v. G. Der Mensch Bären, Wölfe, Haasen und so weiter.
Ich. Der Mensch, Bruder, -- aber lei- der zwischen Mensch und Mensch ist Un- terschied. -- Du würdest kein Scharf- richter seyn, nicht wahr?
v. G. Warum nicht? wenn dem Delin- quenten die Augen verbunden sind.
Ich. aber Menschenblut. -- Dein Blut bey kaltem Blute sehen, ich kanns nicht, wenn Ader gelaßen wird. -- Mich dünkt' ich seh' den Menschen mehr, als nackt, wenn ich sein Blut sehe -- das der liebe Gott zweymal verschloßen hat. -- Im Kriege hat niemand kaltes Blut, als der Oberfeldprobst und seine Jünger. -- Wir haben schon über Krieg und Jagd ge- redet: allein es ist auf kein gut Land, son- dern auf steinigten Acker, gefallen, den der alte Herr in Musik gesetzt hat. -- Du bist zu edlern Geschäften da.
Er. Gelt! Lorchen aus dem Wasser zu ziehen. --
Ich. Und wenns die schmucke Hofdirne gewesen wäre?
Er.
Bruder, fieng ich an: die Spinne faͤngt Fliegen.
v. G. Der Menſch Baͤren, Woͤlfe, Haaſen und ſo weiter.
Ich. Der Menſch, Bruder, — aber lei- der zwiſchen Menſch und Menſch iſt Un- terſchied. — Du wuͤrdeſt kein Scharf- richter ſeyn, nicht wahr?
v. G. Warum nicht? wenn dem Delin- quenten die Augen verbunden ſind.
Ich. aber Menſchenblut. — Dein Blut bey kaltem Blute ſehen, ich kanns nicht, wenn Ader gelaßen wird. — Mich duͤnkt’ ich ſeh’ den Menſchen mehr, als nackt, wenn ich ſein Blut ſehe — das der liebe Gott zweymal verſchloßen hat. — Im Kriege hat niemand kaltes Blut, als der Oberfeldprobſt und ſeine Juͤnger. — Wir haben ſchon uͤber Krieg und Jagd ge- redet: allein es iſt auf kein gut Land, ſon- dern auf ſteinigten Acker, gefallen, den der alte Herr in Muſik geſetzt hat. — Du biſt zu edlern Geſchaͤften da.
Er. Gelt! Lorchen aus dem Waſſer zu ziehen. —
Ich. Und wenns die ſchmucke Hofdirne geweſen waͤre?
Er.
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Bruder, fieng ich an: die Spinne faͤngt
Fliegen.
v. G. Der Menſch Baͤren, Woͤlfe,
Haaſen und ſo weiter.
Ich. Der Menſch, Bruder, — aber lei-
der zwiſchen Menſch und Menſch iſt Un-
terſchied. — Du wuͤrdeſt kein Scharf-
richter ſeyn, nicht wahr?
v. G. Warum nicht? wenn dem Delin-
quenten die Augen verbunden ſind.
Ich. aber Menſchenblut. — Dein Blut
bey kaltem Blute ſehen, ich kanns nicht,
wenn Ader gelaßen wird. — Mich duͤnkt’
ich ſeh’ den Menſchen mehr, als nackt,
wenn ich ſein Blut ſehe — das der
liebe Gott zweymal verſchloßen hat. —
Im Kriege hat niemand kaltes Blut, als
der Oberfeldprobſt und ſeine Juͤnger. —
Wir haben ſchon uͤber Krieg und Jagd ge-
redet: allein es iſt auf kein gut Land, ſon-
dern auf ſteinigten Acker, gefallen, den
der alte Herr in Muſik geſetzt hat. — Du
biſt zu edlern Geſchaͤften da.
Er. Gelt! Lorchen aus dem Waſſer zu
ziehen. —
Ich. Und wenns die ſchmucke Hofdirne
geweſen waͤre?
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/65>, abgerufen am 23.11.2024.
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