Mensch fühlt sich berufen zur Thätigkeit, wenn ihm Jemand in die Quere kommt, schlägt er aus, mit dem Munde nehmlich. Beym Ein- wurf wird er aufgehalten, dieser Renner nach dem Preise, und das ist freylich unangenehm. Daher: Pardonnez -- Verzeihung! Weg mit diesem französischen unphilosophischen höflichen Halt! Laßt den Herrn v. G-- den ältern erzählen, was ihn gut dünkt, laßt je- den seine Meynung sagen. Wer hindert euch, dagegen gerades Weges und ohne Bück- ling einzuwenden. Jeder Mensch hat in der Welt gleiche Rechte. Das ist so, und das ist nicht also, kann jeder sagen. Auf diese Art würde sich, von wahr und nicht wahr alles fein abgezogen, der Ueberschus schon finden, den diese Behauptung vor jener hat, und jene vor dieser! -- So käme das Positive, ohn unser Gebet, allmählig zum Vorschein, wenn wir erst recht negativ gewesen. Nach langem Regen die Sonne. Und bliebe dann so manches, aller Mühe unerachtet, unent- schieden; Mir schon recht. Man wüste denn doch, woran man mit solchen unzuentschei- denden Dingen wäre, die jezt so oft unge- bührlich auf Wetten ausgesetzet werden, ob- gleich hier nichts zu wetten ist.
Was
Menſch fuͤhlt ſich berufen zur Thaͤtigkeit, wenn ihm Jemand in die Quere kommt, ſchlaͤgt er aus, mit dem Munde nehmlich. Beym Ein- wurf wird er aufgehalten, dieſer Renner nach dem Preiſe, und das iſt freylich unangenehm. Daher: Pardonnez — Verzeihung! Weg mit dieſem franzoͤſiſchen unphiloſophiſchen hoͤflichen Halt! Laßt den Herrn v. G— den aͤltern erzaͤhlen, was ihn gut duͤnkt, laßt je- den ſeine Meynung ſagen. Wer hindert euch, dagegen gerades Weges und ohne Buͤck- ling einzuwenden. Jeder Menſch hat in der Welt gleiche Rechte. Das iſt ſo, und das iſt nicht alſo, kann jeder ſagen. Auf dieſe Art wuͤrde ſich, von wahr und nicht wahr alles fein abgezogen, der Ueberſchus ſchon finden, den dieſe Behauptung vor jener hat, und jene vor dieſer! — So kaͤme das Poſitive, ohn unſer Gebet, allmaͤhlig zum Vorſchein, wenn wir erſt recht negativ geweſen. Nach langem Regen die Sonne. Und bliebe dann ſo manches, aller Muͤhe unerachtet, unent- ſchieden; Mir ſchon recht. Man wuͤſte denn doch, woran man mit ſolchen unzuentſchei- denden Dingen waͤre, die jezt ſo oft unge- buͤhrlich auf Wetten ausgeſetzet werden, ob- gleich hier nichts zu wetten iſt.
Was
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Menſch fuͤhlt ſich berufen zur Thaͤtigkeit, wenn
ihm Jemand in die Quere kommt, ſchlaͤgt er
aus, mit dem Munde nehmlich. Beym Ein-
wurf wird er aufgehalten, dieſer Renner nach
dem Preiſe, und das iſt freylich unangenehm.
Daher: Pardonnez — Verzeihung! Weg
mit dieſem franzoͤſiſchen unphiloſophiſchen
hoͤflichen Halt! Laßt den Herrn v. G— den
aͤltern erzaͤhlen, was ihn gut duͤnkt, laßt je-
den ſeine Meynung ſagen. Wer hindert
euch, dagegen gerades Weges und ohne Buͤck-
ling einzuwenden. Jeder Menſch hat in der
Welt gleiche Rechte. Das iſt ſo, und das iſt
nicht alſo, kann jeder ſagen. Auf dieſe Art
wuͤrde ſich, von wahr und nicht wahr alles
fein abgezogen, der Ueberſchus ſchon finden,
den dieſe Behauptung vor jener hat, und
jene vor dieſer! — So kaͤme das Poſitive,
ohn unſer Gebet, allmaͤhlig zum Vorſchein,
wenn wir erſt recht negativ geweſen. Nach
langem Regen die Sonne. Und bliebe dann
ſo manches, aller Muͤhe unerachtet, unent-
ſchieden; Mir ſchon recht. Man wuͤſte denn
doch, woran man mit ſolchen unzuentſchei-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/309>, abgerufen am 22.11.2024.
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