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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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lang und glücklich leben will, sey sein eigner
Herr, im philosophischen Sinn! Wer die
Welt verachten will, hab eine Mine im Him-
mel! -- Mine war der philosophische Text,
über den ich studirte. Ueberall war sie. Je
mehr ich studirte, je mehr fand ich: gesunder
Verstand sey täglich Brod. Wörterkram,
Schnirkeley aber, Kopfverderbendes Geback-
nes. Wenn mein Vater redete, (docirte,
wenn man will, denn ich leugn' es nicht, daß
der Lehrton ihm wie eine Klett' am Kleide
hieng,) hatt' er jederzeit was in der Hand,
Messer, Scheere, ein Buch, einen dem Wachs-
licht abgenommenen Bart, einen Zahnstocher,
kurz, ohne was körperliches war er nicht.
Er schwur immer einen körperlichen Eyd,
wenn ich mit Verzeihung der juristischen Ge-
nies mich so erklären darf. So was hilft die
Sache sinnlich machen. -- Er knetete die
deutlich zu machende Sache durch, würd ein
andrer gesagt haben; er nicht -- ich auch
nicht -- Gott der Herr hatte ein Chaos, aus
dem er die Welt allmählig herausrief, und
wenn ichs recht bedenke, ist was Körperliches
vielleicht darum in der Hand gut, um für den
Gedanken ein Kleid, für den Geist einen Kör-
per zu finden. Gott ehre mir Leute, die

Hand

lang und gluͤcklich leben will, ſey ſein eigner
Herr, im philoſophiſchen Sinn! Wer die
Welt verachten will, hab eine Mine im Him-
mel! — Mine war der philoſophiſche Text,
uͤber den ich ſtudirte. Ueberall war ſie. Je
mehr ich ſtudirte, je mehr fand ich: geſunder
Verſtand ſey taͤglich Brod. Woͤrterkram,
Schnirkeley aber, Kopfverderbendes Geback-
nes. Wenn mein Vater redete, (docirte,
wenn man will, denn ich leugn’ es nicht, daß
der Lehrton ihm wie eine Klett’ am Kleide
hieng,) hatt’ er jederzeit was in der Hand,
Meſſer, Scheere, ein Buch, einen dem Wachs-
licht abgenommenen Bart, einen Zahnſtocher,
kurz, ohne was koͤrperliches war er nicht.
Er ſchwur immer einen koͤrperlichen Eyd,
wenn ich mit Verzeihung der juriſtiſchen Ge-
nies mich ſo erklaͤren darf. So was hilft die
Sache ſinnlich machen. — Er knetete die
deutlich zu machende Sache durch, wuͤrd ein
andrer geſagt haben; er nicht — ich auch
nicht — Gott der Herr hatte ein Chaos, aus
dem er die Welt allmaͤhlig herausrief, und
wenn ichs recht bedenke, iſt was Koͤrperliches
vielleicht darum in der Hand gut, um fuͤr den
Gedanken ein Kleid, fuͤr den Geiſt einen Koͤr-
per zu finden. Gott ehre mir Leute, die

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[299/0305] lang und gluͤcklich leben will, ſey ſein eigner Herr, im philoſophiſchen Sinn! Wer die Welt verachten will, hab eine Mine im Him- mel! — Mine war der philoſophiſche Text, uͤber den ich ſtudirte. Ueberall war ſie. Je mehr ich ſtudirte, je mehr fand ich: geſunder Verſtand ſey taͤglich Brod. Woͤrterkram, Schnirkeley aber, Kopfverderbendes Geback- nes. Wenn mein Vater redete, (docirte, wenn man will, denn ich leugn’ es nicht, daß der Lehrton ihm wie eine Klett’ am Kleide hieng,) hatt’ er jederzeit was in der Hand, Meſſer, Scheere, ein Buch, einen dem Wachs- licht abgenommenen Bart, einen Zahnſtocher, kurz, ohne was koͤrperliches war er nicht. Er ſchwur immer einen koͤrperlichen Eyd, wenn ich mit Verzeihung der juriſtiſchen Ge- nies mich ſo erklaͤren darf. So was hilft die Sache ſinnlich machen. — Er knetete die deutlich zu machende Sache durch, wuͤrd ein andrer geſagt haben; er nicht — ich auch nicht — Gott der Herr hatte ein Chaos, aus dem er die Welt allmaͤhlig herausrief, und wenn ichs recht bedenke, iſt was Koͤrperliches vielleicht darum in der Hand gut, um fuͤr den Gedanken ein Kleid, fuͤr den Geiſt einen Koͤr- per zu finden. Gott ehre mir Leute, die Hand

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/305>, abgerufen am 25.11.2024.