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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Protokollist ganz fremden zur Sache nicht
zweckenden Materien, das Gastrecht in sei-
nem Protokol angedeihen ließ. Herr -- (so
hieß der Protokollist,) war damals ein jun-
ger Mensch, der durch diese Proben wie
Gold geläutert und bewähret werden solte,
und ist jetzt -- mein Rechtsfreund. -- Ausser
den Protokollen hab' ich viel von ihm münd-
lich. -- Aus allem nur ein Extrakt. --

Es ward ein Gesuch beliebet, Kraft des-
sen Mine als eine Unterthanin vindiciret wer-
den sollte. Auf einmal fiel es dem ganzen
Concilio, wie es sagte, zum Glück ein, daß
die Sach' ob und in wie weit Mine würk-
lich Unterthanin sey? sehr leicht zur nähern
Untersuchung in Preußen fortgesetzt werden
könnte, wenn man sie (und was ist gewisser?)
in Preußen über ihren Statum befragen würde.
Ey denn, sagte Herr a, ey denn b, ey denn
g, und ey denn der Beysitzer dieses Consili-
ums, der sich herzlich freute, daß seine
Tochter ohne sein Zuthun emancipirt war.

Herr a wünschte, seinen Gedanken, de-
nen er ob periculum in mora Zaum und Ge-
biß anlegen mußte, freien Lauf lassen zu
können. In obscuro libertas praevalet 15. ff.

de

Protokolliſt ganz fremden zur Sache nicht
zweckenden Materien, das Gaſtrecht in ſei-
nem Protokol angedeihen ließ. Herr — (ſo
hieß der Protokolliſt,) war damals ein jun-
ger Menſch, der durch dieſe Proben wie
Gold gelaͤutert und bewaͤhret werden ſolte,
und iſt jetzt — mein Rechtsfreund. — Auſſer
den Protokollen hab’ ich viel von ihm muͤnd-
lich. — Aus allem nur ein Extrakt. —

Es ward ein Geſuch beliebet, Kraft deſ-
ſen Mine als eine Unterthanin vindiciret wer-
den ſollte. Auf einmal fiel es dem ganzen
Concilio, wie es ſagte, zum Gluͤck ein, daß
die Sach’ ob und in wie weit Mine wuͤrk-
lich Unterthanin ſey? ſehr leicht zur naͤhern
Unterſuchung in Preußen fortgeſetzt werden
koͤnnte, wenn man ſie (und was iſt gewiſſer?)
in Preußen uͤber ihren Statum befragen wuͤrde.
Ey denn, ſagte Herr α, ey denn β, ey denn
γ, und ey denn der Beyſitzer dieſes Conſili-
ums, der ſich herzlich freute, daß ſeine
Tochter ohne ſein Zuthun emancipirt war.

Herr α wuͤnſchte, ſeinen Gedanken, de-
nen er ob periculum in mora Zaum und Ge-
biß anlegen mußte, freien Lauf laſſen zu
koͤnnen. In obſcuro libertas praevalet 15. ff.

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[428/0438] Protokolliſt ganz fremden zur Sache nicht zweckenden Materien, das Gaſtrecht in ſei- nem Protokol angedeihen ließ. Herr — (ſo hieß der Protokolliſt,) war damals ein jun- ger Menſch, der durch dieſe Proben wie Gold gelaͤutert und bewaͤhret werden ſolte, und iſt jetzt — mein Rechtsfreund. — Auſſer den Protokollen hab’ ich viel von ihm muͤnd- lich. — Aus allem nur ein Extrakt. — Es ward ein Geſuch beliebet, Kraft deſ- ſen Mine als eine Unterthanin vindiciret wer- den ſollte. Auf einmal fiel es dem ganzen Concilio, wie es ſagte, zum Gluͤck ein, daß die Sach’ ob und in wie weit Mine wuͤrk- lich Unterthanin ſey? ſehr leicht zur naͤhern Unterſuchung in Preußen fortgeſetzt werden koͤnnte, wenn man ſie (und was iſt gewiſſer?) in Preußen uͤber ihren Statum befragen wuͤrde. Ey denn, ſagte Herr α, ey denn β, ey denn γ, und ey denn der Beyſitzer dieſes Conſili- ums, der ſich herzlich freute, daß ſeine Tochter ohne ſein Zuthun emancipirt war. Herr α wuͤnſchte, ſeinen Gedanken, de- nen er ob periculum in mora Zaum und Ge- biß anlegen mußte, freien Lauf laſſen zu koͤnnen. In obſcuro libertas praevalet 15. ff. de

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/438>, abgerufen am 22.11.2024.