtzeuges, des Superin- tendenten unter den Apoſteln! Da bin ich eben, wo ich hin wollte. Kann ſich, lieber Sohn, Sankt Paulus ruͤhmen ſeiner Supe- rintendentur, warum ſollten wir vergeßen, daß wir aus dem Stamme Levi ſind, und daß ich fuͤnf Paſtorahnen von Vater- und vier von muͤtterlicher Seite zaͤhlen kann, daß einer meiner

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/406>, abgerufen am 22.11.2024.