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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Man that, ohne auf die gegebene Frage:
Was nun? das Auge zu richten, wie gewöhn-
lich verschiedene Ausfälle, und hatte dagegen
Einfälle, bis der Herr v. E. die in die Irre ge-
henden Rechtsgelehrten zusammen rief und
fest hielt. Was nun? sagte jeder. Herr v. E.
wolt' an der Abschrift des königsbergschen
Rückschreibens ein Exempel statuiren, und sich
daran vergreifen; indessen ließ er sich bedeu-
ten, und sah zu rechter Zeit ein, daß es nur
Papier -- und, was noch mehr war, eine cur-
sche Abschrift sey. -- Endlich und endlich war
noch ein erneuertes und geschärftes Anschrei-
ben nach Königsberg verabredet, geschlossen,
und getroffen. Hie und da bitter, und hie
und da wieder süß. Ländlich, sittlich, sagte
Herr b. Es ist nicht so ganz ohne, daß man
Wilhelminen -- -- zuvor verhört. Audiatur
et altera pars,
und wenn, setzt er hinzu, und
wenn Preußen alle seine Unterthanen recla-
miren sollte, was meynen Sie, mein Gön-
ner
und meine Herren? wer würde mehr ver-
lieren, Curland an Wilhelminen, oder wir
an so vielen würdigen Präpositis, Pastoren,
Aerzten und Rechtsgelehrten? Bey dem lez-
ten Wort ließ er die Stimme fallen, und man
besann sich, daß Herr Collega b aus Preus-

sen

Man that, ohne auf die gegebene Frage:
Was nun? das Auge zu richten, wie gewoͤhn-
lich verſchiedene Ausfaͤlle, und hatte dagegen
Einfaͤlle, bis der Herr v. E. die in die Irre ge-
henden Rechtsgelehrten zuſammen rief und
feſt hielt. Was nun? ſagte jeder. Herr v. E.
wolt’ an der Abſchrift des koͤnigsbergſchen
Ruͤckſchreibens ein Exempel ſtatuiren, und ſich
daran vergreifen; indeſſen ließ er ſich bedeu-
ten, und ſah zu rechter Zeit ein, daß es nur
Papier — und, was noch mehr war, eine cur-
ſche Abſchrift ſey. — Endlich und endlich war
noch ein erneuertes und geſchaͤrftes Anſchrei-
ben nach Koͤnigsberg verabredet, geſchloſſen,
und getroffen. Hie und da bitter, und hie
und da wieder ſuͤß. Laͤndlich, ſittlich, ſagte
Herr β. Es iſt nicht ſo ganz ohne, daß man
Wilhelminen — — zuvor verhoͤrt. Audiatur
et altera pars,
und wenn, ſetzt er hinzu, und
wenn Preußen alle ſeine Unterthanen recla-
miren ſollte, was meynen Sie, mein Goͤn-
ner
und meine Herren? wer wuͤrde mehr ver-
lieren, Curland an Wilhelminen, oder wir
an ſo vielen wuͤrdigen Praͤpoſitis, Paſtoren,
Aerzten und Rechtsgelehrten? Bey dem lez-
ten Wort ließ er die Stimme fallen, und man
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[458/0468] Man that, ohne auf die gegebene Frage: Was nun? das Auge zu richten, wie gewoͤhn- lich verſchiedene Ausfaͤlle, und hatte dagegen Einfaͤlle, bis der Herr v. E. die in die Irre ge- henden Rechtsgelehrten zuſammen rief und feſt hielt. Was nun? ſagte jeder. Herr v. E. wolt’ an der Abſchrift des koͤnigsbergſchen Ruͤckſchreibens ein Exempel ſtatuiren, und ſich daran vergreifen; indeſſen ließ er ſich bedeu- ten, und ſah zu rechter Zeit ein, daß es nur Papier — und, was noch mehr war, eine cur- ſche Abſchrift ſey. — Endlich und endlich war noch ein erneuertes und geſchaͤrftes Anſchrei- ben nach Koͤnigsberg verabredet, geſchloſſen, und getroffen. Hie und da bitter, und hie und da wieder ſuͤß. Laͤndlich, ſittlich, ſagte Herr β. Es iſt nicht ſo ganz ohne, daß man Wilhelminen — — zuvor verhoͤrt. Audiatur et altera pars, und wenn, ſetzt er hinzu, und wenn Preußen alle ſeine Unterthanen recla- miren ſollte, was meynen Sie, mein Goͤn- ner und meine Herren? wer wuͤrde mehr ver- lieren, Curland an Wilhelminen, oder wir an ſo vielen wuͤrdigen Praͤpoſitis, Paſtoren, Aerzten und Rechtsgelehrten? Bey dem lez- ten Wort ließ er die Stimme fallen, und man beſann ſich, daß Herr Collega β aus Preuſ- ſen

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/468>, abgerufen am 28.11.2024.