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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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grif überstehen und einmal wißen, woran sie
sind: Der Eingang des Werks war ein Sün-
denverzeichnis von Saul und David. Dieser
raubte dem Urias das Leben, weil er eine schö-
ne Frau hatte; jener war gegen die Feinde
Israels mehr schonend, als er sollte. Heut
zu Tage würde man sagen, er war menschli-
cher -- und Saul empfand den Bind- David
den Löseschlüssel --

Meine Leser werden den Uebergang zum
Thema ohne meine Handleitung finden. Die
Sünde in oder wider den heiligen Geist
ward
wie gewöhnlich in der Art behandelt,
daß der erste Theil die unrechten Begriffe ent-
hielt, welche man sich gewöhnlich von der Sün-
de wider den heiligen Geist mache. Unter
diesen unrechten Begriffen kamen freylich ei-
nige vor, auf die kein Mensch eher, als un-
ser guter Schriftsteller, gekommen. Er brachte
darauf, weil er recht auf Irrwege studirt hatte.
Der zweyte Theil war der rechte Weg, oder
eigentlich der, der ihm gefiel. Ueberall auf
Weg' und Abwegen eine Belesenheit, die sich
nicht blos auf die russigen Bücherschränke der
Gegend erstreckte, wie der gute Prediger sagte
-- sie gieng weiter -- Ich würde zwar (Gott
wend es aber in Gnaden ab) nicht die Sün-

de

grif uͤberſtehen und einmal wißen, woran ſie
ſind: Der Eingang des Werks war ein Suͤn-
denverzeichnis von Saul und David. Dieſer
raubte dem Urias das Leben, weil er eine ſchoͤ-
ne Frau hatte; jener war gegen die Feinde
Iſraels mehr ſchonend, als er ſollte. Heut
zu Tage wuͤrde man ſagen, er war menſchli-
cher — und Saul empfand den Bind- David
den Loͤſeſchluͤſſel

Meine Leſer werden den Uebergang zum
Thema ohne meine Handleitung finden. Die
Suͤnde in oder wider den heiligen Geiſt
ward
wie gewoͤhnlich in der Art behandelt,
daß der erſte Theil die unrechten Begriffe ent-
hielt, welche man ſich gewoͤhnlich von der Suͤn-
de wider den heiligen Geiſt mache. Unter
dieſen unrechten Begriffen kamen freylich ei-
nige vor, auf die kein Menſch eher, als un-
ſer guter Schriftſteller, gekommen. Er brachte
darauf, weil er recht auf Irrwege ſtudirt hatte.
Der zweyte Theil war der rechte Weg, oder
eigentlich der, der ihm gefiel. Ueberall auf
Weg’ und Abwegen eine Beleſenheit, die ſich
nicht blos auf die ruſſigen Buͤcherſchraͤnke der
Gegend erſtreckte, wie der gute Prediger ſagte
— ſie gieng weiter — Ich wuͤrde zwar (Gott
wend es aber in Gnaden ab) nicht die Suͤn-

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[8/0014] grif uͤberſtehen und einmal wißen, woran ſie ſind: Der Eingang des Werks war ein Suͤn- denverzeichnis von Saul und David. Dieſer raubte dem Urias das Leben, weil er eine ſchoͤ- ne Frau hatte; jener war gegen die Feinde Iſraels mehr ſchonend, als er ſollte. Heut zu Tage wuͤrde man ſagen, er war menſchli- cher — und Saul empfand den Bind- David den Loͤſeſchluͤſſel — Meine Leſer werden den Uebergang zum Thema ohne meine Handleitung finden. Die Suͤnde in oder wider den heiligen Geiſt ward wie gewoͤhnlich in der Art behandelt, daß der erſte Theil die unrechten Begriffe ent- hielt, welche man ſich gewoͤhnlich von der Suͤn- de wider den heiligen Geiſt mache. Unter dieſen unrechten Begriffen kamen freylich ei- nige vor, auf die kein Menſch eher, als un- ſer guter Schriftſteller, gekommen. Er brachte darauf, weil er recht auf Irrwege ſtudirt hatte. Der zweyte Theil war der rechte Weg, oder eigentlich der, der ihm gefiel. Ueberall auf Weg’ und Abwegen eine Beleſenheit, die ſich nicht blos auf die ruſſigen Buͤcherſchraͤnke der Gegend erſtreckte, wie der gute Prediger ſagte — ſie gieng weiter — Ich wuͤrde zwar (Gott wend es aber in Gnaden ab) nicht die Suͤn- de

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/14>, abgerufen am 23.11.2024.