geschehen wäre, und was geschehen können, und was geschehen sollen. -- -- --
Da kam eine Wittwe, die sich beschwerte, man hätte zu viel Stempelgebühren von ihr genommen. -- Akten! schrie der Revisor, und setzte auseinander, was bey dieser Sache versehen wäre. Nun fand er zwar, daß nach der Verordnung mehr Stempelgebühr ge- nommen werden sollen, die auch das arme Weib nachbezahlen muste; allein neben her setzt' er die Fehler ins Licht, welche bey dieser Sache vorgefallen. Akten waren nicht ge- hörig geheftet, nicht gebührend foliirt, das Rubrum war falsch und hätt' auch grösser ge- schrieben werden müßen. Lateinsche Worte, die man schon beßer, als die Deutschen, ver- stand, verdeutscht' er, und das mit einer Randweisung: in Zukunft, des gemeinen Manns wegen, sich so viel als möglich der deutschen Sprache zu bedienen. Wo er Ter- min fand, sezt' er Tagefarth, wo Concurs, Brodel u. s. w. Die tausend Kleinigkeiten, so der Revisor zu moniren fand, zeigten eben so, wie der blanke Streusand auf dem Ge- burtsbrief, ziemlich deutlich, daß er nicht sehr lange aus dem A. B. C. heraus wäre. --
Der
geſchehen waͤre, und was geſchehen koͤnnen, und was geſchehen ſollen. — — —
Da kam eine Wittwe, die ſich beſchwerte, man haͤtte zu viel Stempelgebuͤhren von ihr genommen. — Akten! ſchrie der Reviſor, und ſetzte auseinander, was bey dieſer Sache verſehen waͤre. Nun fand er zwar, daß nach der Verordnung mehr Stempelgebuͤhr ge- nommen werden ſollen, die auch das arme Weib nachbezahlen muſte; allein neben her ſetzt’ er die Fehler ins Licht, welche bey dieſer Sache vorgefallen. Akten waren nicht ge- hoͤrig geheftet, nicht gebuͤhrend foliirt, das Rubrum war falſch und haͤtt’ auch groͤſſer ge- ſchrieben werden muͤßen. Lateinſche Worte, die man ſchon beßer, als die Deutſchen, ver- ſtand, verdeutſcht’ er, und das mit einer Randweiſung: in Zukunft, des gemeinen Manns wegen, ſich ſo viel als moͤglich der deutſchen Sprache zu bedienen. Wo er Ter- min fand, ſezt’ er Tagefarth, wo Concurs, Brodel u. ſ. w. Die tauſend Kleinigkeiten, ſo der Reviſor zu moniren fand, zeigten eben ſo, wie der blanke Streuſand auf dem Ge- burtsbrief, ziemlich deutlich, daß er nicht ſehr lange aus dem A. B. C. heraus waͤre. —
Der
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geſchehen waͤre, und was geſchehen koͤnnen,
und was geſchehen ſollen. — — —
Da kam eine Wittwe, die ſich beſchwerte,
man haͤtte zu viel Stempelgebuͤhren von ihr
genommen. — Akten! ſchrie der Reviſor,
und ſetzte auseinander, was bey dieſer Sache
verſehen waͤre. Nun fand er zwar, daß nach
der Verordnung mehr Stempelgebuͤhr ge-
nommen werden ſollen, die auch das arme
Weib nachbezahlen muſte; allein neben her
ſetzt’ er die Fehler ins Licht, welche bey dieſer
Sache vorgefallen. Akten waren nicht ge-
hoͤrig geheftet, nicht gebuͤhrend foliirt, das
Rubrum war falſch und haͤtt’ auch groͤſſer ge-
ſchrieben werden muͤßen. Lateinſche Worte,
die man ſchon beßer, als die Deutſchen, ver-
ſtand, verdeutſcht’ er, und das mit einer
Randweiſung: in Zukunft, des gemeinen
Manns wegen, ſich ſo viel als moͤglich der
deutſchen Sprache zu bedienen. Wo er Ter-
min fand, ſezt’ er Tagefarth, wo Concurs,
Brodel u. ſ. w. Die tauſend Kleinigkeiten,
ſo der Reviſor zu moniren fand, zeigten eben
ſo, wie der blanke Streuſand auf dem Ge-
burtsbrief, ziemlich deutlich, daß er nicht ſehr
lange aus dem A. B. C. heraus waͤre. —
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/330>, abgerufen am 22.11.2024.
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