dieser argen, bösen bösen Welt herausschei- den, wo man so gar Gottes Altar beym hell- brennenden Licht bestiehlt! Lebt wohl, wenn ich euch nicht mehr wieder sehen soll, gütige Felder! Tragt siebenfältig und mehrfältig, so vielfältig, als es eurem Eigenthümer nützlich und selig ist! -- Gott vergelt' jedem die Aeh- ren, die mir sein Acker verliehen hat! Lebt wohl all' ihr mitleidigen Oerter, wo ich mich ausruhete, wenn ich mich nicht mehr bücken konnte, und du vor allen, gütigster Ort, wo mir ein sanfter spannbreiter Bach Kühlung gab, und in süßen Schlaf rauschte, leb wohl! Da sah' ich, wie das neugierige Feldblümchen, welches am Ufer blühete, sich recht mühsam herüber bog, als wolt es das Ohr ans kleine Welchen legen, und es be- horchen. Da sah ich -- bis ich sanft ein- schlief -- sanft. O so sanft komme mir auch der Tod, so sanft! -- dann bin ich reicher, als wenn mir all' diese Felder gehörten, und der spannbreite Bach, den die neugierige Feld- blume belauschte, und die mitleidigen Oerter, wo ich mich so sanft ausruhete -- so sanft! --
Ende der Beilage A.
Daß
dieſer argen, boͤſen boͤſen Welt herausſchei- den, wo man ſo gar Gottes Altar beym hell- brennenden Licht beſtiehlt! Lebt wohl, wenn ich euch nicht mehr wieder ſehen ſoll, guͤtige Felder! Tragt ſiebenfaͤltig und mehrfaͤltig, ſo vielfaͤltig, als es eurem Eigenthuͤmer nuͤtzlich und ſelig iſt! — Gott vergelt’ jedem die Aeh- ren, die mir ſein Acker verliehen hat! Lebt wohl all’ ihr mitleidigen Oerter, wo ich mich ausruhete, wenn ich mich nicht mehr buͤcken konnte, und du vor allen, guͤtigſter Ort, wo mir ein ſanfter ſpannbreiter Bach Kuͤhlung gab, und in ſuͤßen Schlaf rauſchte, leb wohl! Da ſah’ ich, wie das neugierige Feldbluͤmchen, welches am Ufer bluͤhete, ſich recht muͤhſam heruͤber bog, als wolt es das Ohr ans kleine Welchen legen, und es be- horchen. Da ſah ich — bis ich ſanft ein- ſchlief — ſanft. O ſo ſanft komme mir auch der Tod, ſo ſanft! — dann bin ich reicher, als wenn mir all’ dieſe Felder gehoͤrten, und der ſpannbreite Bach, den die neugierige Feld- blume belauſchte, und die mitleidigen Oerter, wo ich mich ſo ſanft ausruhete — ſo ſanft! —
Ende der Beilage A.
Daß
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0630"n="618"/>
dieſer argen, boͤſen boͤſen Welt herausſchei-<lb/>
den, wo man ſo gar Gottes Altar beym hell-<lb/>
brennenden Licht beſtiehlt! Lebt wohl, wenn<lb/>
ich euch nicht mehr wieder ſehen ſoll, guͤtige<lb/>
Felder! Tragt ſiebenfaͤltig und mehrfaͤltig, ſo<lb/>
vielfaͤltig, als es eurem Eigenthuͤmer nuͤtzlich<lb/>
und ſelig iſt! — Gott vergelt’ jedem die Aeh-<lb/>
ren, die mir ſein Acker verliehen hat! Lebt<lb/>
wohl all’ ihr mitleidigen Oerter, wo ich<lb/>
mich ausruhete, wenn ich mich nicht mehr<lb/>
buͤcken konnte, und du vor allen, guͤtigſter<lb/>
Ort, wo mir ein ſanfter ſpannbreiter Bach<lb/>
Kuͤhlung gab, und in ſuͤßen Schlaf rauſchte,<lb/>
leb wohl! Da ſah’ ich, wie das neugierige<lb/>
Feldbluͤmchen, welches am Ufer bluͤhete, ſich<lb/>
recht muͤhſam heruͤber bog, als wolt es das<lb/>
Ohr ans kleine Welchen legen, und es be-<lb/>
horchen. Da ſah ich — bis ich ſanft ein-<lb/>ſchlief —ſanft. O ſo ſanft komme mir auch<lb/>
der Tod, ſo ſanft! — dann bin ich reicher,<lb/>
als wenn mir all’ dieſe Felder gehoͤrten, und<lb/>
der ſpannbreite Bach, den die neugierige Feld-<lb/>
blume belauſchte, und die mitleidigen Oerter,<lb/>
wo ich mich ſo ſanft ausruhete —ſo ſanft! —</p><lb/><p><hirendition="#c">Ende der Beilage A.</hi></p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Daß</fw><lb/></body></text></TEI>
[618/0630]
dieſer argen, boͤſen boͤſen Welt herausſchei-
den, wo man ſo gar Gottes Altar beym hell-
brennenden Licht beſtiehlt! Lebt wohl, wenn
ich euch nicht mehr wieder ſehen ſoll, guͤtige
Felder! Tragt ſiebenfaͤltig und mehrfaͤltig, ſo
vielfaͤltig, als es eurem Eigenthuͤmer nuͤtzlich
und ſelig iſt! — Gott vergelt’ jedem die Aeh-
ren, die mir ſein Acker verliehen hat! Lebt
wohl all’ ihr mitleidigen Oerter, wo ich
mich ausruhete, wenn ich mich nicht mehr
buͤcken konnte, und du vor allen, guͤtigſter
Ort, wo mir ein ſanfter ſpannbreiter Bach
Kuͤhlung gab, und in ſuͤßen Schlaf rauſchte,
leb wohl! Da ſah’ ich, wie das neugierige
Feldbluͤmchen, welches am Ufer bluͤhete, ſich
recht muͤhſam heruͤber bog, als wolt es das
Ohr ans kleine Welchen legen, und es be-
horchen. Da ſah ich — bis ich ſanft ein-
ſchlief — ſanft. O ſo ſanft komme mir auch
der Tod, ſo ſanft! — dann bin ich reicher,
als wenn mir all’ dieſe Felder gehoͤrten, und
der ſpannbreite Bach, den die neugierige Feld-
blume belauſchte, und die mitleidigen Oerter,
wo ich mich ſo ſanft ausruhete — ſo ſanft! —
Ende der Beilage A.
Daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/630>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.