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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Nun nahm er einen andern Weg, und be-
merkte, daß er mich kenne. Zwar hätt' er
nur einen Abend in meiner Gesellschaft zuge-
bracht; indessen wär' ein Abend hinreichend,
wenn man Leute wie mich träfe. -- Mine
hatte sich so sehr in ihrer Gewalt, daß sie
Fragen nach mir that, die Herr v. E. zu mei-
nem Vortheil beantwortete. Mine ward
dadurch aufgeräumt, und Herr v. E. ergrif
diesen Zeitpunkt, im Namen seiner Mutter
seine Anwerbung zu thun. So setzt' er
hinzu, hätte diese Sache gleich gefaßt werden
können, und gefaßt werden sollen. Verzei-
hen Sie diesen, verzeihen Sie alle und jede
Fehler -- ich bin jung; allein merken Sie
es nicht selbst, fügt' er hinzu, bin ich nicht
älter geworden, seitdem ich mich verlobt ha-
be? Meine Mutter darf also hoffen?

Mine sagt' ihm mit einem Anstande, der
nicht seines Gleichen hatte, daß sie nie ge-
wohnt gewesen Hofnungen zu geben, die sie
zu erfüllen außer Stande wäre. Sie müß't
es abschlagen, und warum? fiel Herr v. E.
hitzig ein.

Sie und mich zu schonen -- und, wol-
len Sie noch mehr, ihre künftige Gemah-
lin. --

Er
A a 3

Nun nahm er einen andern Weg, und be-
merkte, daß er mich kenne. Zwar haͤtt’ er
nur einen Abend in meiner Geſellſchaft zuge-
bracht; indeſſen waͤr’ ein Abend hinreichend,
wenn man Leute wie mich traͤfe. — Mine
hatte ſich ſo ſehr in ihrer Gewalt, daß ſie
Fragen nach mir that, die Herr v. E. zu mei-
nem Vortheil beantwortete. Mine ward
dadurch aufgeraͤumt, und Herr v. E. ergrif
dieſen Zeitpunkt, im Namen ſeiner Mutter
ſeine Anwerbung zu thun. So ſetzt’ er
hinzu, haͤtte dieſe Sache gleich gefaßt werden
koͤnnen, und gefaßt werden ſollen. Verzei-
hen Sie dieſen, verzeihen Sie alle und jede
Fehler — ich bin jung; allein merken Sie
es nicht ſelbſt, fuͤgt’ er hinzu, bin ich nicht
aͤlter geworden, ſeitdem ich mich verlobt ha-
be? Meine Mutter darf alſo hoffen?

Mine ſagt’ ihm mit einem Anſtande, der
nicht ſeines Gleichen hatte, daß ſie nie ge-
wohnt geweſen Hofnungen zu geben, die ſie
zu erfuͤllen außer Stande waͤre. Sie muͤß’t
es abſchlagen, und warum? fiel Herr v. E.
hitzig ein.

Sie und mich zu ſchonen — und, wol-
len Sie noch mehr, ihre kuͤnftige Gemah-
lin. —

Er
A a 3
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[373/0381] Nun nahm er einen andern Weg, und be- merkte, daß er mich kenne. Zwar haͤtt’ er nur einen Abend in meiner Geſellſchaft zuge- bracht; indeſſen waͤr’ ein Abend hinreichend, wenn man Leute wie mich traͤfe. — Mine hatte ſich ſo ſehr in ihrer Gewalt, daß ſie Fragen nach mir that, die Herr v. E. zu mei- nem Vortheil beantwortete. Mine ward dadurch aufgeraͤumt, und Herr v. E. ergrif dieſen Zeitpunkt, im Namen ſeiner Mutter ſeine Anwerbung zu thun. So ſetzt’ er hinzu, haͤtte dieſe Sache gleich gefaßt werden koͤnnen, und gefaßt werden ſollen. Verzei- hen Sie dieſen, verzeihen Sie alle und jede Fehler — ich bin jung; allein merken Sie es nicht ſelbſt, fuͤgt’ er hinzu, bin ich nicht aͤlter geworden, ſeitdem ich mich verlobt ha- be? Meine Mutter darf alſo hoffen? Mine ſagt’ ihm mit einem Anſtande, der nicht ſeines Gleichen hatte, daß ſie nie ge- wohnt geweſen Hofnungen zu geben, die ſie zu erfuͤllen außer Stande waͤre. Sie muͤß’t es abſchlagen, und warum? fiel Herr v. E. hitzig ein. Sie und mich zu ſchonen — und, wol- len Sie noch mehr, ihre kuͤnftige Gemah- lin. — Er A a 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/381>, abgerufen am 25.11.2024.