sich die Curländerin. Sie rang die Hände, entdeckte sich ihrem Manne, der zum ersten- mal im Jahr (es war im November) lachte; allein er lachte so, daß noch nie so schrecklich gelacht ist, seitdem der Teufel lachte, da Adam und Eva so dummköpfig fielen. Der Satan war lichterloh in ihn gefahren. Sie sprach Leute an, allein vergebens. Sie hat- te von einem reichen Manne gehört, von dem man sagte, daß er zuweilen einen guten Augenblick hätte. Sie gieng, fand ihn be- schäftigt; er nahm sich Zeit sie anzuhören. Sie mußte ihm ihre ganze Geschichte erzäh- len. Da sie am Ende war, fragte er sie mit einer Gelaßenheit, die mit dem Lachen ihres Mannes sehr nahe verwandt war, ob sie hy- pothecarische Sicherheit hätte? Nein, ant- wortete sie. Nun, jede Noth findet ihren Trost, fuhr der reiche Mann fort, so werden Sie einen Biedermann finden, der Bürg- schaft für Sie leistet. Die Curländerin bat ihn, dieser Biedermann selbst zu werden; allein er erklärt' ihr nach Rechtsgrundsätzen, wie er bey sich selbst nicht Bürge seyn könnte. Ich führte die große Bürgschaft an, sagte die Curländerin, die Gott sich selbst geleistet hat- te -- allein er meynte, diese Sache wäre zu
heilig,
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ſich die Curlaͤnderin. Sie rang die Haͤnde, entdeckte ſich ihrem Manne, der zum erſten- mal im Jahr (es war im November) lachte; allein er lachte ſo, daß noch nie ſo ſchrecklich gelacht iſt, ſeitdem der Teufel lachte, da Adam und Eva ſo dummkoͤpfig fielen. Der Satan war lichterloh in ihn gefahren. Sie ſprach Leute an, allein vergebens. Sie hat- te von einem reichen Manne gehoͤrt, von dem man ſagte, daß er zuweilen einen guten Augenblick haͤtte. Sie gieng, fand ihn be- ſchaͤftigt; er nahm ſich Zeit ſie anzuhoͤren. Sie mußte ihm ihre ganze Geſchichte erzaͤh- len. Da ſie am Ende war, fragte er ſie mit einer Gelaßenheit, die mit dem Lachen ihres Mannes ſehr nahe verwandt war, ob ſie hy- pothecariſche Sicherheit haͤtte? Nein, ant- wortete ſie. Nun, jede Noth findet ihren Troſt, fuhr der reiche Mann fort, ſo werden Sie einen Biedermann finden, der Buͤrg- ſchaft fuͤr Sie leiſtet. Die Curlaͤnderin bat ihn, dieſer Biedermann ſelbſt zu werden; allein er erklaͤrt’ ihr nach Rechtsgrundſaͤtzen, wie er bey ſich ſelbſt nicht Buͤrge ſeyn koͤnnte. Ich fuͤhrte die große Buͤrgſchaft an, ſagte die Curlaͤnderin, die Gott ſich ſelbſt geleiſtet hat- te — allein er meynte, dieſe Sache waͤre zu
heilig,
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ſich die Curlaͤnderin. Sie rang die Haͤnde,
entdeckte ſich ihrem Manne, der zum erſten-
mal im Jahr (es war im November) lachte;
allein er lachte ſo, daß noch nie ſo ſchrecklich
gelacht iſt, ſeitdem der Teufel lachte, da
Adam und Eva ſo dummkoͤpfig fielen. Der
Satan war lichterloh in ihn gefahren. Sie
ſprach Leute an, allein vergebens. Sie hat-
te von einem reichen Manne gehoͤrt, von
dem man ſagte, daß er zuweilen einen guten
Augenblick haͤtte. Sie gieng, fand ihn be-
ſchaͤftigt; er nahm ſich Zeit ſie anzuhoͤren.
Sie mußte ihm ihre ganze Geſchichte erzaͤh-
len. Da ſie am Ende war, fragte er ſie mit
einer Gelaßenheit, die mit dem Lachen ihres
Mannes ſehr nahe verwandt war, ob ſie hy-
pothecariſche Sicherheit haͤtte? Nein, ant-
wortete ſie. Nun, jede Noth findet ihren
Troſt, fuhr der reiche Mann fort, ſo werden
Sie einen Biedermann finden, der Buͤrg-
ſchaft fuͤr Sie leiſtet. Die Curlaͤnderin bat
ihn, dieſer Biedermann ſelbſt zu werden;
allein er erklaͤrt’ ihr nach Rechtsgrundſaͤtzen,
wie er bey ſich ſelbſt nicht Buͤrge ſeyn koͤnnte.
Ich fuͤhrte die große Buͤrgſchaft an, ſagte die
Curlaͤnderin, die Gott ſich ſelbſt geleiſtet hat-
te — allein er meynte, dieſe Sache waͤre zu
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/127>, abgerufen am 12.12.2024.
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