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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Freundes würd' ihr letzter seyn. -- Die ge-
ringste Spannung würd' ihre Nerven in Stü-
cken reissen.

Mine war es zufrieden, oder mußt' es
zufrieden seyn, da der Prediger dem Arzt
beytrat. Sie erholte sich, allein nicht zum
Leben, sondern zum Tode, wie sie selbst be-
merkte; indessen dankte sie ihrem Arzt mit
einem Händedruck! Zuweilen stand sie auf,
sahe nach dem Grabe ihres letzten Verwand-
ten, ließ sich von fern die Gräber der Frauen
dieses frisch begrabenen, und ihrer Kinder
zeigen. Sie waren alle mit einer kleinen in
die Höhe stehenden Tafel bezeichnet, worauf
ein Spruch stand. Die Tochter des Predi-
gers mußte sie lesen gehen, und sie Minen
erzählen -- das Auge reichte nicht so
weit. --

Auf seiner Tafel standen die Worte, Da-
niel 12. v. 13. Du aber, Daniel, gehe hin,
bis das Ende kommt, und ruhe, daß du
aufstehest in deinem Theil, am Ende der
Tage.
Er hieß Daniel. --

Auf der Tafel seiner Frauen, Hiob 7.
v. 2, 3. Wie der Knecht sich sehnet nach dem
Schatten, und ein Taglöhner, daß seine

Arbeit
D d 3

Freundes wuͤrd’ ihr letzter ſeyn. — Die ge-
ringſte Spannung wuͤrd’ ihre Nerven in Stuͤ-
cken reiſſen.

Mine war es zufrieden, oder mußt’ es
zufrieden ſeyn, da der Prediger dem Arzt
beytrat. Sie erholte ſich, allein nicht zum
Leben, ſondern zum Tode, wie ſie ſelbſt be-
merkte; indeſſen dankte ſie ihrem Arzt mit
einem Haͤndedruck! Zuweilen ſtand ſie auf,
ſahe nach dem Grabe ihres letzten Verwand-
ten, ließ ſich von fern die Graͤber der Frauen
dieſes friſch begrabenen, und ihrer Kinder
zeigen. Sie waren alle mit einer kleinen in
die Hoͤhe ſtehenden Tafel bezeichnet, worauf
ein Spruch ſtand. Die Tochter des Predi-
gers mußte ſie leſen gehen, und ſie Minen
erzaͤhlen — das Auge reichte nicht ſo
weit. —

Auf ſeiner Tafel ſtanden die Worte, Da-
niel 12. v. 13. Du aber, Daniel, gehe hin,
bis das Ende kommt, und ruhe, daß du
aufſteheſt in deinem Theil, am Ende der
Tage.
Er hieß Daniel. —

Auf der Tafel ſeiner Frauen, Hiob 7.
v. 2, 3. Wie der Knecht ſich ſehnet nach dem
Schatten, und ein Tagloͤhner, daß ſeine

Arbeit
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[421/0431] Freundes wuͤrd’ ihr letzter ſeyn. — Die ge- ringſte Spannung wuͤrd’ ihre Nerven in Stuͤ- cken reiſſen. Mine war es zufrieden, oder mußt’ es zufrieden ſeyn, da der Prediger dem Arzt beytrat. Sie erholte ſich, allein nicht zum Leben, ſondern zum Tode, wie ſie ſelbſt be- merkte; indeſſen dankte ſie ihrem Arzt mit einem Haͤndedruck! Zuweilen ſtand ſie auf, ſahe nach dem Grabe ihres letzten Verwand- ten, ließ ſich von fern die Graͤber der Frauen dieſes friſch begrabenen, und ihrer Kinder zeigen. Sie waren alle mit einer kleinen in die Hoͤhe ſtehenden Tafel bezeichnet, worauf ein Spruch ſtand. Die Tochter des Predi- gers mußte ſie leſen gehen, und ſie Minen erzaͤhlen — das Auge reichte nicht ſo weit. — Auf ſeiner Tafel ſtanden die Worte, Da- niel 12. v. 13. Du aber, Daniel, gehe hin, bis das Ende kommt, und ruhe, daß du aufſteheſt in deinem Theil, am Ende der Tage. Er hieß Daniel. — Auf der Tafel ſeiner Frauen, Hiob 7. v. 2, 3. Wie der Knecht ſich ſehnet nach dem Schatten, und ein Tagloͤhner, daß ſeine Arbeit D d 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/431>, abgerufen am 25.11.2024.