Im Traum sieht man alles größer und näher und so sehen Geister auch! Desto besser für den Guten, desto schlechter für den Bösen, und für dich! Mörder! Unglückseliger!
Das alles, Mond, Seelenfreund, das alles siehst du, als Sonntagskind, und was siehst du nicht unter den Lebendigen? Doch du bist verschwiegen, ich will es auch seyn -- -- --
Wenn der von seinen ungerathenen Kin- dern verstossene Greiß die Hände gen Him- mel über sein Haupt zusammenschlägt, und sich nach einem seligen Ende sehnt: wenn er laut betet: "es ist genug, Herr! Laß mich ruhen! Ich kann nicht mehr!" Dann be- strale das Kreuz auf diesem Grabe, mach' es ringsumher hell und klar; denn in des Grei- ses Augen ist Abend worden. Es war nicht Raum in der Herberge für mich Unterdrück- ten in der Welt! Gott nimm mich in den Himmel, wo für mich Raum ist. So bet' er, wenn er dies Kreuz sieht, und sanft und selig geh' er dann zur Ruhe! Mond! dem frommen Pilger, der nicht mehr die Kirchen- thürme der benachbarten Stadt reichen kann, den der Tod auf dem Feld' überrascht, Mond! diesen Pilger leuchte nach Hause, diesem Pil-
ger
Im Traum ſieht man alles groͤßer und naͤher und ſo ſehen Geiſter auch! Deſto beſſer fuͤr den Guten, deſto ſchlechter fuͤr den Boͤſen, und fuͤr dich! Moͤrder! Ungluͤckſeliger!
Das alles, Mond, Seelenfreund, das alles ſiehſt du, als Sonntagskind, und was ſiehſt du nicht unter den Lebendigen? Doch du biſt verſchwiegen, ich will es auch ſeyn — — —
Wenn der von ſeinen ungerathenen Kin- dern verſtoſſene Greiß die Haͤnde gen Him- mel uͤber ſein Haupt zuſammenſchlaͤgt, und ſich nach einem ſeligen Ende ſehnt: wenn er laut betet: „es iſt genug, Herr! Laß mich ruhen! Ich kann nicht mehr!“ Dann be- ſtrale das Kreuz auf dieſem Grabe, mach’ es ringsumher hell und klar; denn in des Grei- ſes Augen iſt Abend worden. Es war nicht Raum in der Herberge fuͤr mich Unterdruͤck- ten in der Welt! Gott nimm mich in den Himmel, wo fuͤr mich Raum iſt. So bet’ er, wenn er dies Kreuz ſieht, und ſanft und ſelig geh’ er dann zur Ruhe! Mond! dem frommen Pilger, der nicht mehr die Kirchen- thuͤrme der benachbarten Stadt reichen kann, den der Tod auf dem Feld’ uͤberraſcht, Mond! dieſen Pilger leuchte nach Hauſe, dieſem Pil-
ger
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Im Traum ſieht man alles groͤßer und naͤher<lb/>
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Im Traum ſieht man alles groͤßer und naͤher
und ſo ſehen Geiſter auch! Deſto beſſer fuͤr
den Guten, deſto ſchlechter fuͤr den Boͤſen,
und fuͤr dich! Moͤrder! Ungluͤckſeliger!
Das alles, Mond, Seelenfreund, das
alles ſiehſt du, als Sonntagskind, und was
ſiehſt du nicht unter den Lebendigen? Doch
du biſt verſchwiegen, ich will es auch ſeyn
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Wenn der von ſeinen ungerathenen Kin-
dern verſtoſſene Greiß die Haͤnde gen Him-
mel uͤber ſein Haupt zuſammenſchlaͤgt, und
ſich nach einem ſeligen Ende ſehnt: wenn er
laut betet: „es iſt genug, Herr! Laß mich
ruhen! Ich kann nicht mehr!“ Dann be-
ſtrale das Kreuz auf dieſem Grabe, mach’ es
ringsumher hell und klar; denn in des Grei-
ſes Augen iſt Abend worden. Es war nicht
Raum in der Herberge fuͤr mich Unterdruͤck-
ten in der Welt! Gott nimm mich in den
Himmel, wo fuͤr mich Raum iſt. So bet’
er, wenn er dies Kreuz ſieht, und ſanft und
ſelig geh’ er dann zur Ruhe! Mond! dem
frommen Pilger, der nicht mehr die Kirchen-
thuͤrme der benachbarten Stadt reichen kann,
den der Tod auf dem Feld’ uͤberraſcht, Mond!
dieſen Pilger leuchte nach Hauſe, dieſem Pil-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/599>, abgerufen am 25.11.2024.
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