Nathanael erzählte dem Postillion ohne Horn sehr gerade den Vorfall, und zeigt' ihm das Promemoria, daß er allein zurückbehal- ten. -- Der Revisor bestand darauf, daß er wieder zurück nach L -- sollte. Er selbst wollte mit, um diese Sache zu ergründen. Mine kam ihm, als die feinste Betrügerin, vor. Sterbend hin, sterbend her, sagte der Revisor! An diesem Herodes, an diesem Zaunkönig, hatt' es auch noch gefehlt! -- Einige dringende Beschwerden derer, die von den Strassen und Zäunen geladen waren, hielten diese Reise auf, und eben da er hin wollte, kam die Nachricht und der Bericht zur Unterschrift, daß Mine im Herrn ent- schlafen sey. -- Der Revisor behauptete, Mine hätte Gift genommen, da er die unzu- längliche Aktenstücke las. Solch einen tref- lichen Ueberblick hatt' er! -- Zwar lies er auf die Vorstellung des Nathanaels die Ob- duktion, die er anfänglich durchaus veran- stalten wollte, nach; indeßen konnte Natha- nael es nicht hindern, daß der Revisor auf zehn Bogen Papier diesen Vorfall auseinan- der setzte, um denen, die ihn gesandt hatten, zu zeigen, was geschehen wäre, und was nicht
gesche-
X 2
Deſto beſſer!
Nathanael erzaͤhlte dem Poſtillion ohne Horn ſehr gerade den Vorfall, und zeigt’ ihm das Promemoria, daß er allein zuruͤckbehal- ten. — Der Reviſor beſtand darauf, daß er wieder zuruͤck nach L — ſollte. Er ſelbſt wollte mit, um dieſe Sache zu ergruͤnden. Mine kam ihm, als die feinſte Betruͤgerin, vor. Sterbend hin, ſterbend her, ſagte der Reviſor! An dieſem Herodes, an dieſem Zaunkoͤnig, hatt’ es auch noch gefehlt! — Einige dringende Beſchwerden derer, die von den Straſſen und Zaͤunen geladen waren, hielten dieſe Reiſe auf, und eben da er hin wollte, kam die Nachricht und der Bericht zur Unterſchrift, daß Mine im Herrn ent- ſchlafen ſey. — Der Reviſor behauptete, Mine haͤtte Gift genommen, da er die unzu- laͤngliche Aktenſtuͤcke las. Solch einen tref- lichen Ueberblick hatt’ er! — Zwar lies er auf die Vorſtellung des Nathanaels die Ob- duktion, die er anfaͤnglich durchaus veran- ſtalten wollte, nach; indeßen konnte Natha- nael es nicht hindern, daß der Reviſor auf zehn Bogen Papier dieſen Vorfall auseinan- der ſetzte, um denen, die ihn geſandt hatten, zu zeigen, was geſchehen waͤre, und was nicht
geſche-
X 2
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0329"n="323"/><p>Deſto beſſer!</p><lb/><p>Nathanael erzaͤhlte dem Poſtillion ohne<lb/>
Horn ſehr gerade den Vorfall, und zeigt’ ihm<lb/>
das Promemoria, daß er allein zuruͤckbehal-<lb/>
ten. — Der Reviſor beſtand darauf, daß<lb/>
er wieder zuruͤck nach L —ſollte. Er ſelbſt<lb/>
wollte mit, um dieſe Sache zu ergruͤnden.<lb/>
Mine kam ihm, als die feinſte Betruͤgerin,<lb/>
vor. Sterbend hin, ſterbend her, ſagte der<lb/>
Reviſor! An dieſem Herodes, an dieſem<lb/>
Zaunkoͤnig, hatt’ es auch noch gefehlt! —<lb/>
Einige dringende Beſchwerden derer, die von<lb/>
den Straſſen und Zaͤunen geladen waren,<lb/>
hielten dieſe Reiſe auf, und eben da er hin<lb/>
wollte, kam die Nachricht und der Bericht<lb/>
zur Unterſchrift, daß Mine im <hirendition="#fr">Herrn ent-<lb/>ſchlafen ſey.</hi>— Der Reviſor behauptete,<lb/>
Mine haͤtte Gift genommen, da er die unzu-<lb/>
laͤngliche Aktenſtuͤcke las. Solch einen tref-<lb/>
lichen <hirendition="#fr">Ueberblick</hi> hatt’ er! — Zwar lies er<lb/>
auf die Vorſtellung des Nathanaels die Ob-<lb/>
duktion, die er anfaͤnglich durchaus veran-<lb/>ſtalten wollte, nach; indeßen konnte Natha-<lb/>
nael es nicht hindern, daß der Reviſor auf<lb/>
zehn Bogen Papier dieſen Vorfall auseinan-<lb/>
der ſetzte, um denen, die ihn geſandt hatten,<lb/>
zu zeigen, was geſchehen waͤre, und was nicht<lb/><fwplace="bottom"type="sig">X 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">geſche-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[323/0329]
Deſto beſſer!
Nathanael erzaͤhlte dem Poſtillion ohne
Horn ſehr gerade den Vorfall, und zeigt’ ihm
das Promemoria, daß er allein zuruͤckbehal-
ten. — Der Reviſor beſtand darauf, daß
er wieder zuruͤck nach L — ſollte. Er ſelbſt
wollte mit, um dieſe Sache zu ergruͤnden.
Mine kam ihm, als die feinſte Betruͤgerin,
vor. Sterbend hin, ſterbend her, ſagte der
Reviſor! An dieſem Herodes, an dieſem
Zaunkoͤnig, hatt’ es auch noch gefehlt! —
Einige dringende Beſchwerden derer, die von
den Straſſen und Zaͤunen geladen waren,
hielten dieſe Reiſe auf, und eben da er hin
wollte, kam die Nachricht und der Bericht
zur Unterſchrift, daß Mine im Herrn ent-
ſchlafen ſey. — Der Reviſor behauptete,
Mine haͤtte Gift genommen, da er die unzu-
laͤngliche Aktenſtuͤcke las. Solch einen tref-
lichen Ueberblick hatt’ er! — Zwar lies er
auf die Vorſtellung des Nathanaels die Ob-
duktion, die er anfaͤnglich durchaus veran-
ſtalten wollte, nach; indeßen konnte Natha-
nael es nicht hindern, daß der Reviſor auf
zehn Bogen Papier dieſen Vorfall auseinan-
der ſetzte, um denen, die ihn geſandt hatten,
zu zeigen, was geſchehen waͤre, und was nicht
geſche-
X 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/329>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.