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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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bracht: ich würde, sagte der Graf, die To-
desstrafen darum abstellen, weil Niemand
weis, ob er nicht durch die Hand des Arztes
schmerzhafter, als durch die des Henkers,
stirbt, und weil eine Seele, die noch Kern-
frisch ist, sich auf tausenderley Art, durch An-
strengung auf einen Punkt, des Todes Bitter-
keit vertreiben kann. -- Das einzige, was
einen Henkerstod schrecklicher, als einen Cam-
mertod, macht, ist die Gewisheit der Stunde,
wer also die weiß, wenn er auf seinem Bett-
lein dahin fährt aus diesem Elend, stirbt ganz
und gar, wie ein Delinquent, wie ein armer
Sünder -- ganz und gar. --

Ich könnte noch viel! viel! erzählen,
wenn ich alle Bemerkungen wiederholen woll-
te, die mir reichlich und täglich in Wurf
kamen.

Ein Paar, und damit genug. --

Das Händefalten hielt der Graf für ein
Schmerzlinderndes Mittel -- und sprach sehr
von der guten Würkung, die er von diesem
Hausmittel ersichtlich erfochten. --

Die Art, wie er kranke behandelte, war
würklich Erfahrungs-Weise. Alles hatt' er
aus dem Leben, nichts, rein nichts, aus
Büchern.

Kurz,
G 4

bracht: ich wuͤrde, ſagte der Graf, die To-
desſtrafen darum abſtellen, weil Niemand
weis, ob er nicht durch die Hand des Arztes
ſchmerzhafter, als durch die des Henkers,
ſtirbt, und weil eine Seele, die noch Kern-
friſch iſt, ſich auf tauſenderley Art, durch An-
ſtrengung auf einen Punkt, des Todes Bitter-
keit vertreiben kann. — Das einzige, was
einen Henkerstod ſchrecklicher, als einen Cam-
mertod, macht, iſt die Gewisheit der Stunde,
wer alſo die weiß, wenn er auf ſeinem Bett-
lein dahin faͤhrt aus dieſem Elend, ſtirbt ganz
und gar, wie ein Delinquent, wie ein armer
Suͤnder — ganz und gar. —

Ich koͤnnte noch viel! viel! erzaͤhlen,
wenn ich alle Bemerkungen wiederholen woll-
te, die mir reichlich und taͤglich in Wurf
kamen.

Ein Paar, und damit genug. —

Das Haͤndefalten hielt der Graf fuͤr ein
Schmerzlinderndes Mittel — und ſprach ſehr
von der guten Wuͤrkung, die er von dieſem
Hausmittel erſichtlich erfochten. —

Die Art, wie er kranke behandelte, war
wuͤrklich Erfahrungs-Weiſe. Alles hatt’ er
aus dem Leben, nichts, rein nichts, aus
Buͤchern.

Kurz,
G 4
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[103/0109] bracht: ich wuͤrde, ſagte der Graf, die To- desſtrafen darum abſtellen, weil Niemand weis, ob er nicht durch die Hand des Arztes ſchmerzhafter, als durch die des Henkers, ſtirbt, und weil eine Seele, die noch Kern- friſch iſt, ſich auf tauſenderley Art, durch An- ſtrengung auf einen Punkt, des Todes Bitter- keit vertreiben kann. — Das einzige, was einen Henkerstod ſchrecklicher, als einen Cam- mertod, macht, iſt die Gewisheit der Stunde, wer alſo die weiß, wenn er auf ſeinem Bett- lein dahin faͤhrt aus dieſem Elend, ſtirbt ganz und gar, wie ein Delinquent, wie ein armer Suͤnder — ganz und gar. — Ich koͤnnte noch viel! viel! erzaͤhlen, wenn ich alle Bemerkungen wiederholen woll- te, die mir reichlich und taͤglich in Wurf kamen. Ein Paar, und damit genug. — Das Haͤndefalten hielt der Graf fuͤr ein Schmerzlinderndes Mittel — und ſprach ſehr von der guten Wuͤrkung, die er von dieſem Hausmittel erſichtlich erfochten. — Die Art, wie er kranke behandelte, war wuͤrklich Erfahrungs-Weiſe. Alles hatt’ er aus dem Leben, nichts, rein nichts, aus Buͤchern. Kurz, G 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/109>, abgerufen am 23.11.2024.