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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Aug' und im Gesichte, nur Raum hat, was
man nur vom Schmerze weiß. Niemand
konnt' in die Höhe sehen, wer Iphigeniens
Aufopferung von Timanth sah', alles stand
betrübt, gebeugt zur Erde; nur Iphigeniens
Vater, und wie der? eine schwarze Trauer-
decke um sein Angesicht. Warum also? dar-
um also, weil es der Vater ist. Hier, sagte
der Graf, hier unter diesem entsetzlichen Lei-
chentuche, ist auch ein Schmerz grösser, tie-
fer, als jeder Ausdruck. Etwas ist davon
am Tuche zu sehen, und nur eben so viel et-
was, als hinreichend ist, uns das Herz zu
durchboren. Sehen Sie hier nicht mehr,
als überall! Und doch ist hier nur ein Strich,
ein Punct! -- Dies Stück ist auch der
Vater!

Ich kann es nicht aussprechen, was ich
empfand! Ich unterlag. --

Der Prediger machte dem Grafen bey Ge-
legenheit der Todesangst und Todesnoth einen
Einwand. Es hat, sagte der Prediger, Leute
gegeben, die aus Freude gestorben sind. Was
thuts, sagte der Graf,
viel!
nichts?
wo da die Todesnoth?

Freund!

Aug’ und im Geſichte, nur Raum hat, was
man nur vom Schmerze weiß. Niemand
konnt’ in die Hoͤhe ſehen, wer Iphigeniens
Aufopferung von Timanth ſah’, alles ſtand
betruͤbt, gebeugt zur Erde; nur Iphigeniens
Vater, und wie der? eine ſchwarze Trauer-
decke um ſein Angeſicht. Warum alſo? dar-
um alſo, weil es der Vater iſt. Hier, ſagte
der Graf, hier unter dieſem entſetzlichen Lei-
chentuche, iſt auch ein Schmerz groͤſſer, tie-
fer, als jeder Ausdruck. Etwas iſt davon
am Tuche zu ſehen, und nur eben ſo viel et-
was, als hinreichend iſt, uns das Herz zu
durchboren. Sehen Sie hier nicht mehr,
als uͤberall! Und doch iſt hier nur ein Strich,
ein Punct! — Dies Stuͤck iſt auch der
Vater!

Ich kann es nicht ausſprechen, was ich
empfand! Ich unterlag. —

Der Prediger machte dem Grafen bey Ge-
legenheit der Todesangſt und Todesnoth einen
Einwand. Es hat, ſagte der Prediger, Leute
gegeben, die aus Freude geſtorben ſind. Was
thuts, ſagte der Graf,
viel!
nichts?
wo da die Todesnoth?

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[95/0101] Aug’ und im Geſichte, nur Raum hat, was man nur vom Schmerze weiß. Niemand konnt’ in die Hoͤhe ſehen, wer Iphigeniens Aufopferung von Timanth ſah’, alles ſtand betruͤbt, gebeugt zur Erde; nur Iphigeniens Vater, und wie der? eine ſchwarze Trauer- decke um ſein Angeſicht. Warum alſo? dar- um alſo, weil es der Vater iſt. Hier, ſagte der Graf, hier unter dieſem entſetzlichen Lei- chentuche, iſt auch ein Schmerz groͤſſer, tie- fer, als jeder Ausdruck. Etwas iſt davon am Tuche zu ſehen, und nur eben ſo viel et- was, als hinreichend iſt, uns das Herz zu durchboren. Sehen Sie hier nicht mehr, als uͤberall! Und doch iſt hier nur ein Strich, ein Punct! — Dies Stuͤck iſt auch der Vater! Ich kann es nicht ausſprechen, was ich empfand! Ich unterlag. — Der Prediger machte dem Grafen bey Ge- legenheit der Todesangſt und Todesnoth einen Einwand. Es hat, ſagte der Prediger, Leute gegeben, die aus Freude geſtorben ſind. Was thuts, ſagte der Graf, viel! nichts? wo da die Todesnoth? Freund!

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/101>, abgerufen am 23.11.2024.