sterblich war. Sterblich von sterblich, und wärst du gestorben! Wohl dir, du Kind der Treue!
Du sängest Freudenpsalmen
dem, der dein Leid gewandt. Aus der Strophe Wohl!
Du wärest wohl versorgt. Ein himm- lischer Superintendent und Oberpastor! Das ist mehr, als in Mitau, wohin dich der liebe gütige Gott, wenn es seinem heiligen und al- lezeit guten Willen nicht zuwider ist, verhel- fen wolle zu seiner Zeit! -- Da ist er wieder in Herz und Feder der Name: Mine! Mine! O, der namlosen Angst bey diesem Namen, den Gott in Gnaden von mir wende! Wenn der lezte Kampf anbricht, o wend ihn, wende am Lebensende das Schreckliche dieses Na- mens, du, der du alles lenkest, wie Wasser- bäche. --
Wie hies der Barbar, der zween römische Rathköpfe (nicht Glieder) jämmerlich hinrich- ten lies, und, da ihm nach kurzer Zeit bey einem Abendmahl unter vielen andern Speisen ein gekochter Fischkopf aufgetragen ward, ihn für das Haupt des einen Erwürgten ansahe? Er sprang auf; denn der Fischkopf drohete ihm, in seiner Einbildung. Er flohe, der
Fisch-
ſterblich war. Sterblich von ſterblich, und waͤrſt du geſtorben! Wohl dir, du Kind der Treue!
Du ſaͤngeſt Freudenpſalmen
dem, der dein Leid gewandt. Aus der Strophe Wohl!
Du waͤreſt wohl verſorgt. Ein himm- liſcher Superintendent und Oberpaſtor! Das iſt mehr, als in Mitau, wohin dich der liebe guͤtige Gott, wenn es ſeinem heiligen und al- lezeit guten Willen nicht zuwider iſt, verhel- fen wolle zu ſeiner Zeit! — Da iſt er wieder in Herz und Feder der Name: Mine! Mine! O, der namloſen Angſt bey dieſem Namen, den Gott in Gnaden von mir wende! Wenn der lezte Kampf anbricht, o wend ihn, wende am Lebensende das Schreckliche dieſes Na- mens, du, der du alles lenkeſt, wie Waſſer- baͤche. —
Wie hies der Barbar, der zween roͤmiſche Rathkoͤpfe (nicht Glieder) jaͤmmerlich hinrich- ten lies, und, da ihm nach kurzer Zeit bey einem Abendmahl unter vielen andern Speiſen ein gekochter Fiſchkopf aufgetragen ward, ihn fuͤr das Haupt des einen Erwuͤrgten anſahe? Er ſprang auf; denn der Fiſchkopf drohete ihm, in ſeiner Einbildung. Er flohe, der
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ſterblich war. Sterblich von ſterblich, und
waͤrſt du geſtorben! Wohl dir, du Kind der
Treue!
Du ſaͤngeſt Freudenpſalmen
dem, der dein Leid gewandt. Aus
der Strophe Wohl!
Du waͤreſt wohl verſorgt. Ein himm-
liſcher Superintendent und Oberpaſtor! Das
iſt mehr, als in Mitau, wohin dich der liebe
guͤtige Gott, wenn es ſeinem heiligen und al-
lezeit guten Willen nicht zuwider iſt, verhel-
fen wolle zu ſeiner Zeit! — Da iſt er wieder
in Herz und Feder der Name: Mine! Mine!
O, der namloſen Angſt bey dieſem Namen,
den Gott in Gnaden von mir wende! Wenn
der lezte Kampf anbricht, o wend ihn, wende
am Lebensende das Schreckliche dieſes Na-
mens, du, der du alles lenkeſt, wie Waſſer-
baͤche. —
Wie hies der Barbar, der zween roͤmiſche
Rathkoͤpfe (nicht Glieder) jaͤmmerlich hinrich-
ten lies, und, da ihm nach kurzer Zeit bey
einem Abendmahl unter vielen andern Speiſen
ein gekochter Fiſchkopf aufgetragen ward, ihn
fuͤr das Haupt des einen Erwuͤrgten anſahe?
Er ſprang auf; denn der Fiſchkopf drohete
ihm, in ſeiner Einbildung. Er flohe, der
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/376>, abgerufen am 22.11.2024.
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