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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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fuhr mit sechsen aus meinem Bette. Er
dankte für den guten Morgen; allein er blieb
bey dem Dank, wie 's sich eignet' und ge-
bührt', im Bette. -- Nach seinem schönen
guten Morgen war sein erstes Wort, daß ich
zweymal Minchen gerufen hätte. Ich weis
nicht, fügt' er sehr höflich hinzu, ob es mei-
ne Tochter ist? Gewiß, erwiedert' ich, und
begrif es selbst nicht, wie's zugieng; ich war
beym Wörtchen Gewiß nicht im mindesten
verlegen: vielleicht kam es, weil der alte
Herr noch im Bette war. -- Wie hätt' ich
Minchen verleugnen können! Wir haben ge-
stern, fuhr er fort, viel von ihr gesprochen,
der Herr Candidat werden es verzeihen, daß
ich Sie so lange von meiner Tochter unterhal-
ten. Ich konnte kein Wort hierauf antwor-
ten -- ohnfehlbar wolte der Herr Candidat
einen völligen Herzensaufschluß; allein wie
solt' ich den bewilligen? Der alte Herr Can-
didat war noch immer im Bett und, wie's
mir vorkam, auf einem Häufchen. Er schien
nicht in Lebensgröße zu liegen und so lang
er war; er wußte sich nicht nach seiner Decke
zu strecken.

Damit meine Leser nur ja nicht auf den
Gedanken fallen, daß ich noch viele Tage

in

fuhr mit ſechſen aus meinem Bette. Er
dankte fuͤr den guten Morgen; allein er blieb
bey dem Dank, wie ’s ſich eignet’ und ge-
buͤhrt’, im Bette. — Nach ſeinem ſchoͤnen
guten Morgen war ſein erſtes Wort, daß ich
zweymal Minchen gerufen haͤtte. Ich weis
nicht, fuͤgt’ er ſehr hoͤflich hinzu, ob es mei-
ne Tochter iſt? Gewiß, erwiedert’ ich, und
begrif es ſelbſt nicht, wie’s zugieng; ich war
beym Woͤrtchen Gewiß nicht im mindeſten
verlegen: vielleicht kam es, weil der alte
Herr noch im Bette war. — Wie haͤtt’ ich
Minchen verleugnen koͤnnen! Wir haben ge-
ſtern, fuhr er fort, viel von ihr geſprochen,
der Herr Candidat werden es verzeihen, daß
ich Sie ſo lange von meiner Tochter unterhal-
ten. Ich konnte kein Wort hierauf antwor-
ten — ohnfehlbar wolte der Herr Candidat
einen voͤlligen Herzensaufſchluß; allein wie
ſolt’ ich den bewilligen? Der alte Herr Can-
didat war noch immer im Bett und, wie’s
mir vorkam, auf einem Haͤufchen. Er ſchien
nicht in Lebensgroͤße zu liegen und ſo lang
er war; er wußte ſich nicht nach ſeiner Decke
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Damit meine Leſer nur ja nicht auf den
Gedanken fallen, daß ich noch viele Tage

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[52/0058] fuhr mit ſechſen aus meinem Bette. Er dankte fuͤr den guten Morgen; allein er blieb bey dem Dank, wie ’s ſich eignet’ und ge- buͤhrt’, im Bette. — Nach ſeinem ſchoͤnen guten Morgen war ſein erſtes Wort, daß ich zweymal Minchen gerufen haͤtte. Ich weis nicht, fuͤgt’ er ſehr hoͤflich hinzu, ob es mei- ne Tochter iſt? Gewiß, erwiedert’ ich, und begrif es ſelbſt nicht, wie’s zugieng; ich war beym Woͤrtchen Gewiß nicht im mindeſten verlegen: vielleicht kam es, weil der alte Herr noch im Bette war. — Wie haͤtt’ ich Minchen verleugnen koͤnnen! Wir haben ge- ſtern, fuhr er fort, viel von ihr geſprochen, der Herr Candidat werden es verzeihen, daß ich Sie ſo lange von meiner Tochter unterhal- ten. Ich konnte kein Wort hierauf antwor- ten — ohnfehlbar wolte der Herr Candidat einen voͤlligen Herzensaufſchluß; allein wie ſolt’ ich den bewilligen? Der alte Herr Can- didat war noch immer im Bett und, wie’s mir vorkam, auf einem Haͤufchen. Er ſchien nicht in Lebensgroͤße zu liegen und ſo lang er war; er wußte ſich nicht nach ſeiner Decke zu ſtrecken. Damit meine Leſer nur ja nicht auf den Gedanken fallen, daß ich noch viele Tage in

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/58>, abgerufen am 23.11.2024.