Abend seines Lebens, manchem am heitern Morgen -- komm, Herr, ich bin bereit!
Im Namen Gottes.
In deine Hände befehl' ich meinen Geist, treuer Gott und Herr! Wenn mein Haupt sich neigt, wenn mich nichts mehr erwärmt, wenn die Hände saftlos dahin sinken, und der Puls, statt zu schlagen, zittert, als ob er selbst vor dem Tod' erschröcke, sey nicht fern von mir, Gott meine Hülfe! Sey mir nicht schrecklich, mein Gott! in meiner lez- ten Noth! Ich harre dein. Längst hab' ich den Tod kennen gelernt; denn ich bin schon viel und oft gestorben, wenn ich aber zum leztenmal sterbe, o Gott, hilf mir! Wenn ich heimfahr' aus diesem Elend, sey mein Herr und mein Gott. Amen! Amen!
Dich, herzlich Geliebter, bekenn' ich ster- bend als den Meinigen! -- Ich beschwöre dich, daß du über meinen Tod nicht traurest, wie die, so nicht glauben eine Zusammen- kunft der Auserwählten zu Gottes Rechten, und dann Freud' und Wonn' in Ewigkeit vor dem Angesicht des Herrn aller Welt! -- Ich setze dich zum Erben ein alles dessen, was ich habe. Es sind Sachen, die du in deinen Händen gehabt; eben hiedurch hast du
sie
Abend ſeines Lebens, manchem am heitern Morgen — komm, Herr, ich bin bereit!
Im Namen Gottes.
In deine Haͤnde befehl’ ich meinen Geiſt, treuer Gott und Herr! Wenn mein Haupt ſich neigt, wenn mich nichts mehr erwaͤrmt, wenn die Haͤnde ſaftlos dahin ſinken, und der Puls, ſtatt zu ſchlagen, zittert, als ob er ſelbſt vor dem Tod’ erſchroͤcke, ſey nicht fern von mir, Gott meine Huͤlfe! Sey mir nicht ſchrecklich, mein Gott! in meiner lez- ten Noth! Ich harre dein. Laͤngſt hab’ ich den Tod kennen gelernt; denn ich bin ſchon viel und oft geſtorben, wenn ich aber zum leztenmal ſterbe, o Gott, hilf mir! Wenn ich heimfahr’ aus dieſem Elend, ſey mein Herr und mein Gott. Amen! Amen!
Dich, herzlich Geliebter, bekenn’ ich ſter- bend als den Meinigen! — Ich beſchwoͤre dich, daß du uͤber meinen Tod nicht traureſt, wie die, ſo nicht glauben eine Zuſammen- kunft der Auserwaͤhlten zu Gottes Rechten, und dann Freud’ und Wonn’ in Ewigkeit vor dem Angeſicht des Herrn aller Welt! — Ich ſetze dich zum Erben ein alles deſſen, was ich habe. Es ſind Sachen, die du in deinen Haͤnden gehabt; eben hiedurch haſt du
ſie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0548"n="536"/>
Abend ſeines Lebens, manchem am heitern<lb/>
Morgen — komm, Herr, ich bin bereit!</p><lb/><p><hirendition="#c">Im Namen Gottes.</hi></p><lb/><p>In deine Haͤnde befehl’ ich meinen Geiſt,<lb/>
treuer Gott und Herr! Wenn mein Haupt<lb/>ſich neigt, wenn mich nichts mehr erwaͤrmt,<lb/>
wenn die Haͤnde ſaftlos dahin ſinken, und<lb/>
der Puls, ſtatt zu ſchlagen, zittert, als ob<lb/>
er ſelbſt vor dem Tod’ erſchroͤcke, ſey nicht<lb/>
fern von mir, Gott meine Huͤlfe! Sey mir<lb/>
nicht ſchrecklich, mein Gott! in meiner lez-<lb/>
ten Noth! Ich harre dein. Laͤngſt hab’ ich<lb/>
den Tod kennen gelernt; denn ich bin ſchon<lb/>
viel und oft geſtorben, wenn ich aber zum<lb/>
leztenmal ſterbe, o Gott, hilf mir! Wenn ich<lb/>
heimfahr’ aus dieſem Elend, ſey mein Herr<lb/>
und mein Gott. Amen! Amen!</p><lb/><p>Dich, herzlich Geliebter, bekenn’ ich ſter-<lb/>
bend als den Meinigen! — Ich beſchwoͤre<lb/>
dich, daß du uͤber meinen Tod nicht traureſt,<lb/>
wie die, ſo nicht glauben eine Zuſammen-<lb/>
kunft der Auserwaͤhlten zu Gottes Rechten,<lb/>
und dann Freud’ und Wonn’ in Ewigkeit<lb/>
vor dem Angeſicht des Herrn aller Welt! —<lb/>
Ich ſetze dich zum Erben ein alles deſſen,<lb/>
was ich habe. Es ſind Sachen, die du in<lb/>
deinen Haͤnden gehabt; eben hiedurch haſt du<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſie</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[536/0548]
Abend ſeines Lebens, manchem am heitern
Morgen — komm, Herr, ich bin bereit!
Im Namen Gottes.
In deine Haͤnde befehl’ ich meinen Geiſt,
treuer Gott und Herr! Wenn mein Haupt
ſich neigt, wenn mich nichts mehr erwaͤrmt,
wenn die Haͤnde ſaftlos dahin ſinken, und
der Puls, ſtatt zu ſchlagen, zittert, als ob
er ſelbſt vor dem Tod’ erſchroͤcke, ſey nicht
fern von mir, Gott meine Huͤlfe! Sey mir
nicht ſchrecklich, mein Gott! in meiner lez-
ten Noth! Ich harre dein. Laͤngſt hab’ ich
den Tod kennen gelernt; denn ich bin ſchon
viel und oft geſtorben, wenn ich aber zum
leztenmal ſterbe, o Gott, hilf mir! Wenn ich
heimfahr’ aus dieſem Elend, ſey mein Herr
und mein Gott. Amen! Amen!
Dich, herzlich Geliebter, bekenn’ ich ſter-
bend als den Meinigen! — Ich beſchwoͤre
dich, daß du uͤber meinen Tod nicht traureſt,
wie die, ſo nicht glauben eine Zuſammen-
kunft der Auserwaͤhlten zu Gottes Rechten,
und dann Freud’ und Wonn’ in Ewigkeit
vor dem Angeſicht des Herrn aller Welt! —
Ich ſetze dich zum Erben ein alles deſſen,
was ich habe. Es ſind Sachen, die du in
deinen Haͤnden gehabt; eben hiedurch haſt du
ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/548>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.