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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Sanct Paulus spricht zu den Ephesern,
im vierten Capitel, im siebenzehnten und acht-
zehnten Verse: so sage ich nun, und zeuge in
dem Herrn, daß ihr nicht mehr wandelt, wie
die andern Heiden wandeln, in der Eitelkeit
ihres Sinnes: welcher Verstand verfinstert
ist, und sind entfremdet von dem Leben, das
aus Gott ist, durch die Unwißenheit, die in
ihnen ist, und durch die Blindheit ihres Her-
zens. Der Körper war da, noch ehe Chri-
stus kam, das heißt: es fehlte nicht an präch-
tigen Worten; allein der Geist fehlte. Da
blies uns Christus an, und sprach: Nehmet
hin, den heiligen Geist! Der Christ ist das
Geschöpf, das Gott, wenn ich so sagen soll,
am sechsten Tage schuf, um die Lehren der
Heiden und Juden und alle Schriften, ge-
schrieben von auserwählten Menschen, zu be-
nutzen, und den todten Buchstab zu beleben,
und aus einem Gebeinhaus eine Himmels-
wohnstube zu machen. Der Christ hat den
Schlüßcl zu den fünf ersten Tagen, und ist
ein Herr des unvernünftigen Viehes, das auf
dem Bauche, oder auf vieren geht, oder fliegt,
oder -- Der Heiden Tugenden sind, nach dem
Ausspruch des heiligen Augustinus, glänzende
Sünden, und ihr Tod ist ein armer Sünder-

ende,

Sanct Paulus ſpricht zu den Epheſern,
im vierten Capitel, im ſiebenzehnten und acht-
zehnten Verſe: ſo ſage ich nun, und zeuge in
dem Herrn, daß ihr nicht mehr wandelt, wie
die andern Heiden wandeln, in der Eitelkeit
ihres Sinnes: welcher Verſtand verfinſtert
iſt, und ſind entfremdet von dem Leben, das
aus Gott iſt, durch die Unwißenheit, die in
ihnen iſt, und durch die Blindheit ihres Her-
zens. Der Koͤrper war da, noch ehe Chri-
ſtus kam, das heißt: es fehlte nicht an praͤch-
tigen Worten; allein der Geiſt fehlte. Da
blies uns Chriſtus an, und ſprach: Nehmet
hin, den heiligen Geiſt! Der Chriſt iſt das
Geſchoͤpf, das Gott, wenn ich ſo ſagen ſoll,
am ſechsten Tage ſchuf, um die Lehren der
Heiden und Juden und alle Schriften, ge-
ſchrieben von auserwaͤhlten Menſchen, zu be-
nutzen, und den todten Buchſtab zu beleben,
und aus einem Gebeinhaus eine Himmels-
wohnſtube zu machen. Der Chriſt hat den
Schluͤßcl zu den fuͤnf erſten Tagen, und iſt
ein Herr des unvernuͤnftigen Viehes, das auf
dem Bauche, oder auf vieren geht, oder fliegt,
oder — Der Heiden Tugenden ſind, nach dem
Ausſpruch des heiligen Auguſtinus, glaͤnzende
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[205/0211] Sanct Paulus ſpricht zu den Epheſern, im vierten Capitel, im ſiebenzehnten und acht- zehnten Verſe: ſo ſage ich nun, und zeuge in dem Herrn, daß ihr nicht mehr wandelt, wie die andern Heiden wandeln, in der Eitelkeit ihres Sinnes: welcher Verſtand verfinſtert iſt, und ſind entfremdet von dem Leben, das aus Gott iſt, durch die Unwißenheit, die in ihnen iſt, und durch die Blindheit ihres Her- zens. Der Koͤrper war da, noch ehe Chri- ſtus kam, das heißt: es fehlte nicht an praͤch- tigen Worten; allein der Geiſt fehlte. Da blies uns Chriſtus an, und ſprach: Nehmet hin, den heiligen Geiſt! Der Chriſt iſt das Geſchoͤpf, das Gott, wenn ich ſo ſagen ſoll, am ſechsten Tage ſchuf, um die Lehren der Heiden und Juden und alle Schriften, ge- ſchrieben von auserwaͤhlten Menſchen, zu be- nutzen, und den todten Buchſtab zu beleben, und aus einem Gebeinhaus eine Himmels- wohnſtube zu machen. Der Chriſt hat den Schluͤßcl zu den fuͤnf erſten Tagen, und iſt ein Herr des unvernuͤnftigen Viehes, das auf dem Bauche, oder auf vieren geht, oder fliegt, oder — Der Heiden Tugenden ſind, nach dem Ausſpruch des heiligen Auguſtinus, glaͤnzende Suͤnden, und ihr Tod iſt ein armer Suͤnder- ende,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/211>, abgerufen am 24.11.2024.