meiner Frauen, daß ich Gott für dreyerley besonders danke, nemlich, daß sie ein treues fleißiges Weib ist, die ihre Finger ins Kalte und ins Warme steckt, wie ihr sie alle kennt. daß mein Acker nicht der schlechteste ist, und seinen Organisten schon nährt, und daß ich nicht viel Bücher habe: denn wahrlich Bü- cher stehlen einem das Leben unter den Hän- den weg. Freylich muß man der Bibel Ge- sellschaft machen, außer dem Gesangbuch, das in Absicht der Bibel wie Mann und Frau, Bein von der Bibel Bein, Fleisch von der Bibel Fleisch ist, von dem man sagen kann: man wird es Männin heißen, weil es vom Mann genommen ist. -- Außer der Bibel und dem Gesangbuch hab' ich acht bis neun Bücher. Was will aber der liebe Herr Amts- bruder mit mehr! mit Bibel, Gesangbuch und Luthers Catechismus, kann man schon hauß- halten. -- Wenn ich lese, dann leb' ich nicht, sondern der, so das Buch geschrieben, lebet in mir! -- So ist es aber mit dem verdamm- ten Neide. Da lob ich mir doch noch Sün- den, bey denen man seine Lust hat, und die man mit lachendem Munde thut: denn da ist doch noch etwas dabey. Aber der Neid, der Zorn und desgleichen, sind so traurige,
so
meiner Frauen, daß ich Gott fuͤr dreyerley beſonders danke, nemlich, daß ſie ein treues fleißiges Weib iſt, die ihre Finger ins Kalte und ins Warme ſteckt, wie ihr ſie alle kennt. daß mein Acker nicht der ſchlechteſte iſt, und ſeinen Organiſten ſchon naͤhrt, und daß ich nicht viel Buͤcher habe: denn wahrlich Buͤ- cher ſtehlen einem das Leben unter den Haͤn- den weg. Freylich muß man der Bibel Ge- ſellſchaft machen, außer dem Geſangbuch, das in Abſicht der Bibel wie Mann und Frau, Bein von der Bibel Bein, Fleiſch von der Bibel Fleiſch iſt, von dem man ſagen kann: man wird es Maͤnnin heißen, weil es vom Mann genommen iſt. — Außer der Bibel und dem Geſangbuch hab’ ich acht bis neun Buͤcher. Was will aber der liebe Herr Amts- bruder mit mehr! mit Bibel, Geſangbuch und Luthers Catechismus, kann man ſchon hauß- halten. — Wenn ich leſe, dann leb’ ich nicht, ſondern der, ſo das Buch geſchrieben, lebet in mir! — So iſt es aber mit dem verdamm- ten Neide. Da lob ich mir doch noch Suͤn- den, bey denen man ſeine Luſt hat, und die man mit lachendem Munde thut: denn da iſt doch noch etwas dabey. Aber der Neid, der Zorn und desgleichen, ſind ſo traurige,
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meiner Frauen, daß ich Gott fuͤr dreyerley
beſonders danke, nemlich, daß ſie ein treues
fleißiges Weib iſt, die ihre Finger ins Kalte
und ins Warme ſteckt, wie ihr ſie alle kennt.
daß mein Acker nicht der ſchlechteſte iſt, und
ſeinen Organiſten ſchon naͤhrt, und daß ich
nicht viel Buͤcher habe: denn wahrlich Buͤ-
cher ſtehlen einem das Leben unter den Haͤn-
den weg. Freylich muß man der Bibel Ge-
ſellſchaft machen, außer dem Geſangbuch,
das in Abſicht der Bibel wie Mann und Frau,
Bein von der Bibel Bein, Fleiſch von der
Bibel Fleiſch iſt, von dem man ſagen kann:
man wird es Maͤnnin heißen, weil es vom
Mann genommen iſt. — Außer der Bibel
und dem Geſangbuch hab’ ich acht bis neun
Buͤcher. Was will aber der liebe Herr Amts-
bruder mit mehr! mit Bibel, Geſangbuch und
Luthers Catechismus, kann man ſchon hauß-
halten. — Wenn ich leſe, dann leb’ ich nicht,
ſondern der, ſo das Buch geſchrieben, lebet
in mir! — So iſt es aber mit dem verdamm-
ten Neide. Da lob ich mir doch noch Suͤn-
den, bey denen man ſeine Luſt hat, und die
man mit lachendem Munde thut: denn da
iſt doch noch etwas dabey. Aber der Neid,
der Zorn und desgleichen, ſind ſo traurige,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/665>, abgerufen am 24.11.2024.
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