Geendeten und Vollendeten eingeschlagen! Durch gute und böse Gerüchte, durch man- cherley Kummer und Leiden, ist sie zu deinen Freuden eingegangen. -- In Unfrieden gieng sie aus ihrem Vaterland, in Frieden fuhr sie zu deiner Herrlichkeit, wo sie ihr französisches Bündel nicht mehr nöthig hat, den Bettel- sack. Sie hat mich vielleicht nur im Traum beleidigt, und hätte sie es auch im Wachen gethan; hätt' ich den Schlag bekommen, den ihr Ritter bekam, was nun mehr? Wir sind hier nicht zu schlagen, sondern geschlagen zu werden. Verzeih mir, lieber Gott! wenn ich im Wachen den Traum ihr übel nahm. Ihrer Seele sey wohl, unter denen, die ge- kommen sind aus großem Trübsal, und haben ihre Kleider gewaschen und sie helle gemacht. Heil ihr, wenn sie im Namen des starb, des, der unschuldig lebte auf Erden und auch ein Fremdling war, und in Gottes Hand im Himmel seine Wohnung bestellte! Nimm auch ihren Geist in deine Hände, du allge- meiner Vater! Du Preußens und Curlands Vater! Ihrem Leibe Ruhe! Er bedarf ih- rer! -- Ein weiches ungestärktes Sterbtuch für ihr thränendes Aug! -- Ein stilles Grab! vollbracht -- Uns alle lehre beden-
ken,
Geendeten und Vollendeten eingeſchlagen! Durch gute und boͤſe Geruͤchte, durch man- cherley Kummer und Leiden, iſt ſie zu deinen Freuden eingegangen. — In Unfrieden gieng ſie aus ihrem Vaterland, in Frieden fuhr ſie zu deiner Herrlichkeit, wo ſie ihr franzoͤſiſches Buͤndel nicht mehr noͤthig hat, den Bettel- ſack. Sie hat mich vielleicht nur im Traum beleidigt, und haͤtte ſie es auch im Wachen gethan; haͤtt’ ich den Schlag bekommen, den ihr Ritter bekam, was nun mehr? Wir ſind hier nicht zu ſchlagen, ſondern geſchlagen zu werden. Verzeih mir, lieber Gott! wenn ich im Wachen den Traum ihr uͤbel nahm. Ihrer Seele ſey wohl, unter denen, die ge- kommen ſind aus großem Truͤbſal, und haben ihre Kleider gewaſchen und ſie helle gemacht. Heil ihr, wenn ſie im Namen des ſtarb, des, der unſchuldig lebte auf Erden und auch ein Fremdling war, und in Gottes Hand im Himmel ſeine Wohnung beſtellte! Nimm auch ihren Geiſt in deine Haͤnde, du allge- meiner Vater! Du Preußens und Curlands Vater! Ihrem Leibe Ruhe! Er bedarf ih- rer! — Ein weiches ungeſtaͤrktes Sterbtuch fuͤr ihr thraͤnendes Aug! — Ein ſtilles Grab! vollbracht — Uns alle lehre beden-
ken,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0145"n="139"/>
Geendeten und Vollendeten eingeſchlagen!<lb/>
Durch gute und boͤſe Geruͤchte, durch man-<lb/>
cherley Kummer und Leiden, iſt ſie zu deinen<lb/>
Freuden eingegangen. — In Unfrieden gieng<lb/>ſie aus ihrem Vaterland, in Frieden fuhr ſie<lb/>
zu deiner Herrlichkeit, wo ſie ihr franzoͤſiſches<lb/>
Buͤndel nicht mehr noͤthig hat, den Bettel-<lb/>ſack. Sie hat mich vielleicht nur im Traum<lb/>
beleidigt, und haͤtte ſie es auch im Wachen<lb/>
gethan; haͤtt’ ich den Schlag bekommen, den<lb/>
ihr Ritter bekam, was nun mehr? Wir ſind<lb/>
hier nicht zu ſchlagen, ſondern geſchlagen zu<lb/>
werden. Verzeih mir, lieber Gott! wenn<lb/>
ich im Wachen den Traum ihr uͤbel nahm.<lb/>
Ihrer Seele ſey wohl, unter denen, die ge-<lb/>
kommen ſind aus großem Truͤbſal, und haben<lb/>
ihre Kleider gewaſchen und ſie helle gemacht.<lb/>
Heil ihr, wenn ſie im Namen des ſtarb, des,<lb/>
der unſchuldig lebte auf Erden und auch ein<lb/>
Fremdling war, und in Gottes Hand im<lb/>
Himmel ſeine Wohnung beſtellte! Nimm<lb/>
auch ihren Geiſt in deine Haͤnde, du allge-<lb/>
meiner Vater! Du Preußens und Curlands<lb/>
Vater! Ihrem Leibe Ruhe! Er bedarf ih-<lb/>
rer! — Ein weiches ungeſtaͤrktes Sterbtuch<lb/>
fuͤr ihr thraͤnendes Aug! — Ein ſtilles<lb/>
Grab! vollbracht — Uns alle lehre beden-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ken,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[139/0145]
Geendeten und Vollendeten eingeſchlagen!
Durch gute und boͤſe Geruͤchte, durch man-
cherley Kummer und Leiden, iſt ſie zu deinen
Freuden eingegangen. — In Unfrieden gieng
ſie aus ihrem Vaterland, in Frieden fuhr ſie
zu deiner Herrlichkeit, wo ſie ihr franzoͤſiſches
Buͤndel nicht mehr noͤthig hat, den Bettel-
ſack. Sie hat mich vielleicht nur im Traum
beleidigt, und haͤtte ſie es auch im Wachen
gethan; haͤtt’ ich den Schlag bekommen, den
ihr Ritter bekam, was nun mehr? Wir ſind
hier nicht zu ſchlagen, ſondern geſchlagen zu
werden. Verzeih mir, lieber Gott! wenn
ich im Wachen den Traum ihr uͤbel nahm.
Ihrer Seele ſey wohl, unter denen, die ge-
kommen ſind aus großem Truͤbſal, und haben
ihre Kleider gewaſchen und ſie helle gemacht.
Heil ihr, wenn ſie im Namen des ſtarb, des,
der unſchuldig lebte auf Erden und auch ein
Fremdling war, und in Gottes Hand im
Himmel ſeine Wohnung beſtellte! Nimm
auch ihren Geiſt in deine Haͤnde, du allge-
meiner Vater! Du Preußens und Curlands
Vater! Ihrem Leibe Ruhe! Er bedarf ih-
rer! — Ein weiches ungeſtaͤrktes Sterbtuch
fuͤr ihr thraͤnendes Aug! — Ein ſtilles
Grab! vollbracht — Uns alle lehre beden-
ken,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/145>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.