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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Hofnung, es sey Geburtsschmerz, was wir
Tod nennen, und gebähren nicht die schwäch-
lichsten Werkzeuge unter den Menschen?

Gutes thun, heißt Leben. Auch der nie-
drigste hat seinen Geburtsbrief (seinen Tauf-
schein würd ein Christ sagen) von Gott! Laßt
uns die Mutterhand der Natur küssen, wel-
che uns einige unserer Brüder und Schwe-
stern, so voll Zutrauens, zur Aufsicht und
Pflege überläßt, die uns die ihr zustehende
natürliche Vormundschaft abtritt, laßt uns
dieser so gütigen Mutter nachahmen, Gutes
thun nicht müde werden, und durch so
unzählige mittlere Zwecke hindurch zu einem
einzigen, lezten, großen Endzweck arbeiten,
das heißt: die höchste nur mögliche Wohlfarth
des ganzen menschlichen Geschlechts beför-
dern. Vorwärts ist Bahn! -- Gesetzt!
wir erreichten nicht das Ziel. Ihm nahe
kommen, heißt: es erreichen. Das ärgste,
was wir zu fürchten haben, ist, daß wir im
Thun bleiben! Das ist beßer, als in der
Lehre. Man sollte allen Subtilitätenkrämern
das Handwerk legen. Es sind die ärgsten
Zeitverderber in der Welt. Sie gewinnen
uns die Zeit ab, wie die falschen Spieler das
Geld.

Strebt
N 4

Hofnung, es ſey Geburtsſchmerz, was wir
Tod nennen, und gebaͤhren nicht die ſchwaͤch-
lichſten Werkzeuge unter den Menſchen?

Gutes thun, heißt Leben. Auch der nie-
drigſte hat ſeinen Geburtsbrief (ſeinen Tauf-
ſchein wuͤrd ein Chriſt ſagen) von Gott! Laßt
uns die Mutterhand der Natur kuͤſſen, wel-
che uns einige unſerer Bruͤder und Schwe-
ſtern, ſo voll Zutrauens, zur Aufſicht und
Pflege uͤberlaͤßt, die uns die ihr zuſtehende
natuͤrliche Vormundſchaft abtritt, laßt uns
dieſer ſo guͤtigen Mutter nachahmen, Gutes
thun nicht muͤde werden, und durch ſo
unzaͤhlige mittlere Zwecke hindurch zu einem
einzigen, lezten, großen Endzweck arbeiten,
das heißt: die hoͤchſte nur moͤgliche Wohlfarth
des ganzen menſchlichen Geſchlechts befoͤr-
dern. Vorwaͤrts iſt Bahn! — Geſetzt!
wir erreichten nicht das Ziel. Ihm nahe
kommen, heißt: es erreichen. Das aͤrgſte,
was wir zu fuͤrchten haben, iſt, daß wir im
Thun bleiben! Das iſt beßer, als in der
Lehre. Man ſollte allen Subtilitaͤtenkraͤmern
das Handwerk legen. Es ſind die aͤrgſten
Zeitverderber in der Welt. Sie gewinnen
uns die Zeit ab, wie die falſchen Spieler das
Geld.

Strebt
N 4
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[199/0205] Hofnung, es ſey Geburtsſchmerz, was wir Tod nennen, und gebaͤhren nicht die ſchwaͤch- lichſten Werkzeuge unter den Menſchen? Gutes thun, heißt Leben. Auch der nie- drigſte hat ſeinen Geburtsbrief (ſeinen Tauf- ſchein wuͤrd ein Chriſt ſagen) von Gott! Laßt uns die Mutterhand der Natur kuͤſſen, wel- che uns einige unſerer Bruͤder und Schwe- ſtern, ſo voll Zutrauens, zur Aufſicht und Pflege uͤberlaͤßt, die uns die ihr zuſtehende natuͤrliche Vormundſchaft abtritt, laßt uns dieſer ſo guͤtigen Mutter nachahmen, Gutes thun nicht muͤde werden, und durch ſo unzaͤhlige mittlere Zwecke hindurch zu einem einzigen, lezten, großen Endzweck arbeiten, das heißt: die hoͤchſte nur moͤgliche Wohlfarth des ganzen menſchlichen Geſchlechts befoͤr- dern. Vorwaͤrts iſt Bahn! — Geſetzt! wir erreichten nicht das Ziel. Ihm nahe kommen, heißt: es erreichen. Das aͤrgſte, was wir zu fuͤrchten haben, iſt, daß wir im Thun bleiben! Das iſt beßer, als in der Lehre. Man ſollte allen Subtilitaͤtenkraͤmern das Handwerk legen. Es ſind die aͤrgſten Zeitverderber in der Welt. Sie gewinnen uns die Zeit ab, wie die falſchen Spieler das Geld. Strebt N 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/205>, abgerufen am 23.11.2024.