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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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"Die lezten Worte des Sterbenden ent-
"fernen schon den Begrif des unterlaufenden
"Betrugs und der Falschheit, und was solte
"diese Sterbende, die vielleicht nur noch sehr
"wenige Stunden in dieser jammervollen Welt
"zu leben, und keinen Transport nach Cur-
"land, oder sonst eine üble Begegnung zu be-
"fürchten hat, was sollte diese Sterbende,
"welche der Tod gegen alles in Schutz genom-
"men, was solte sie wohl bewegen, mit Ge-
"wissensbissen sich auf der Reise zur Ewigkeit
"zu beladen, und sich eben dadurch ihre Sterb-
"stunde zu erschweren? Dagegen decken die
"angegebene Mängel des Protokolls und der
"Vorstellung, die v. E. eingebracht, überall
"und besonders an denen unterthänigst be-
"zeichneten Stellen, eine schlechte Absicht auf.
"Ew. Königlichen Majestät kann ich auf mei-
"nen Amtseyd und bey meinem Seelenheil
"versichern, daß ich den Eindruck, den der
"Anblick dieser Sterbenden auf mich gemacht,
"nie verlieren werde, und wie kann eine Per-
"son, die mit so erhabener Fassung, und der
"Selenruh einer Märtyrinn, diese Welt ver-
"läßt, sich solcher Laster, als ihr angedichtet
"worden, schuldig wissen? Der Prediger --
"-- hat sich verbindlich gemacht, so gleich

wenn

„Die lezten Worte des Sterbenden ent-
„fernen ſchon den Begrif des unterlaufenden
„Betrugs und der Falſchheit, und was ſolte
„dieſe Sterbende, die vielleicht nur noch ſehr
„wenige Stunden in dieſer jammervollen Welt
„zu leben, und keinen Transport nach Cur-
„land, oder ſonſt eine uͤble Begegnung zu be-
„fuͤrchten hat, was ſollte dieſe Sterbende,
„welche der Tod gegen alles in Schutz genom-
„men, was ſolte ſie wohl bewegen, mit Ge-
„wiſſensbiſſen ſich auf der Reiſe zur Ewigkeit
„zu beladen, und ſich eben dadurch ihre Sterb-
„ſtunde zu erſchweren? Dagegen decken die
„angegebene Maͤngel des Protokolls und der
„Vorſtellung, die v. E. eingebracht, uͤberall
„und beſonders an denen unterthaͤnigſt be-
„zeichneten Stellen, eine ſchlechte Abſicht auf.
„Ew. Koͤniglichen Majeſtaͤt kann ich auf mei-
„nen Amtseyd und bey meinem Seelenheil
„verſichern, daß ich den Eindruck, den der
„Anblick dieſer Sterbenden auf mich gemacht,
„nie verlieren werde, und wie kann eine Per-
„ſon, die mit ſo erhabener Faſſung, und der
„Selenruh einer Maͤrtyrinn, dieſe Welt ver-
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„— hat ſich verbindlich gemacht, ſo gleich

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[504/0514] „Die lezten Worte des Sterbenden ent- „fernen ſchon den Begrif des unterlaufenden „Betrugs und der Falſchheit, und was ſolte „dieſe Sterbende, die vielleicht nur noch ſehr „wenige Stunden in dieſer jammervollen Welt „zu leben, und keinen Transport nach Cur- „land, oder ſonſt eine uͤble Begegnung zu be- „fuͤrchten hat, was ſollte dieſe Sterbende, „welche der Tod gegen alles in Schutz genom- „men, was ſolte ſie wohl bewegen, mit Ge- „wiſſensbiſſen ſich auf der Reiſe zur Ewigkeit „zu beladen, und ſich eben dadurch ihre Sterb- „ſtunde zu erſchweren? Dagegen decken die „angegebene Maͤngel des Protokolls und der „Vorſtellung, die v. E. eingebracht, uͤberall „und beſonders an denen unterthaͤnigſt be- „zeichneten Stellen, eine ſchlechte Abſicht auf. „Ew. Koͤniglichen Majeſtaͤt kann ich auf mei- „nen Amtseyd und bey meinem Seelenheil „verſichern, daß ich den Eindruck, den der „Anblick dieſer Sterbenden auf mich gemacht, „nie verlieren werde, und wie kann eine Per- „ſon, die mit ſo erhabener Faſſung, und der „Selenruh einer Maͤrtyrinn, dieſe Welt ver- „laͤßt, ſich ſolcher Laſter, als ihr angedichtet „worden, ſchuldig wiſſen? Der Prediger — „— hat ſich verbindlich gemacht, ſo gleich wenn

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/514>, abgerufen am 25.11.2024.