hohen Auslösungspreis treufleißig geschlagen hatte, setzte diesen Preis bis auf die Helfte herab. Allein niemand that einen Both. Wegen der Pfeifenköpfe schlugen sich sogleich zwey Edelleut' ins Mittel, und bedrohter ihren Mitbruder, mit ihm Kugeln zu wech- seln, oder ihm einen rothen Hahn aufs Haus zu setzen. Was ist aber ein Judenjunge ge- gen meerschaume Pfeifenköpfe? Die Eigen- thümer hatten sich, unter uns gesagt, mit diesen Renomisten abgefunden. Die Hoch- wohlgebohrnen Schläger droheten nicht um- sonst, sondern vor Geld und gute Worte. --
Der arme Judenjunge! Zu den schönen Reden, womit man ihn bedaurete, und sich über die Grausamkeit des Edelmanns beklagte, kam nun noch der Umstand, den man hinzu- fügte: der Edelmann hätte den Preis des Federmessers und den des Brods und Was- sers, womit der Knab' im Gefängniße bekö- stiget worden, auf die Helfte herabgeschla- gen -- hiebey bliebs. -- Es war um Weynachten, da Minchen und ihr Bruder ihren bemittelten Verwannten mütterlicher Seits besuchten, um ein Christgeschenk, wel- ches in allerley Spielzeug bestand, abzuho- len. -- Dieser Verwannte wohnte dem Ty-
ran-
hohen Ausloͤſungspreis treufleißig geſchlagen hatte, ſetzte dieſen Preis bis auf die Helfte herab. Allein niemand that einen Both. Wegen der Pfeifenkoͤpfe ſchlugen ſich ſogleich zwey Edelleut’ ins Mittel, und bedrohter ihren Mitbruder, mit ihm Kugeln zu wech- ſeln, oder ihm einen rothen Hahn aufs Haus zu ſetzen. Was iſt aber ein Judenjunge ge- gen meerſchaume Pfeifenkoͤpfe? Die Eigen- thuͤmer hatten ſich, unter uns geſagt, mit dieſen Renomiſten abgefunden. Die Hoch- wohlgebohrnen Schlaͤger droheten nicht um- ſonſt, ſondern vor Geld und gute Worte. —
Der arme Judenjunge! Zu den ſchoͤnen Reden, womit man ihn bedaurete, und ſich uͤber die Grauſamkeit des Edelmanns beklagte, kam nun noch der Umſtand, den man hinzu- fuͤgte: der Edelmann haͤtte den Preis des Federmeſſers und den des Brods und Waſ- ſers, womit der Knab’ im Gefaͤngniße bekoͤ- ſtiget worden, auf die Helfte herabgeſchla- gen — hiebey bliebs. — Es war um Weynachten, da Minchen und ihr Bruder ihren bemittelten Verwannten muͤtterlicher Seits beſuchten, um ein Chriſtgeſchenk, wel- ches in allerley Spielzeug beſtand, abzuho- len. — Dieſer Verwannte wohnte dem Ty-
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hohen Ausloͤſungspreis treufleißig geſchlagen
hatte, ſetzte dieſen Preis bis auf die Helfte
herab. Allein niemand that einen Both.
Wegen der Pfeifenkoͤpfe ſchlugen ſich ſogleich
zwey Edelleut’ ins Mittel, und bedrohter
ihren Mitbruder, mit ihm Kugeln zu wech-
ſeln, oder ihm einen rothen Hahn aufs Haus
zu ſetzen. Was iſt aber ein Judenjunge ge-
gen meerſchaume Pfeifenkoͤpfe? Die Eigen-
thuͤmer hatten ſich, unter uns geſagt, mit
dieſen Renomiſten abgefunden. Die Hoch-
wohlgebohrnen Schlaͤger droheten nicht um-
ſonſt, ſondern vor Geld und gute Worte. —
Der arme Judenjunge! Zu den ſchoͤnen
Reden, womit man ihn bedaurete, und ſich
uͤber die Grauſamkeit des Edelmanns beklagte,
kam nun noch der Umſtand, den man hinzu-
fuͤgte: der Edelmann haͤtte den Preis des
Federmeſſers und den des Brods und Waſ-
ſers, womit der Knab’ im Gefaͤngniße bekoͤ-
ſtiget worden, auf die Helfte herabgeſchla-
gen — hiebey bliebs. — Es war um
Weynachten, da Minchen und ihr Bruder
ihren bemittelten Verwannten muͤtterlicher
Seits beſuchten, um ein Chriſtgeſchenk, wel-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/46>, abgerufen am 24.11.2024.
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