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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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ben gegen den Mann bitter ausgelaßen,
und würde es wohl der Ehegattin Ehre
machen, wenn sie sich mit eben demsel-
ben Mann so gut gestanden? Auffallend
ists, daß sie durch diese Schenkung ihre
eigene Schande veroffenbaret. Derglei-
chen Personen versagen die Rechte allen
Glauben. So wohl nach den gemeinen
als den statutarischen Rechten
. --

Das war ungefehr der Innhalt zu einer
Sentenz, die uns die Curländerin sub B. in
copia authentica vorzeigte. Ich mag nicht
weiter abschreiben: mir eckelt vor dieser losen
Speise!

O der feinen spinnwebfeinen nadelspitzen
Gerechtigkeit, sagte der Graf! Wie oft hab
ich mich in meiner Jugend der heiligen Justiz
angenommen und den Kopf geschüttelt, wenn
Priester und Küster, Präsident und Notarius,
in öffentlichen Lust- und Trauerspielen dem
Volke zum Spektakel aufgezäumet wurden;
nach der Zeit sah ich ein, und wer siehts nicht,
daß man ihr nicht zu viel, sondern zu wenig
thue. Der Fehler ist, man behandelt sie bey
ihrer Feinheit zu handgreiflich. -- Mit dem-
selben Maaße, damit sie misset! -- Doch
weh, weh ihr, wenn der Richter aller Welt

sie
J

ben gegen den Mann bitter ausgelaßen,
und wuͤrde es wohl der Ehegattin Ehre
machen, wenn ſie ſich mit eben demſel-
ben Mann ſo gut geſtanden? Auffallend
iſts, daß ſie durch dieſe Schenkung ihre
eigene Schande veroffenbaret. Derglei-
chen Perſonen verſagen die Rechte allen
Glauben. So wohl nach den gemeinen
als den ſtatutariſchen Rechten
. —

Das war ungefehr der Innhalt zu einer
Sentenz, die uns die Curlaͤnderin ſub B. in
copia authentica vorzeigte. Ich mag nicht
weiter abſchreiben: mir eckelt vor dieſer loſen
Speiſe!

O der feinen ſpinnwebfeinen nadelſpitzen
Gerechtigkeit, ſagte der Graf! Wie oft hab
ich mich in meiner Jugend der heiligen Juſtiz
angenommen und den Kopf geſchuͤttelt, wenn
Prieſter und Kuͤſter, Praͤſident und Notarius,
in oͤffentlichen Luſt- und Trauerſpielen dem
Volke zum Spektakel aufgezaͤumet wurden;
nach der Zeit ſah ich ein, und wer ſiehts nicht,
daß man ihr nicht zu viel, ſondern zu wenig
thue. Der Fehler iſt, man behandelt ſie bey
ihrer Feinheit zu handgreiflich. — Mit dem-
ſelben Maaße, damit ſie miſſet! — Doch
weh, weh ihr, wenn der Richter aller Welt

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[129/0135] ben gegen den Mann bitter ausgelaßen, und wuͤrde es wohl der Ehegattin Ehre machen, wenn ſie ſich mit eben demſel- ben Mann ſo gut geſtanden? Auffallend iſts, daß ſie durch dieſe Schenkung ihre eigene Schande veroffenbaret. Derglei- chen Perſonen verſagen die Rechte allen Glauben. So wohl nach den gemeinen als den ſtatutariſchen Rechten. — Das war ungefehr der Innhalt zu einer Sentenz, die uns die Curlaͤnderin ſub B. in copia authentica vorzeigte. Ich mag nicht weiter abſchreiben: mir eckelt vor dieſer loſen Speiſe! O der feinen ſpinnwebfeinen nadelſpitzen Gerechtigkeit, ſagte der Graf! Wie oft hab ich mich in meiner Jugend der heiligen Juſtiz angenommen und den Kopf geſchuͤttelt, wenn Prieſter und Kuͤſter, Praͤſident und Notarius, in oͤffentlichen Luſt- und Trauerſpielen dem Volke zum Spektakel aufgezaͤumet wurden; nach der Zeit ſah ich ein, und wer ſiehts nicht, daß man ihr nicht zu viel, ſondern zu wenig thue. Der Fehler iſt, man behandelt ſie bey ihrer Feinheit zu handgreiflich. — Mit dem- ſelben Maaße, damit ſie miſſet! — Doch weh, weh ihr, wenn der Richter aller Welt ſie J

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/135>, abgerufen am 27.11.2024.