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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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tags-Einfällisten. Die einzige Rolle, die der
Mittelmäßigkeit angemeßen ist, ist fröhlich
und guter Dinge seyn. Seht euch um! Alle
mittelmäßige Leute sind es von Herzens
Grund. Sie haben nicht umsonst Verstand.
Wer kann nicht Vögel leiden, die lustigsten
Thierchen auf Gottes Erdboden? Der Pro-
fessor Grosvater erzählte, einen Tauben ge-
kannt zu haben, der sich Vögel gehalten, blos
des Springens wegen! -- Meine Mutter
würde freylich das Singen vom Springen
nicht scheiden, da es die Natur zusammenge-
fügt hat; was konnte aber der Taube dafür,
daß seine Ohren verschlossen waren?

Man lasse die Menschen bey ihrer Lustig-
keit, der ersten Thränen unbeschadet, womit
wir alle das Taufwasser verstärkt haben, und
des ältesten biblischen Buchs unerachtet, wel-
ches ein Trauerspiel ist. -- Ließen sich doch
die Stoiker selbst zu öffentlichen Bedienun-
gen brauchen; da giebts genug zu lachen.
Und Epikur! war er nicht ein allerliebster
Weiser? Warum sollten wir den Menschen
nicht zugestehen zu hüpfen, wenn sie nur nicht
Luftspringen, und ihr grundgelehrte Herren
selbst, die ihr darauf bedacht seyd, alles tro-
cken zu sagen, allem ein Ansehen beyzulegen;

ein
U

tags-Einfaͤlliſten. Die einzige Rolle, die der
Mittelmaͤßigkeit angemeßen iſt, iſt froͤhlich
und guter Dinge ſeyn. Seht euch um! Alle
mittelmaͤßige Leute ſind es von Herzens
Grund. Sie haben nicht umſonſt Verſtand.
Wer kann nicht Voͤgel leiden, die luſtigſten
Thierchen auf Gottes Erdboden? Der Pro-
feſſor Grosvater erzaͤhlte, einen Tauben ge-
kannt zu haben, der ſich Voͤgel gehalten, blos
des Springens wegen! — Meine Mutter
wuͤrde freylich das Singen vom Springen
nicht ſcheiden, da es die Natur zuſammenge-
fuͤgt hat; was konnte aber der Taube dafuͤr,
daß ſeine Ohren verſchloſſen waren?

Man laſſe die Menſchen bey ihrer Luſtig-
keit, der erſten Thraͤnen unbeſchadet, womit
wir alle das Taufwaſſer verſtaͤrkt haben, und
des aͤlteſten bibliſchen Buchs unerachtet, wel-
ches ein Trauerſpiel iſt. — Ließen ſich doch
die Stoiker ſelbſt zu oͤffentlichen Bedienun-
gen brauchen; da giebts genug zu lachen.
Und Epikur! war er nicht ein allerliebſter
Weiſer? Warum ſollten wir den Menſchen
nicht zugeſtehen zu huͤpfen, wenn ſie nur nicht
Luftſpringen, und ihr grundgelehrte Herren
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cken zu ſagen, allem ein Anſehen beyzulegen;

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[305/0311] tags-Einfaͤlliſten. Die einzige Rolle, die der Mittelmaͤßigkeit angemeßen iſt, iſt froͤhlich und guter Dinge ſeyn. Seht euch um! Alle mittelmaͤßige Leute ſind es von Herzens Grund. Sie haben nicht umſonſt Verſtand. Wer kann nicht Voͤgel leiden, die luſtigſten Thierchen auf Gottes Erdboden? Der Pro- feſſor Grosvater erzaͤhlte, einen Tauben ge- kannt zu haben, der ſich Voͤgel gehalten, blos des Springens wegen! — Meine Mutter wuͤrde freylich das Singen vom Springen nicht ſcheiden, da es die Natur zuſammenge- fuͤgt hat; was konnte aber der Taube dafuͤr, daß ſeine Ohren verſchloſſen waren? Man laſſe die Menſchen bey ihrer Luſtig- keit, der erſten Thraͤnen unbeſchadet, womit wir alle das Taufwaſſer verſtaͤrkt haben, und des aͤlteſten bibliſchen Buchs unerachtet, wel- ches ein Trauerſpiel iſt. — Ließen ſich doch die Stoiker ſelbſt zu oͤffentlichen Bedienun- gen brauchen; da giebts genug zu lachen. Und Epikur! war er nicht ein allerliebſter Weiſer? Warum ſollten wir den Menſchen nicht zugeſtehen zu huͤpfen, wenn ſie nur nicht Luftſpringen, und ihr grundgelehrte Herren ſelbſt, die ihr darauf bedacht ſeyd, alles tro- cken zu ſagen, allem ein Anſehen beyzulegen; ein U

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/311>, abgerufen am 22.11.2024.