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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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ihrem Herzen. Da sie ihn nicht los werden
konnte, entfernte sie sich, wie sie stand und
gieng, und lies wie Joseph ihre Plundern
zurück, die man ihr bey Hängen und Wür-
gen auslieferte. Die Sache macht' Aufse-
hen, und Charlotte war die einzige Person,
die den Herrn v. -- vom Theater der dor-
tigen Gegend bringen konnte. Sie that es,
und da unser Bekannte sie selbst darum bat,
kehrte sie zurück ins Hauß. Solche Herren
wißen sich durch Ableiter vor dem Ungewit-
ter zu sichern. Sie wißen nicht, was eine
fehlgeschlagene Liebe sagen will. Der Herr
v. -- hatte sich mit weniger Mühe, ohne
zu knien, versorgt und unser Bekannte be-
saß Charlotten nun ohn' Anfechtung. Sie
war ihm jetzo theurer; denn ihre Tugend
hatte gesiegt und das Feld behalten. --

Es ist unaussprechlich, wie glücklich un-
sere Verliebten waren. Er pflückt' ihr die
ersten Blumen, und die Natur schien sie
recht geflißentlich für ihn, oder eigentlich
für Charlotten, zu verwahren. Nur ein
durch Liebe geweihtes Auge konnte die Blu-
men finden, die er fand. Sie hingegen
bracht' ihm die ersten Früchte. Er aß sie

aus
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ihrem Herzen. Da ſie ihn nicht los werden
konnte, entfernte ſie ſich, wie ſie ſtand und
gieng, und lies wie Joſeph ihre Plundern
zuruͤck, die man ihr bey Haͤngen und Wuͤr-
gen auslieferte. Die Sache macht’ Aufſe-
hen, und Charlotte war die einzige Perſon,
die den Herrn v. — vom Theater der dor-
tigen Gegend bringen konnte. Sie that es,
und da unſer Bekannte ſie ſelbſt darum bat,
kehrte ſie zuruͤck ins Hauß. Solche Herren
wißen ſich durch Ableiter vor dem Ungewit-
ter zu ſichern. Sie wißen nicht, was eine
fehlgeſchlagene Liebe ſagen will. Der Herr
v. — hatte ſich mit weniger Muͤhe, ohne
zu knien, verſorgt und unſer Bekannte be-
ſaß Charlotten nun ohn’ Anfechtung. Sie
war ihm jetzo theurer; denn ihre Tugend
hatte geſiegt und das Feld behalten. —

Es iſt unausſprechlich, wie gluͤcklich un-
ſere Verliebten waren. Er pfluͤckt’ ihr die
erſten Blumen, und die Natur ſchien ſie
recht geflißentlich fuͤr ihn, oder eigentlich
fuͤr Charlotten, zu verwahren. Nur ein
durch Liebe geweihtes Auge konnte die Blu-
men finden, die er fand. Sie hingegen
bracht’ ihm die erſten Fruͤchte. Er aß ſie

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[89/0095] ihrem Herzen. Da ſie ihn nicht los werden konnte, entfernte ſie ſich, wie ſie ſtand und gieng, und lies wie Joſeph ihre Plundern zuruͤck, die man ihr bey Haͤngen und Wuͤr- gen auslieferte. Die Sache macht’ Aufſe- hen, und Charlotte war die einzige Perſon, die den Herrn v. — vom Theater der dor- tigen Gegend bringen konnte. Sie that es, und da unſer Bekannte ſie ſelbſt darum bat, kehrte ſie zuruͤck ins Hauß. Solche Herren wißen ſich durch Ableiter vor dem Ungewit- ter zu ſichern. Sie wißen nicht, was eine fehlgeſchlagene Liebe ſagen will. Der Herr v. — hatte ſich mit weniger Muͤhe, ohne zu knien, verſorgt und unſer Bekannte be- ſaß Charlotten nun ohn’ Anfechtung. Sie war ihm jetzo theurer; denn ihre Tugend hatte geſiegt und das Feld behalten. — Es iſt unausſprechlich, wie gluͤcklich un- ſere Verliebten waren. Er pfluͤckt’ ihr die erſten Blumen, und die Natur ſchien ſie recht geflißentlich fuͤr ihn, oder eigentlich fuͤr Charlotten, zu verwahren. Nur ein durch Liebe geweihtes Auge konnte die Blu- men finden, die er fand. Sie hingegen bracht’ ihm die erſten Fruͤchte. Er aß ſie aus F 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/95>, abgerufen am 23.11.2024.