den sie Gretchen, eben da sie in die Kirche trat, aufsetzten. Der Organist, der entwe- der auf ein Praeludium nicht denken können, oder der dem Gesang durchs Praeludium nicht zu nahe treten wollte, fieng bey unserm Ein- tritt singend und spielend an:
Was Gott thut, das ist wohlgethan, Es bleibt gerecht sein Wille.
Eben so begann Minens Begräbnis -- und diese Erinnerung, wie bewegte sie mich! --
Der Prediger war gerades Weges auf den Altar gegangen. -- Wir andern stan- den rund herum -- Nach den Worten:
Drum laß ich ihn nur walten, als den letzten des Gesanges, fieng er so zu reden an, als ob er sich mit uns unterhalten wollte.
"Hätten Sie sichs wohl vorgestellt, lie- "ber Freund!" so ungefehr war sein Anfang, "daß Sie, was Gott thut, das ist wohlge- "than, in unserm lieben L -- bey einer Hoch- "zeit singen würden?" Eben wollt' ich ant- worten: nimmermehr, lieber Pastor, da er feierlicher fortfuhr: "und doch lag dieses: "Was Gott thut, das ist wohlgethan, in je- "nem: was Gott thut, das ist wohlge- "than." --
Der
den ſie Gretchen, eben da ſie in die Kirche trat, aufſetzten. Der Organiſt, der entwe- der auf ein Praeludium nicht denken koͤnnen, oder der dem Geſang durchs Praeludium nicht zu nahe treten wollte, fieng bey unſerm Ein- tritt ſingend und ſpielend an:
Was Gott thut, das iſt wohlgethan, Es bleibt gerecht ſein Wille.
Eben ſo begann Minens Begraͤbnis — und dieſe Erinnerung, wie bewegte ſie mich! —
Der Prediger war gerades Weges auf den Altar gegangen. — Wir andern ſtan- den rund herum — Nach den Worten:
Drum laß ich ihn nur walten, als den letzten des Geſanges, fieng er ſo zu reden an, als ob er ſich mit uns unterhalten wollte.
„Haͤtten Sie ſichs wohl vorgeſtellt, lie- „ber Freund!“ ſo ungefehr war ſein Anfang, „daß Sie, was Gott thut, das iſt wohlge- „than, in unſerm lieben L — bey einer Hoch- „zeit ſingen wuͤrden?“ Eben wollt’ ich ant- worten: nimmermehr, lieber Paſtor, da er feierlicher fortfuhr: „und doch lag dieſes: „Was Gott thut, das iſt wohlgethan, in je- „nem: was Gott thut, das iſt wohlge- „than.“ —
Der
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den ſie Gretchen, eben da ſie in die Kirche
trat, aufſetzten. Der Organiſt, der entwe-
der auf ein Praeludium nicht denken koͤnnen,
oder der dem Geſang durchs Praeludium nicht
zu nahe treten wollte, fieng bey unſerm Ein-
tritt ſingend und ſpielend an:
Was Gott thut, das iſt wohlgethan,
Es bleibt gerecht ſein Wille.
Eben ſo begann Minens Begraͤbnis — und
dieſe Erinnerung, wie bewegte ſie mich! —
Der Prediger war gerades Weges auf
den Altar gegangen. — Wir andern ſtan-
den rund herum — Nach den Worten:
Drum laß ich ihn nur walten, als
den letzten des Geſanges, fieng er ſo zu reden
an, als ob er ſich mit uns unterhalten wollte.
„Haͤtten Sie ſichs wohl vorgeſtellt, lie-
„ber Freund!“ ſo ungefehr war ſein Anfang,
„daß Sie, was Gott thut, das iſt wohlge-
„than, in unſerm lieben L — bey einer Hoch-
„zeit ſingen wuͤrden?“ Eben wollt’ ich ant-
worten: nimmermehr, lieber Paſtor, da er
feierlicher fortfuhr: „und doch lag dieſes:
„Was Gott thut, das iſt wohlgethan, in je-
„nem: was Gott thut, das iſt wohlge-
„than.“ —
Der
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/340>, abgerufen am 22.11.2024.
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