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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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so milzige Laster, daß man gar nicht begrei-
fen kann, wie man zornig und neidisch und
desgleichen ist. Bey jenen ist man auf der
Hochzeit und Kindstaufe, bey diesen auf Be-
gräbnißen! Man nennt daher diese lezten
schwarze Laster
, und das von Rechts we-
gen
, wie's in den Urtheilen steht, das Gott
erbarm!

Für solche Sorgen, wie mein College,
der gewesene Balbier, sich aufbindet, bin
ich zwar sicher; allein ich hab andre -- und
meine neun Kinder alle mit Magen, wie
Kornsäcke! -- So was will gefüllt seyn, --
Ich mag mein Aemtchen berechnen, wie ich
will, über zwey hundert Gulden dresch ich
nicht heraus. Wenn noch so eine Erndte ge-
wesen, und ich noch so viel Leichenabdankun-
gen gehalten, ist doch am Ende nicht ein
Bund Stroh mehr, als zweyhundert Gul-
den. Was das kostet, einen Sohn auf der
Universität zu haben, das könnt ihr nicht
glauben, liebe Nachbaren! Indessen ist auch
Waare dafür, und wenn Gott uns leben
läßt, wird er künftige Pfingsten seine erste
Predigt auf unserer Canzel thun, wozu ich
jung und alt hiemit zum voraus dienstlich
eingeladen haben will. -- Da wird man doch

sehen,

ſo milzige Laſter, daß man gar nicht begrei-
fen kann, wie man zornig und neidiſch und
desgleichen iſt. Bey jenen iſt man auf der
Hochzeit und Kindstaufe, bey dieſen auf Be-
graͤbnißen! Man nennt daher dieſe lezten
ſchwarze Laſter
, und das von Rechts we-
gen
, wie’s in den Urtheilen ſteht, das Gott
erbarm!

Fuͤr ſolche Sorgen, wie mein College,
der geweſene Balbier, ſich aufbindet, bin
ich zwar ſicher; allein ich hab andre — und
meine neun Kinder alle mit Magen, wie
Kornſaͤcke! — So was will gefuͤllt ſeyn, —
Ich mag mein Aemtchen berechnen, wie ich
will, uͤber zwey hundert Gulden dreſch ich
nicht heraus. Wenn noch ſo eine Erndte ge-
weſen, und ich noch ſo viel Leichenabdankun-
gen gehalten, iſt doch am Ende nicht ein
Bund Stroh mehr, als zweyhundert Gul-
den. Was das koſtet, einen Sohn auf der
Univerſitaͤt zu haben, das koͤnnt ihr nicht
glauben, liebe Nachbaren! Indeſſen iſt auch
Waare dafuͤr, und wenn Gott uns leben
laͤßt, wird er kuͤnftige Pfingſten ſeine erſte
Predigt auf unſerer Canzel thun, wozu ich
jung und alt hiemit zum voraus dienſtlich
eingeladen haben will. — Da wird man doch

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[652/0666] ſo milzige Laſter, daß man gar nicht begrei- fen kann, wie man zornig und neidiſch und desgleichen iſt. Bey jenen iſt man auf der Hochzeit und Kindstaufe, bey dieſen auf Be- graͤbnißen! Man nennt daher dieſe lezten ſchwarze Laſter, und das von Rechts we- gen, wie’s in den Urtheilen ſteht, das Gott erbarm! Fuͤr ſolche Sorgen, wie mein College, der geweſene Balbier, ſich aufbindet, bin ich zwar ſicher; allein ich hab andre — und meine neun Kinder alle mit Magen, wie Kornſaͤcke! — So was will gefuͤllt ſeyn, — Ich mag mein Aemtchen berechnen, wie ich will, uͤber zwey hundert Gulden dreſch ich nicht heraus. Wenn noch ſo eine Erndte ge- weſen, und ich noch ſo viel Leichenabdankun- gen gehalten, iſt doch am Ende nicht ein Bund Stroh mehr, als zweyhundert Gul- den. Was das koſtet, einen Sohn auf der Univerſitaͤt zu haben, das koͤnnt ihr nicht glauben, liebe Nachbaren! Indeſſen iſt auch Waare dafuͤr, und wenn Gott uns leben laͤßt, wird er kuͤnftige Pfingſten ſeine erſte Predigt auf unſerer Canzel thun, wozu ich jung und alt hiemit zum voraus dienſtlich eingeladen haben will. — Da wird man doch ſehen,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/666>, abgerufen am 24.11.2024.