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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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ihn wiederhohlt, den vortreflichen Abend!
ohne daß mich der Todtengräber weiter mit
seinem Spies stöhrete. -- So oft wir
uns überfielen, berichtigte ich ihm meinen
Canon. --

Einen schönen Abend, da der Mond die
Nacht regierte, gieng ich tief andächtig zu
meinem Altar, und siehe da, der Königliche
Rath kam, stellte sich vor ein Grab, sahe in
den Mond und aufs Grab, wies mir vorkam
so lange, bis die Thränen ihm nicht mehr er-
laubten, in den Mond und aufs Grab zu
sehen. Ich glaube nicht, daß er mich be-
merkt hat; allein ich habe ihn weinen gese-
hen, weinen, und das beym Mondenschein.
O! wie schön die Thränen da aussehen! Er
war mir von je her schätzbar; seit diesem
Abend aber war er es mir unendlich mehr.
Es kamen und giengen viele Leute dieses We-
ges, und dies war das Einzigste, was mir
auf diesem Kirchhofe misfiel, und meine An-
dacht unterbrach. Denn wahrlich die wenig-
sten sahen, wie der Königliche Rath, in den
Mond und auf ein Grab, bis die Thränen es
nicht mehr verstatteten. Die wenigsten wall-
fahrteten einer Mine wegen an dieser heiligen
Stäte. Ich hab' ihn auch nie mehr an

diesem
S 2

ihn wiederhohlt, den vortreflichen Abend!
ohne daß mich der Todtengraͤber weiter mit
ſeinem Spies ſtoͤhrete. — So oft wir
uns uͤberfielen, berichtigte ich ihm meinen
Canon. —

Einen ſchoͤnen Abend, da der Mond die
Nacht regierte, gieng ich tief andaͤchtig zu
meinem Altar, und ſiehe da, der Koͤnigliche
Rath kam, ſtellte ſich vor ein Grab, ſahe in
den Mond und aufs Grab, wies mir vorkam
ſo lange, bis die Thraͤnen ihm nicht mehr er-
laubten, in den Mond und aufs Grab zu
ſehen. Ich glaube nicht, daß er mich be-
merkt hat; allein ich habe ihn weinen geſe-
hen, weinen, und das beym Mondenſchein.
O! wie ſchoͤn die Thraͤnen da ausſehen! Er
war mir von je her ſchaͤtzbar; ſeit dieſem
Abend aber war er es mir unendlich mehr.
Es kamen und giengen viele Leute dieſes We-
ges, und dies war das Einzigſte, was mir
auf dieſem Kirchhofe misfiel, und meine An-
dacht unterbrach. Denn wahrlich die wenig-
ſten ſahen, wie der Koͤnigliche Rath, in den
Mond und auf ein Grab, bis die Thraͤnen es
nicht mehr verſtatteten. Die wenigſten wall-
fahrteten einer Mine wegen an dieſer heiligen
Staͤte. Ich hab’ ihn auch nie mehr an

dieſem
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[275/0281] ihn wiederhohlt, den vortreflichen Abend! ohne daß mich der Todtengraͤber weiter mit ſeinem Spies ſtoͤhrete. — So oft wir uns uͤberfielen, berichtigte ich ihm meinen Canon. — Einen ſchoͤnen Abend, da der Mond die Nacht regierte, gieng ich tief andaͤchtig zu meinem Altar, und ſiehe da, der Koͤnigliche Rath kam, ſtellte ſich vor ein Grab, ſahe in den Mond und aufs Grab, wies mir vorkam ſo lange, bis die Thraͤnen ihm nicht mehr er- laubten, in den Mond und aufs Grab zu ſehen. Ich glaube nicht, daß er mich be- merkt hat; allein ich habe ihn weinen geſe- hen, weinen, und das beym Mondenſchein. O! wie ſchoͤn die Thraͤnen da ausſehen! Er war mir von je her ſchaͤtzbar; ſeit dieſem Abend aber war er es mir unendlich mehr. Es kamen und giengen viele Leute dieſes We- ges, und dies war das Einzigſte, was mir auf dieſem Kirchhofe misfiel, und meine An- dacht unterbrach. Denn wahrlich die wenig- ſten ſahen, wie der Koͤnigliche Rath, in den Mond und auf ein Grab, bis die Thraͤnen es nicht mehr verſtatteten. Die wenigſten wall- fahrteten einer Mine wegen an dieſer heiligen Staͤte. Ich hab’ ihn auch nie mehr an dieſem S 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/281>, abgerufen am 23.11.2024.