Mensch, zu dem kleine Kinder und Hunde kommen, ohne daß er sie lockt, ist ein guter Mensch. Siehst du, hab' ich nicht von gestern behalten?
Ich. Treflich! allein warum nicht noch eins von gestern Mittag? Jener Philo- soph der alten Welt, der aus Gefälligkeit für die gnädige Frau des Hauses ihrem Schooshündchen Schmeicheleyen vorsagte! Ey der! da er das Hündchen in die Höhe hob, um es zu küssen, p. -- es ihm in den Bart und die Gesellschaft lachte, und der Philosoph hatte nicht das Herz, seinen Bart zu trocknen. --
Er. Das erzählte dein Vater der Frau v. W. zum Munde, die gestern bitterbös' auf die Hunde war, wer weiß obs wahr ist!
Ich. Zwischen wahr und wahrscheinlich, in Rücksicht der alten Welt, kein Un- terschied! --
Er. Wahr oder nicht wahr! zu meinen zwo Flinten, einem Paar Pistolen, und dem Jagdmesser, wirst du mir doch ein Paar Hund' erlauben? Eine Flinte, Bruder, ist der Hunde Fahne. Es sol- ten viel, viel mehr, als ein Paar, bey
der
Menſch, zu dem kleine Kinder und Hunde kommen, ohne daß er ſie lockt, iſt ein guter Menſch. Siehſt du, hab’ ich nicht von geſtern behalten?
Ich. Treflich! allein warum nicht noch eins von geſtern Mittag? Jener Philo- ſoph der alten Welt, der aus Gefaͤlligkeit fuͤr die gnaͤdige Frau des Hauſes ihrem Schooshuͤndchen Schmeicheleyen vorſagte! Ey der! da er das Huͤndchen in die Hoͤhe hob, um es zu kuͤſſen, p. — es ihm in den Bart und die Geſellſchaft lachte, und der Philoſoph hatte nicht das Herz, ſeinen Bart zu trocknen. —
Er. Das erzaͤhlte dein Vater der Frau v. W. zum Munde, die geſtern bitterboͤſ’ auf die Hunde war, wer weiß obs wahr iſt!
Ich. Zwiſchen wahr und wahrſcheinlich, in Ruͤckſicht der alten Welt, kein Un- terſchied! —
Er. Wahr oder nicht wahr! zu meinen zwo Flinten, einem Paar Piſtolen, und dem Jagdmeſſer, wirſt du mir doch ein Paar Hund’ erlauben? Eine Flinte, Bruder, iſt der Hunde Fahne. Es ſol- ten viel, viel mehr, als ein Paar, bey
der
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Menſch, zu dem kleine Kinder und Hunde
kommen, ohne daß er ſie lockt, iſt ein
guter Menſch. Siehſt du, hab’ ich
nicht von geſtern behalten?
Ich. Treflich! allein warum nicht noch
eins von geſtern Mittag? Jener Philo-
ſoph der alten Welt, der aus Gefaͤlligkeit
fuͤr die gnaͤdige Frau des Hauſes ihrem
Schooshuͤndchen Schmeicheleyen vorſagte!
Ey der! da er das Huͤndchen in die Hoͤhe
hob, um es zu kuͤſſen, p. — es ihm in
den Bart und die Geſellſchaft lachte,
und der Philoſoph hatte nicht das Herz,
ſeinen Bart zu trocknen. —
Er. Das erzaͤhlte dein Vater der Frau
v. W. zum Munde, die geſtern bitterboͤſ’
auf die Hunde war, wer weiß obs wahr
iſt!
Ich. Zwiſchen wahr und wahrſcheinlich,
in Ruͤckſicht der alten Welt, kein Un-
terſchied! —
Er. Wahr oder nicht wahr! zu meinen
zwo Flinten, einem Paar Piſtolen, und
dem Jagdmeſſer, wirſt du mir doch ein
Paar Hund’ erlauben? Eine Flinte,
Bruder, iſt der Hunde Fahne. Es ſol-
ten viel, viel mehr, als ein Paar, bey
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/69>, abgerufen am 23.11.2024.
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